Ahrensburg. Bei der Nutzung der Fußballfelder auf dem Stormarnplatz werden Lärmschutzvorgaben nicht eingehalten. Zukunft des Standorts ungewiss.
Jahrelang haben der Ahrensburger TSV, der FC Ahrensburg und die Roter Stern Kickers für neue Umkleiden auf dem Stormarnplatz gekämpft. In Kürze sollte der Bau des Sporthauses endlich starten – doch nun steht das Projekt erneut auf der Kippe. Bürgermeister Michael Sarach appellierte in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung an die Politiker, das Vorhaben noch einmal zu überdenken: „Die Frage ist, ob wir den Bau des Umkleidehauses für mehr als zwei Millionen Euro wirklich zu diesem Zeitpunkt in Auftrag geben wollen“, so der Verwaltungschef.
Verwaltung hat Verstöße bisher toleriert
Der Grund für sein Einschreiten: Bei den Vorbereitungen für ein Lärmschutzgutachten hat sich herausgestellt, dass die Fußballfelder aktuell bereits über das erlaubte Maß genutzt werden und dass die Spielzeiten in Zukunft wegen der umliegenden Wohnbebauung noch weiter eingeschränkt werden könnten. „Bisher haben wir die Verstöße im Rathaus toleriert“, sagt Sarach. „Aber eigentlich müsste ich jetzt schon einschreiten und die Nutzung begrenzen. Etwa 20 Einheiten pro Woche würden den Vereinen dadurch verloren gehen.“
Abends darf auf den Plätzen nicht gespielt werden
Nach Rathausangaben sind vor allem die Trainingszeiten der Erwachsenen am Abend betroffen. Das Areal gilt demnach als „allgemeines Wohngebiet“, in dem die entsprechenden Vorgaben aus dem Bundes-Immissionsschutzgesetz eingehalten werden müssen. „Werktags darf nur von 8 bis 20 Uhr gespielt werden“, sagt die für Sport zuständige Fachbereichsleiterin Tanja Eicher. Derzeit werde aber mindestens ein Platz bis 22 Uhr genutzt. „Die Belegung wird nicht von uns gemacht, sondern von den Vereinen“, sagt Eicher. „Die reale Nutzung könnte daher noch etwas anders aussehen. Wir kontrollieren das derzeit nicht.“ Ein weiteres Problem: An Sonntagen sei von 13 bis 15 Uhr kein Spielbetrieb erlaubt – eine Zeit, in der Ligaspiele ausgetragen werden. „Wir hatten Spiele, die um 12.30 Uhr begonnen wurden“, sagt die Fachbereichsleiterin. „Die hätten eigentlich gar nicht sein dürfen.“
Ahrensburg will dichtere Bebauung am Stormarnplatz
Aufgefallen sei die Problematik zufällig bei der Vorbereitung des neuen Bebauungsplans 80 B für das Areal rund um die Klaus-Groth-Straße, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. Ziel ist es, eine dichtere Bebauung der Grundstücke nördlich des Stormarnplatzes bis zur Fritz-Reuter-Straße zu ermöglichen. Das Vorhaben habe aber keinen negativen Einfluss auf die Anforderungen hinsichtlich des Lärmschutzes, betont Kania. Im Gegenteil: „Durch die Nachverdichtung könnte sogar mehr zugelassen werden als bisher“, sagt er. Das hänge von der künftigen Klassifizierung des Gebiets ab.
Klar ist aber: Es wird Einschränkungen für den Spielbetrieb geben. Die Details sollen Fachleute nun in dem neuen Lärmschutzgutachten klären. Die Verwaltung rechnet damit, dass die Ergebnisse Mitte Juli vorliegen. „Es wäre sinnvoll, das Gutachten abzuwarten, bevor eine Entscheidung getroffen wird“, sagt Kania. „Es stellt sich die Frage, ob der Standort für das Umkleidehaus auf dem Stormarnplatz noch sinnvoll ist, wenn die Erwachsenen künftig woanders trainieren müssen. Das Gebäude wäre dann nur noch für die Jugend.“
Der Bürgermeister steht unter Zeitdruck
Das Problem: Die Stadt hat die Leistungen für den Bau des Umkleidehauses bereits ausgeschrieben und nur noch auf die Genehmigung des Nachtragshaushalts gewartet. Diese liegt nun vor. „Am 31. Juli läuft die Bindefrist der Angebote ab“, sagt Sarach. Er werde versuchen, mit den Firmen nachzuverhandeln.
