Ahrensburg. Kommissarischer Leiter beklagt den schlechten baulichen Zustand. Nun soll ein Zukunftskonzept für drei Gebäudeteile entwickelt werden.
Als Hartmut Appel im April kommissarisch die Leitung der Ahrensburger Stormarnschule übernahm, machte das alte Gebäude auf ihn auf den ersten Blick einen guten Eindruck. „Von draußen sieht es toll aus“, sagt der 66-Jährige. „Aber dann kommt man rein...“ Es gebe keinen Klassenraum, der den Anforderungen eines modernen Schulbetriebs entspreche. Auch sei unklar, ob die Statik halte und der Brandschutz überhaupt noch erfüllt sei, wenn für die Digitalisierung Leitungen verlegt würden.
Das Gebäude müsse dringend statisch und energetisch überprüft werden, auch die Erstellung eines Raumkonzepts sei notwendig. „Wir müssen endlich mal vorankommen und ein komplettes Sanierungskonzept haben, um darauf aufbauend weiterarbeiten zu können“, appellierte Appel in der jüngsten Sitzung des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses an die Politik. Am Mikrofon demonstrierte er, wie sich der fehlende Schallschutz in den Klassenzimmern und Fluren der Schule anhöre.
Sanierungskonzept kostet 200.000 Euro
Sein Auftritt hatte Erfolg: Die Ausschussmitglieder beschlossen einstimmig, dass das bereits angeschobene Sanierungskonzept für die Stormarnschule neben dem Altbau von 1910 und dem angrenzenden Trakt von 1950 auch den Gebäudeteil von 1969 umfassen soll. Im vergangenen Jahr beauftragte die Verwaltung ein Architektenbüro aus Hamburg, eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung vorzunehmen, um die Sanierung der Schule vorzubereiten. Konkret geht es um Themen wie Energie, Schadstoffe, Brandschutz, Haustechnik, Denkmalschutz und die Nutzung. 200.000 Euro haben die Politiker für das Sanierungskonzept im Haushalt 2021 eingeplant. Die Summe soll nach Rathausangaben auch für die nun beschlossene Erweiterung des Planungsauftrags ausreichen.
Derzeit sind die Experten laut Verwaltung bei der Grundlagenermittlung. Anschließend – voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres – soll die Schule einbezogen werden. „Wir warten gespannt auf eine erste Kostenschätzung der Fachleute“, sagt Rathaussprecher Fabian Dorow. Er rechnet damit, dass die Summe wahrscheinlich im mittleren siebenstelligen Bereich liegen wird. „Wir müssen dann überlegen, was machbar ist.“ Es gehe nicht nur darum, den Ist-Zustand abzubilden, sondern auch eine optimale, bedarfsgerechte Schulstruktur für die Zukunft zu schaffen – möglichst für die kommenden zehn bis 20 Jahre.
Auch Schüler und Eltern beklagen Sanierungsstau
Auch deshalb ist es aus Sicht der Verwaltung sinnvoll, den Gebäudeteil von 1969 in die Planungen einzubeziehen. Er ist demnach ebenfalls sanierungsbedürftig und enthält unter anderem die Physikräume. Ziel sei es, eine Gesamtlösung für die Stormarnschule zu erhalten. Geprüft werden soll zum Beispiel, ob „es nicht clever wäre, alle naturwissenschaftlichen Räume zusammenzulegen“, sagt Christian Schubbert (Grüne), Vorsitzender des Bildungsausschusses. „Da dies ein hochinstallierter Unterrichtsbereich ist, macht es aus gebäudetechnischer Sicht Sinn, alle naturwissenschaftlichen Räume gegebenenfalls zu konzentrieren“, heißt es dazu aus dem Rathaus.
Bereits vor drei Jahren hatten sich Schüler und Vertreter des Elternbeirats mit einem verzweifelten Appell an die Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit gewandt. Sie erzählten von porösen Lampen, die von der Decke fielen. Von morschen Fenstern, die aus Sicherheitsgründen nicht mehr geöffnet werden dürften. Und von Klassenräumen, in denen es in den Wintermonaten so kalt sei, dass die Schüler mit Jacken und Schals im Unterricht sitzen müssten. Schüler und Eltern forderten, dass endlich etwas gegen den Sanierungsstau unternommen wird.
Fachleute entdeckten Schadstoffe und Bleirohre
Vor zwei Jahren fanden Fachleute bei der Erneuerung der Chemieräume im 1950 erbauten Verwaltungstrakt Schadstoffe und deckten mehrere gravierende Baumängel auf. Die Experten stießen auf asbesthaltiges Fasermaterial und Bleirohre, zudem stellten sie Statikprobleme fest. Die Tragfähigkeit der Böden und Decken war deutlich geringer als angenommen. Zuvor war im Altbau bereits in einer sogenannten Pohlmann-Decke bitumenhaltige Filzpappe entdeckt worden, die Schadstoffe enthält. Das Gesundheitsamt des Kreises Stormarn und das Landesamt für soziale Dienste wurden eingeschaltet. „Aktuell besteht keine Gesundheitsgefahr“, sagt Rathaussprecher Fabian Dorow. Zwischenzeitlich hatte die Schulleitung zudem eine starke Geruchsbelästigung im Verwaltungstrakt beklagt. Diese verschwand jedoch mit der Sanierung der Chemieräume.
In der Folge beschlossen die Politiker, ein Sanierungskonzept erstellen zu lassen. „Wir wollten nicht mehr im Nebel stochern, sondern wissen, wie es um die Stormarnschule steht“, sagt Wolfgang Schäfer (FDP). „Dafür dient die Erstellung des Konzepts. Danach müssen wir weitersehen.“ Die spätere Umsetzung werde nicht leicht, sagt Fabian Dorow. „Eine Frage wird sein, ob das im laufenden Schulbetrieb möglich ist oder ob wir wie in Reinbek eine Containerlösung brauchen.“ Auch werde eine enge Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde nötig sein, denn das Hauptgebäude von 1910 steht unter Denkmalschutz.
Heimgarten-Schulzentrum soll saniert und erweitert werden
Bela Randschau (SPD) äußert im Ausschuss die Sorge, dass die Pläne für die Stormarnschule Auswirkungen auf die Sanierung des Schulzentrums Am Heimgarten haben könnten: „Wir hatten eine Prioritätenliste und haben die Stormarnschule nur wegen der Schadstoffe vorgezogen.“ Das Heimgarten-Schulzentrum stehe natürlich an erster Stelle, sagt Matthias Stern (CDU). „Aber die Stormarnschule ist auch irgendwann dran.“ Christian Schubbert betont, dass er die Pläne fürs Schulzentrum nicht in Gefahr sehe. „Dort sind wir schon sehr viel weiter.“ Wie berichtet, ist ein Anbau geplant, um das Platzproblem zu lösen. Auch soll der Altbau von 1973 saniert werden. Die Verwaltung rechnet am Schulzentrum mit Gesamtkosten von 27,5 Millionen Euro.