Ahrensburg. Verein wirbt bei Politik für Anlage mit Mehrzweckhalle im Gewerbegebiet Beimoor-Süd. Grüne, FDP und Linke ignorieren Gesprächsersuchen.

Eine Mehrzweckhalle mit drei Feldern, zwei Sportplätze, Kleinspielfelder, Beachplätze und eine Skaterbahn – so stellt sich der Vorstand des Ahrensburger Turn- und Sportverein (ATSV) ein Sportzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd vor. „Unzureichende Nutzungszeiten bei Ahrensburgs Sportstätten, insbesondere den Hallen, sorgen für lange Wartelisten in vielen Abteilungen“, begründet der ATSV-Vorsitzende Jürgen Westphal den Wunsch.

„Besonders dringend benötigt der ATSV eine Dreifeldhalle, um seinen Aufgaben gerecht zu werden“, appelliert er an Politiker und Verwaltung der Schlossstadt. Langfristig solle sie Teil eines Sportparks werden. „Für uns ist die Frage nach dem Sportzentrum eine, die über Ahrensburgs Zukunft als Sportstandort entscheidet“, betont der Chef des mit rund 4300 Mitgliedern größten Sportvereins Stormarns. Der Vereinsvorstand hat erste Gespräche mit den Fraktionen geführt – mit geteilten Reaktionen.

Vereinsvorstand beklagt fehlende Hallenkapazitäten

„Es kann doch nicht sein, dass Menschen in Nachbarstädte abwandern müssen, weil Ahrensburg nicht die erforderlichen Sportanlagen schafft“, sagt ATSV-Chef Jürgen Westphal.
„Es kann doch nicht sein, dass Menschen in Nachbarstädte abwandern müssen, weil Ahrensburg nicht die erforderlichen Sportanlagen schafft“, sagt ATSV-Chef Jürgen Westphal. © HA | Marc R. Hofmann

„Wir konnten unseren Wunsch den Fraktionen von SPD, CDU und Wählergemeinschaft WAB vorstellen“, sagt Jürgen Westphal. Der Vereinschef zieht ein gemischtes Fazit. „Während wir bei SPD und WAB auf offene Ohren gestoßen sind und auf Unterstützung hoffen können, tut sich die CDU schwerer.“ Westphal kritisiert: „Sie macht das Thema zu sehr am Erhalt der Fußballfelder auf dem Stormarnplatz fest.“ Die CDU verkenne, dass zwei Fußballfelder zwar wichtig für die 500 Fußballspieler seien, aber keine Lösung für die übrigen 6.400 im Kreissportverband gemeldeten Sportler in Ahrensburg mit Hallenbedarf darstellten, sagte Westphal dem Abendblatt.

Die Fraktionen von Grünen, FDP und Linken hätten auf das Gesprächsersuchen des ATSV nicht reagiert. „Bei den Fraktionen wird das Thema wohl nicht als so wichtig eingeschätzt“, bemerkt der Vereinschef trocken und Enttäuschung schwingt mit. Erst vor einigen Tagen habe er den drei Fraktionen ein weiteres Gesprächsangebot unterbreitet. „Es gab keine Antwort“, so Westphal.

Politiker hatten Neubau eines Umkleidehauses auf den Weg gebracht

Auf dem Stormarnplatz direkt hinter dem Rathaus befinden sich derzeit zwei Kunstrasen-Fußballfelder, die neben dem ATSV auch von den Vereinen Roter Stern Kickers und FC Ahrensburg genutzt werden. Die Stadtverordneten wollen die Anlage mehrheitlich dort belassen. Weil Umkleidemöglichkeiten und sanitäre Anlagen, die sich derzeit im Jugendzentrum Bruno-Bröker-Haus befinden, marode und in katastrophalem hygienischen Zustand sind, hatten die Politiker den Neubau eines Umkleidehauses für 1,25 Millionen Euro am Rande des Platzes auf den Weg gebracht. Dieses hatten die Vereine gefordert, weil ein Umzug ins Gewerbegebiet von den Stadtverordneten blockiert wird.

