Ahrensburg. Die Kosten für den Neubau auf dem Stormarnplatz steigen auf 2,12 Millionen Euro. Schuld sind Planungsfehler und der Boden.

Die Nachricht , dass das geplante Umkleidehaus auf dem Stormarnplatz 2,12 Millionen Euro kosten soll, hat bei Ahrensburger Politikern für Entsetzen gesorgt. Und die Gründe für den Preisanstieg um fast 70 Prozent erhöhten ihre Fassungslosigkeit bei der jüngsten Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses noch.

Nach Angaben der Verwaltung sollen neben der allgemeinen Baukostensteigerung vor allem Planungsfehler und ein schadstoffbelasteter Boden dafür verantwortlich sein, dass die für das Projekt veranschlagten 1,25 Millionen Euro bei Weitem nicht ausreichen. In einer ersten Schätzung war die Verwaltung noch von rund 800.000 Euro ausgegangen.

Die Baugenehmigung habe die Auflage enthalten, am Gebäude neun Parkplätze , davon einen für Behinderte, sowie eine Abstellanlage für Fahrräder zu schaffen. Zudem müsse eine Zufahrt für Autos von der Stormarnstraße eingerichtet werden. „Uns war nicht klar, dass wir das alles brauchen“, sagt Achim Keizer, der zuständige Fachdienstleiter im Rathaus.

„Wir wollten eigentlich nur einen Fußweg anlegen.“ Durch die Vorgabe müssten 100.000 Euro zusätzlich für die Außenanlagen eingeplant werden. In der Landesbauordnung gebe es einen bestimmten Stellplatzschlüssel für Sportanlagen, sagt Stadtplaner Kay Renner. Die bereits vorhandenen Parkflächen auf dem Stormarnplatz, etwa am Jugendzentrum Juki 42, reichten nicht aus.

Türen sollen Vandalismus standhalten können

Bei den Politikern sorgen die Aussagen für Unverständnis. Rund vier Jahre lang war das Umkleidehaus für die Fußballer der drei Sportvereine Ahrensburger TSV, FC Ahrensburg und Roter Stern Kickers geplant worden. „Wir hatten doch eine externe Fachplanerin eingebunden, die wir teuer bezahlt haben, damit sie ihren Sachverstand einbringt“, sagt Wolfgang Schäfer (FDP). „Es kann doch nicht sein, dass sie keine korrekte Planung vorlegt.“ Laut Keizer hat die Verwaltung Konsequenzen gezogen und den Vertrag beendet, als die Fehler bemerkt wurden.

Der Planungsentwurf aus dem Jahr 2018
Der Planungsentwurf aus dem Jahr 2018 © Atelier Sandra Foehlau | Atelier Sandra Foehlau

Ein weiteres Problem sei, dass der Baukostenpreis mit 2100 Euro pro Quadratmeter viel zu niedrig angesetzt worden sei, sagt Achim Keizer. „Das reicht vielleicht für eine Lagerhalle, aber nicht für dieses Projekt.“ Denn die Bauqualität müsse hoch sein, um das Umkleidehaus vor Vandalismus zu schützen. „Wenn Fußballer nach einem verlorenen Spiel wütend gegen eine Tür treten, muss sie das aushalten können“, sagt Robert Tessmer, für Sport zuständiger Fachdienstleiter. Das sei bei der ursprünglichen Planung nicht berücksichtig worden. „Wenn wir günstiger bauen, haben wir hinterher Probleme mit der Unterhaltung“, sagt Keizer.

Angebote lagen deutlich über der Kalkulation

Zudem habe sich herausgestellt, dass der Boden schadstoffbelastet sei. Die gefundene Schwermetallschlacke müsse für viel Geld entsorgt werden, sagt Keizer. „Allein die Abfuhr des Bodens kostet 130.000 Euro.“ Die Firmen hätten zum Teil keine Subunternehmen gefunden, die den Abtransport übernehmen wollten. „Das ist der schlechteste Boden, den man sich vorstellen kann.“

Die Verwaltung hat bisher nur einige Bauleistungen ausgeschrieben – und auf dieser Basis den zu erwartenden Gesamtpreis hochgerechnet. Darunter war der Rohbau. „Dafür hatten wir 500.000 Euro einkalkuliert“, sagt Keizer. Sieben Angebote seien eingegangen, das günstigste habe bei 720.000 Euro gelegen, das teuerste bei einer Million. Zu den hohen Kosten trage bei, dass die Branche 2021 einen Preisanstieg bei Kalksandstein um 20 Prozent erwarte, so Keizer.

Politiker sind angesichts der Kostensteigerung entsetzt

„Ich bin schockiert“, sagt Alessandra Wolf, Stadtverordnete der CDU. „Für 2,1 Millionen Euro kann ich mir ein Schloss hinstellen.“ Und Bela Randschau (SPD) ergänzt: „Für das Geld baue ich mehrere Einfamilienhäuser.“ Beide äußerten die Sorge, dass die Kosten noch weiter steigen und irgendwann bei 2,5 bis 3 Millionen Euro liegen könnten.

Stefan Gertz (Grüne) mahnt, dass Schulen und öffentliche Gebäude nicht mit Einfamilienhäusern verglichen werden dürften. „Sie sind einfach teurer, weil sie mehr Voraussetzungen erfüllen müssen“, sagt er. Sein Fraktionskollege Christian Schubbert erinnert daran, dass die Idee zu sparen schon einmal schiefgegangen sei – und zwar beim Hortgebäude der Grundschule Am Schloss. Er sagt: „Die Folge ist, dass die Kinder auf dem Schulhof nicht mehr Fußballspielen dürfen, weil bei Schüssen gegen das Gebäude die Fassade abplatzt.“

Politiker wollen die Ausschreibung nicht aufheben

Viel Spielraum, den Preis noch zu senken, sieht die Verwaltung nicht. Ein Verzicht auf den Keller würde laut Tessmer zwar 230.000 Euro einsparen, „aber das ergibt keinen Sinn, weil wir die Flächen als Lager für die Sportgeräte benötigen“.

Auch eine Containerlösung würde sich nicht rechnen. „Für einen zweigeschossigen Containerbau bräuchten wir ebenfalls ein Fundament und müssten viele Leitungen verlegen“, sagt Keizer. Zudem müssten zusätzliche Container aufgestellt werden, um den wegfallenden Keller auszugleichen. Dennoch baten die Politiker darum, ein Angebot für diese Variante einzuholen. Zudem will die Verwaltung prüfen, ob es noch andere Möglichkeiten für Stellplätze gibt.

„Auch wenn ich über die Preisgestaltung schockiert bin, sollten wir nicht wieder rückwärts alles überprüfen“, mahnt Wolf. „Wir sollten uns darauf fokussieren, voranzukommen.“ Auf Antrag der CDU, der mit sieben Ja-Stimmen angenommen wurde, soll die Ausschreibung für das Umkleidehaus nicht aufgehoben werden. Die Politiker wollen bei den Beratungen für den Nachtragshaushalt darüber beschließen.