„Ich will die Entscheidungen der Stadtverordneten nicht in Frage stellen“, sagt der Bürgermeister. „Aber wenn ich die Aufträge auslöse, bin ich mit meiner Unterschrift in der Verantwortung.“ Deshalb bittet er die politischen Fraktionen, ihm demnächst ein Signal zu geben, ob sie unter diesen Voraussetzungen am Bau des Umkleidehauses festhalten wollen. „Es ist eine schwierige Situation“, so Sarach. „Aber künftig wird vielleicht nur noch eine deutlich reduzierte Nutzung der Sportplätze möglich sein.“
Hinzu komme, dass die Kunstrasenfelder in absehbarer Zeit saniert werden müssten und dann erneut Kosten in Höhe von 200.000 bis 400.000 Euro auf die Stadt zukämen. Die Verwaltung will die Problematik in der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Mittwochabend weiter besprechen.
ATSV wünscht sich Sportpark im Gewerbegebiet
Unklar ist aktuell auch noch, wie sich Ahrensburg in Zukunft beim Thema Sport aufstellen will. Der Vorstand des ATSV fordert bereits seit Längerem einen Sportpark im Gewerbegebiet Beimoor-Süd, hält die Fußballfelder im Zentrum wegen fehlender Wachstumsmöglichkeiten für nicht zukunftsfähig. Der Vereinsvorsitzende Jürgen Westphal wünscht sich auf dem Areal an der Ecke Ostring/Kornkamp-Süd eine Dreifeldhalle, Fußballfelder, Beach- und Mehrzweckplätze, eine Skaterbahn und ein Clubhaus. Insbesondere fehlende Hallenkapazitäten machen dem ATSV, aber auch anderen Ahrensburger Vereinen zu schaffen. Viele beklagen lange Wartelisten. Nach Angaben der Verwaltung waren die Hallen vor der Corona-Pandemie zu 97 Prozent ausgelastet.
Aufschluss über die Bedarfe und die Frage, wie sich diese langfristig decken lassen, soll der Sportstättenentwicklungsplan geben. Nach coronabedingten Verzögerungen soll er nun nach der politischen Sommerpause Anfang August im Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss vorgestellt werden. Dann wird es auch darum gehen, ob die Fußballfelder auf dem Stormarnplatz bestehen bleiben sollen. Insbesondere die Roter Stern Kickers wollen an dem Standort festhalten und hatten dabei bislang auch die politische Mehrheit hinter sich.
Kosten für die Umkleiden erhöhten sich um 70 Prozent
Einig sind sich die drei Vereine darin, dass die derzeit genutzten, maroden Umkleideräume im Bruno-Bröker-Haus für die Sportler unzumutbar seien. Deshalb fordern sie seit Jahren ein neues Sporthaus. Doch die Pläne hatten sich immer wieder verzögert. Ein Grund: Die Kosten für das zweigeschossige Gebäude erhöhten sich um fast 70 Prozent auf 2,12 Millionen Euro. Die Gründe waren laut Verwaltung neben der allgemeinen Baukostensteigerung Planungsfehler und ein schadstoffbelasteter Boden.
Trotz der Kostensteigerung beschlossen die Politiker im Februar mehrheitlich, das Haus zu bauen und zusätzliche 870.000 Euro im Nachtragshaushalt bereitzustellen – gegen das Votum der Wählergemeinschaft WAB und der SPD. Dann verzögerte sich das Projekt erneut, weil auf die Genehmigung der Kommunalaufsicht gewartet werden musste.
Bau- und Planungsausschuss Ahrensburg Mi 16.6., 19 Uhr, Sporthalle der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule, Wulfsdorfer Weg 71