Kandidatencheck: Die drei Bewerber für das Bürgermeisteramt in Ahrensburg beantworten jeden Tag eine Frage der Abendblatt-Redaktion.
Ahrensburg. Am 26. September soll in Ahrensburg ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Jeden Tag stellen wir den drei Kandidaten Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert), Eckart Boege (SPD) und Christian Schubbert (Die Grünen) eine Frage. Heute: Wie stark soll Ahrensburg wachsen? Wo und wie könnten in den kommenden Jahren neue Wohnungen entstehen?
Christian Schubbert (Die Grünen)
Bei jeder Fläche, die verbraucht werden soll, muss die Abwägung erfolgen, ob wir diese versiegeln wollen oder für uns und unsere Kinder lieber als Naturfläche erhalten. Ahrensburg ist in den letzten Jahren stark gewachsen und mittlerweile mit seinen 35.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine der zehn größten Städte Schleswig-Holsteins.
Ahrensburg wächst auch momentan stark weiter. Ob auf den Baufeldern an der Hamburger Straße, auf denen vorher die Autohäuser standen, oder an der Brückenstraße. Ahrensburg wird auch auf der Alten Reitbahn und auf dem Gelände von Edeka in der Bahnhofstraße wachsen. Auch der Erlenhof wächst immer noch weiter, hinzu kommen Flächen für Wohnbebauung in Beimoor-Süd sowie das Projekt Kastanienallee.
Die Stadtverordneten entscheiden über zu bebauende Flächen. So wurde bereits im Jahr 2019 von drei Fraktionen ein Entwurf für einen neuen Flächennutzungsplan eingereicht, der ein mäßiges Wachstum in den nächsten Jahren vorsieht. Dieser Entwurf enthält beispielsweise keine Bebauung in Landschaftsschutzgebieten, die es zwischen dem Hagen und Ahrensfelde gibt. Dieser neue Flächennutzungsplan wurde noch nicht in der endgültigen Version von der Verwaltung in den Gremien zur Abstimmung vorgelegt. Ich begrüße, wenn dieses kurzfristig geschieht. Das bedeutet Planungssicherheit sowohl für zu bebauende als auch für nicht zu bebauende Flächen für die nächsten Jahre.
Für mich persönlich gilt immer der Grundsatz: Innenverdichtung vor Außenverdichtung, weil so bestehende Infrastruktur genutzt werden kann und weitere Flächen außerhalb nicht versiegelt werden. Ahrensburg soll eine Stadt im Grünen bleiben. Ein nur mäßiges Einwohnerwachstum ist auch deshalb wünschenswert, damit auch Schulen, Kinderbetreuung und Sportangebote an die stark gewachsene Einwohnerzahl angepasst werden können.
Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert)
Ein Wachsen der Stadt sollte unter qualitativen Gesichtspunkten erfolgen, nicht unter quantitativen. Bei dieser Frage müssen wir Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Ahrensburg ist lebenswert, insbesondere durch die umgebende Natur. Hagener Forst, Höltigbaum, Stellmoorer Tunneltal, Bredenbeker Teich und die Aueniederung sind herausragende Naturräume, die wir erhalten wollen. Deshalb müssen neue Baugebiete immer mit Rücksicht auf die umgebende Natur entstehen.
Bund und Land achten künftig verstärkt auf den Flächenverbrauch. Daher müssen wir prüfen, ob eine Innenverdichtung möglich ist. So wächst Ahrensburg auch schon jetzt, indem nicht mehr zeitgemäße Siedlungshäuser durch Doppelhäuser oder Mehrfamilienhäuser ersetzt werden.
Neue Baugebiete sind oftmals sinnvoll, um bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können. Diesen brauchen wir besonders auch für Ältere, Alleinerziehende, junge Ahrensburgerinnen und Ahrensburger, Mitarbeitende in Kindertagesstätten und Feuerwehrleute. Sie finden in Ahrensburg derzeit kaum geeigneten Wohnraum. Das muss sich ändern. Daher muss sich die Stadt Ahrensburg über städtebauliche Verträge sogenannte Benennungsrechte sichern, das bedeutet: Die Stadt darf dem Vermieter mindestens drei Wohnungssuchende vorschlagen.
Neue Wohngebiete erfordern auch den Ausbau der sozialen Infrastruktur, also insbesondere Kinderbetreuungsplätze, Schulräumlichkeiten, Sportstätten et cetera. Hierfür müssen wir auch ausreichend Personal finden, kein leichtes Unterfangen angesichts des Fachkräftemangels insbesondere im pädagogischen Bereich.
Die Ausweisung neuer großer Baugebiete betrachte ich daher skeptisch.
Eckart Boege (SPD)
Bei der Frage nach dem Wachstum Ahrensburgs finde ich es wichtig, dass wir uns auch überlegen, wofür und wie Ahrensburg wachsen soll.
Ich habe viel Verständnis für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, die Ahrensburg schon an den Grenzen sehen, weil ein Teil der Infrastruktur – in diesem Fall auch Kindergärten und Schulen – schon heute kaum ausreichen. Genauso verstehe ich die Sorgen derjenigen, die zum Beispiel zusätzlichen Verkehr in ihren Wohngebieten befürchten oder eine weitere Versiegelung von Flächen kritisch sehen.
Deswegen ist das „Wie“ so entscheidend: vorausschauend, Schritt für Schritt, mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte – so stelle ich mir das vor. Es bietet sich an, besonders im innenstadtnahen Bereich zu schauen, welche Möglichkeiten für weiteren Wohnungsbau bestehen. So gibt es zum Beispiel für die Kastanienallee schon lange Pläne, dort öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen.
Für alle weiteren Überlegungen ist es dringend notwendig, dass wir einen neuen Flächennutzungsplan bekommen, der dann hoffentlich von einer breiten Mehrheit getragen wird und eine faire Lösung für alle Stadtteile darstellt.
Ja, ich bin für ein moderates Wachstum der Stadt, wenn wir dadurch in erster Linie mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen können. Ich möchte nicht in einer Stadt leben, in der sich viele Bevölkerungsgruppen das Wohnen nicht mehr leisten können. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist eine der drängendsten sozialen Fragen unserer Zeit.
Aus meiner Sicht könnte eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft – vielleicht auch zusammen mit anderen Kommunen – ein guter Weg sein, hier Abhilfe zu schaffen. Das muss gut überlegt und gut gemacht sein, aber das haben wir ja in der eigenen Hand.
Lesen Sie hier die bisherigen Fragen:
Warum sind Sie die beste Wahl als Bürgermeister für Ahrensburg?
Was macht Ahrensburg in Ihren Augen besonders lebenswert?
Welche drei Dinge fehlen in Ahrensburg?
Was möchten Sie in Ahrensburg unbedingt erhalten?
Wie stellen Sie sich die Zukunft der Ahrensburger Innenstadt vor?