Dabei würde der ATSV-Vorstand den Stormarnplatz am liebsten sofort gegen ein Sportzentrum eintauschen. „Er ist nicht zukunftsfähig, weil er keine Wachstumsmöglichkeiten bietet und nur dem Fußball dient“, sagt Jürgen Westphal. Schon jetzt reichten die Platzzeiten für die Vereine nicht aus, es komme zu Auseinandersetzungen.

Hallenkapazitäten in Ahrensburg fast voll ausgeschöpft

Die Hallenkapazitäten in der Schlossstadt sind fast vollständig ausgeschöpft. Eine 97-prozentige Auslastung der Hallen hatte die Verwaltung in einem Gutachten festgestellt, das sie im Mai dem Bildungs-, Kultur-, und Sportausschuss vorlegte. Westphal: „Wir haben 130 Personen auf Wartelisten, besonders für die überfüllten Kindergruppen.“ Die Einführung der Offenen Ganztagsschule (OGS) an der Grundschule Am Reesenbüttel habe die Situation weiter verschärft. „Beide Hallen dort werden bis 16 Uhr durch die OGS beansprucht.“

Zwei Stunden Kinderturnen und drei Stunden Seniorengruppen des ATSV mussten weichen. „Eine Zusammenarbeit mit der Ganztagsschule gibt es in der Kinderleichtathletik, beim Tischtennis und Handball. Für Kleinkinder- und Seniorensport wird das aber nicht möglich sein“, betont Westphal. „Wenn weitere Schulen die OGS einführen und die Hallen intensiver nutzen, wird das erhebliche Auswirkungen auf die sozial sehr wichtigen Bereiche Kinderturnen und Inklusionssport haben“, warnt er. „Der ATSV fragt sich, ob das politisch so gewollt war oder ob man die Auswirkungen einfach nicht erkannt hat?“

Potenzielle Mitglieder wandern zu Nachbarstädten ab

Sie werben für das Sportzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd: Lars Einnolf (v. l.), Hans-Joachim Schmidt und Dietrich Ebert vom ATSV-Vorstand.
Sie werben für das Sportzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd: Lars Einnolf (v. l.), Hans-Joachim Schmidt und Dietrich Ebert vom ATSV-Vorstand. © Filip Schwen | Filip Schwen

In einem Schreiben an die Fraktionen und Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach, das dem Abendblatt vorliegt, legt der Vereinsvorstand die Notwendigkeit des Sportparks dar. „Über die Hälfte unserer Mitglieder sind unter 18 Jahre alt. Attraktiven Sport anzubieten und unseren Kindern und Jugendlichen eine Alternative zum Smartphone und Computer anzubieten, sehen wir als ATSV als wichtige soziale Aufgabe an“, heißt es darin.

„Wir können nicht alle Wünsche auf Mitgliedschaft im Verein erfüllen“, schreibt der Vereinsvorsitzende Westphal. Vom Nachbarverein TSV Bargteheide erfahre er, dass dort ein signifikanter Mitgliederzuwachs aus dem Bereich Erlenhof in Ahrensburg verzeichnet werde. „Es kann doch nicht angehen, dass die größte Stadt und der größte Sportverein im Kreis Stormarn sein Angebot nicht den Erfordernissen anpassen kann und potenzielle Mitglieder in Nachbarstädte abwandern müssen“, empört sich der Vereinschef.

Mittelfristig plane der ATSV weitere Trainingsgruppen am Nachmittag

Dem Text beigefügt hat der Vorstand umfangreiche Berechnungen, in denen er den Sportstätten-Bedarf konkretisiert und drei Planskizzen, die zeigen, wie ein Sportpark im Gewerbegebiet aussehen könnte. „Wir haben die Zahlen niedrig angesetzt, weil wir nicht übertreiben möchten“, sagt Vorstandsmitglied Dietrich Ebert, der die Werte zusammengetragen hat. So decke die gewünschte Dreifeldhalle zwar den aktuellen Bedarf. „Mit Blick in die Zukunft wäre aber eine Sechsfeldhalle notwendig“, betont Ebert. Der heutige Zusatzbedarf an Hallenraum beträgt demnach rund 90 Stunden je Woche. Zurzeit nutzt der ATSV wöchentlich 440 Hallenstunden. Hallenkapazitäten fehlen dem Verein vor allem bei den jüngeren Altersgruppen.

