Barsbüttel. Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Sportlerwahl vor. Heute: Hannah Gätjen (16) von der SG StoBa.
2022 war für Hannah Gätjen das Jahr der Paradebeispiele dafür, wie nah im (Schwimm-)Sport Enttäuschungen und Erfolge beieinander liegen. Sekundenbruchteile können einen himmelweiten Unterschied ausmachen und manchmal liegt zwischen der bittersten Niederlage und dem größten Sieg nur eine Nacht.
Diese „Niederlage“, wenn man eine Silbermedaille bei Deutschen Jugend-Meisterschaften überhaupt so kategorisieren darf, erlitt die 16 Jahre alte Langstreckenschwimmerin von der SG Stormarn-Barsbüttel in Mölln über die Distanz von 7,5 Kilometern. Die meiste Zeit lag sie in Führung, doch beim Anschlag fehlte die Winzigkeit von zwei Hundertstelsekunden zu Gold. Besonders bitter: Damit verpasste Hannah Gätjen die Qualifikation für die Weltmeisterschaft auf den Seychellen. Es war nur noch ein Platz zu vergeben.
Die Schülerin war nach Platz zwei über 7,5 Kilometer am Boden zerstört
Die Schülerin erinnert sich noch genau an die Stunden nach dem ersten Wettkampf bei den Deutschen Meisterschaften, wo sie schon tags darauf wieder schwimmen sollte. „Ich war am Boden zerstört, niemand konnte mich trösten und ich wollte einfach nur allein sein“, erzählt sie. „Ich hätte nie gedacht, dass ich am nächsten Tag auch nur ansatzweise gut schwimmen könnte.“ Zu allem Übel musste sie in den schweren Stunden vor Ort auf die Unterstützung ihres Barsbütteler Trainers verzichten. Constantin Depmeyer war in seiner Funktion als Bundestrainer unterwegs, lediglich Telefonate waren möglich.
16-Jährige meldete sich mit zwei Goldmedaillen eindrucksvoll zurück
Und dann? Schaffte die Teenagerin in einer für sie neuen Situation die Kehrtwende und schwamm sich wieder frei. Zuerst psychologisch, dann im Wasser. „Ich musste für mich einen Weg finden, damit umzugehen. Und ich habe mir gesagt, dass ich es den anderen und mir selbst beweisen will“, sagt sie. Sie bewies es allen, maximal eindrucksvoll: Gold über 2,5 Kilometer und wiederum einen Tag später nochmal Gold über fünf Kilometer. „Dadurch, dass ich mich selbst wieder pushen konnte, haben die beiden Medaillen einen ganz besonderen Wert für mich“, sagt sie. Sogar einen noch größeren Wert als die Medaille, die sie ebenfalls 2022 bei den Europameisterschaften gewann. In Portugal schwamm Hannah Gätjen mit der Deutschen Staffel auf Platz zwei.
Schon zum zweiten Mal für Sportlerwahl nominiert
Diese und weitere Erfolge – die StoBa-Schwimmerin holte auch Medaillen bei Norddeutschen Meisterschaften – brachten ihr im Alter von 16 Jahren schon die zweite Nominierung bei der Stormarner Sportlerwahl ein. Vor der Corona-Pause war sie Teil des Teams des Jahres SG StoBa. Nun ist sie erstmals als Einzelsportlerin nominiert. „Die Nominierung ist eine schöne Bestätigung für mich“, sagt sie. Und ein Lohn für den enormen Aufwand, den die Schwimmerin schon seit mehreren Jahren betreibt. In einer normalen Woche trainiert sie nämlich zehnmal, hinzukommen zahlreiche Wettkämpfe. Kurze Pausen gibt es nur in den Sommerferien und über Weihnachten.
Mutter Ilona war früher auch Langstreckenschwimmerin
Das Gefühl, ihre Tochter bremsen zu müssen, hatten die Eltern bisher allerdings nie. Im Gegenteil: „Eine Schwimmpause wäre die Höchststrafe für sie. Außerdem hat der Trainer ein Auge auf die Belastung, wir vertrauen ihm zu 100 Prozent“, sagt Mutter Ilona Gätjen, die selbst einst als Langstreckenschwimmerin unterwegs war und es einmal zu Deutschen Meisterschaften schaffte.
Dass sich auch Hannah für diese Sportart entschied, sei aber eher Zufall gewesen. „Als sie noch nicht mal zwei Jahre alt war, haben wir in Dänemark Urlaub gemacht und hatten einen Pool. Dort haben wir sie gar nicht mehr aus dem Wasser rausbekommen. Dann habe ich sie beim Eltern-Kind-Schwimmen angemeldet und weil sie auch da so viel Spaß hatte, danach im Schwimmverein. So kam eines zum anderen.“
Nächstes Ziel ist die Qualifikation für die Junioren-EM
Der Spaß am Schwimmen ist Hannah noch immer nicht vergangen, anders wäre der Aufwand wohl auch kaum zu bewältigen. Zeit für ein anderes Hobby bleibt nicht, Treffen mit Freundinnen müssen im Voraus organisiert werden. Selbst für die Schule ist nicht immer Zeit, obwohl die Erich Kästner Gemeinschaftsschule direkt gegenüber die Schwimmhalle liegt. „Zum Glück ist die Schule sehr kooperativ und stellt mich frei, wenn ich zu Wettkämpfen oder ins Trainingslager muss“, sagt sie. Den Stoff holt sie unterwegs nach und kommt trotz des Aufwands gut im Unterricht mit. Nach der Schule will sie studieren. Aber auch im Wasser sind die Ziele klar gesteckt. Kurzfristig will sie sich erneut für die Junioren-EM in diesem und die WM im kommenden Jahr qualifizieren, dasselbe soll später auch im Erwachsenenbereich gelingen.
Und das allergrößte Ziel ist für das Jahr 2028 terminiert: „Bei Olympia in Los Angeles dabei zu sein, wäre ein Traum“, sagt sie. Auf dem Weg dorthin bräuchte Hannah Gätjen eine Menge Siege und wird sicherlich auch noch Niederlagen wegstecken müssen. Wie das geht, weiß sie seit 2022 genau.
Abstimmen und einen Preis gewinnen
Nun sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufgerufen, Ihre Stimme für das Team, die Sportlerin sowie den Sportler des Jahres abzugeben. Das geht per Onlinevoting auf der Internetseite des Kreissportverbands Stormarn (www.ksv-stormarn.de). Zeit ist noch bis zum 31. Januar 2023, 24 Uhr. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden attraktive Sachpreise verlost. Jede Person kann nur einmal abstimmen. Das Ergebnis des Onlinevotings fließt zu 50 Prozent in das Endergebnis ein. Die andere Hälfte machen die Stimmen der Jury aus, bestehend aus dem KSV-Vorstand, Stormarner Sportjournalisten und der Sparkasse Holstein mit ihren Stiftungen.
Alle Kandidaten, Team des Jahres: Fußballerinnen des SSC Hagen Ahrensburg, Handballerinnen des TSV Bargteheide, Basketballer des TSV Bargteheide; Sportlerin des Jahres: Elea Linka, Hannah Gätjen (beide Schwimmen, SG Stormarn Barsbüttel), Karina Peisker (Rhönrad, TSV Trittau); Sportler des Jahres: Corre Ansehl (Karate, TSV Reinbek), Nicholas Goldbeck (Reiten, RuFG Bargfeld-Stegen), Udo van Stevendaal (Triathlon, SV Großhansdorf)