„In etlichen Abteilungen sind die Trainingsgruppen überfüllt, hier wird teilweise mit 20 und mehr Teilnehmern trainiert und das auch nur eine Stunde je Woche“, heißt es. Die Situation beschreibt Westphal als „unhaltbar“. Mittelfristig plane der ATSV weitere Trainingsgruppen am Nachmittag. „Bei voraussichtlich zehn Prozent Bevölkerungswachstum in den nächsten fünf Jahren in Ahrensburg wird sich der Bedarf weiter steigern“, prognostiziert Westphal. Der Verein rechnet damit, dass der Zusatzbedarf auf bis zu 163 Hallenstunden ansteigt. Der Sportpark soll nach dem Willen des ATSV-Vorstands auf dem Areal an der Ecke Ostring/Kornkamp-Süd im Gewerbegebiet Beimoor-Süd realisiert werden. Das Gebiet ist im Flächennutzungsplan bereits für Sportanlagen ausgewiesen, in unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich der Hockeyplatz des THC Ahrensburg und die Anlage des Schützenvereins. „Die Gesamtfläche dürfte groß genug sein, um hier neben der Dreifeldhalle zwei Fußballfelder, drei Kleinspielfelder und zwei Beachfelder unterzubringen“, schreibt Westphal an die Politiker.

Sportpark könnte die Stadt 20 bis 30 Millionen Euro kosten

Eine Skaterbahn habe hier keinen Platz, könne aber auf einem Nachbarareal gegenüber dem Kornkamp-Süd, das der F-Plan für Freizeitangebote ausweise, angesiedelt werden. Durch eine Fußgängerbrücke über den Ostring soll das Areal nach den Plänen des ATSV mit dem Fahrrad erreichbar sein. Die Kosten für ein Sportzentrum schätzte CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen auf 20 bis 30 Millionen Euro.

Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach (SPD) begrüßt die Initiative des ATSV auf Abendblatt-Anfrage. „Die Hallenzeiten in Ahrensburg sind derzeit sehr knapp bemessen, Reserven gibt es keine“, sagt der Verwaltungschef. Das Sportzentrum könne neue Perspektiven schaffen. Dass eine Konzentration von Sportanlagen im Norden der Stadt sinnvoll sein könne, habe die vergleichbare Anlage des SSC Hagen in Ahrensburgs Süden bewiesen.

Sarach wünscht sich Weiterentwicklung des Gedankens Sportpark

„Eine Verlagerung der Fußballplätze vom Stormarnplatz nach Beimoor-Süd böte neue planerische Möglichkeiten für das Stadtzentrum“, sagt Bürgermeister Michael Sarach.
„Eine Verlagerung der Fußballplätze vom Stormarnplatz nach Beimoor-Süd böte neue planerische Möglichkeiten für das Stadtzentrum“, sagt Bürgermeister Michael Sarach. © HA

Allerdings betont Sarach: „Zwingend verbunden mit einer solchen Anlage ist für mich der Bau einer Fußgängerbrücke über den viel befahrenen Ostring.“ Nur so könne die Erreichbarkeit der Anlage mit dem Fahrrad gesichert werden. „Das ist für Kinder und Jugendliche essenziell“, so der Bürgermeister. Und: „Eine Verlagerung der Fußballfelder am Stormarnplatz würde eine anderweitige Nutzung der Fläche ermöglichen“, so Sarach. „Es würde uns neue Entwicklungsmöglichkeiten für das Stadtzentrum geben.“ Er wünsche sich, dass der Gedanke des Sportparks vom ATSV und allen Beteiligten weiterentwickelt werde.

Ahrensburgs Bildungs-, Kultur-, und Sportausschuss hatte im Mai beschlossen, den Sportstättenentwicklungsplan 2020 fortzuschreiben. Geplant ist eine Befragung der Bürger zu ihren Sportstättenbedarfen durch einen Dienstleister. Kosten: schätzungsweise bis zu 60.000 Euro. Sport-Fachdienstleiter Robert Tessmer sagt dazu: „Das Verfahren ist aufwendig, darum können wir erst Ende 2020 mit Ergebnissen rechnen.“

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