Ahrensburg. Eltern und Schüler schlagen Alarm: Sie fordern, dass die maroden Klassenräume noch in diesem Jahr saniert werden. Stadt erteilt Absage.

Poröse Lampen, die von der Decke fallen. Morsche Fenster, die aus Sicherheitsgründen nicht mehr geöffnet werden dürfen. Klassenräume, in denen es in den Wintermonaten so kalt ist, dass die Schüler mit Jacken und Schals im Unterricht sitzen müssen. Dazu alte Fußböden, Vorhänge und Wände, von denen der Putz abbröckelt und die seit Jahrzehnten nicht mehr gestrichen wurden. Der Sanierungsbedarf an der Ahrensburger Stormarnschule ist offenbar groß. Mit einem verzweifelten Appell haben sich Vertreter des Elternbeirats und Schüler am Montagabend in der Stadtverordnetenversammlung an Politik und Verwaltung gewandt. Ihre Forderung: Die Stadt soll endlich die aus ihrer Sicht dringend notwendigen Sanierungen vornehmen.

„Es kann nicht sein, dass wir immer wieder vertröstet werden“, sagt Katrin Heidler. Sie ist seit sieben Jahren im Vorstand des Elternbeirats. Ihre beiden älteren Kinder haben an der Stormarnschule bereits Abitur gemacht, ihre jüngste Tochter besucht zurzeit die achte Klasse. „Uns wird immer wieder Unterstützung zugesichert, aber dann passiert doch nichts“, beklagt sie. Schon mehrmals habe sie Rathausmitarbeitern vor Ort die Schäden gezeigt.

Zuerst sollen 15 Klassenräume saniert werden

Am 6. Juni hat der Schulelternbeirat bei der Ahrensburger Stadtverwaltung nun beantragt, dass noch in diesem Jahr – möglichst in den bevorstehenden Sommerferien – 15 Klassenräume renoviert werden. Sie befinden sich im 1959 errichteten Anbau im hinteren Bereich des Schulgeländes und sind laut Heidler in besonders schlechtem Zustand. „Der Fußboden ist zum Beispiel so kaputt, dass Stolpergefahr besteht“, sagt sie.

An einem Fenster der Stormarnschule bröckelt der Putz ab
An einem Fenster der Stormarnschule bröckelt der Putz ab © HA | Janina Dietrich

Bürgermeister Michael Sarach erteilt dem Antrag aber eine Absage. „Das ist leider aus verschiedenen Gründen nicht machbar“, sagt der Verwaltungschef. Zum einen seien die finanziellen Mittel für die Arbeiten nicht im Haushalt 2018 eingeplant. Zudem machten krankheitsbedingte Ausfälle im zuständigen Fachbereich der Verwaltung die Organisation des Vorhabens unmöglich. Auch seien so kurzfristig keine Handwerker zu bekommen. „Ich finde die Missstände an der Schule auch nicht schön“, sagt Sarach. Dennoch könnten in diesem Jahr nur kleinere Reparatur- arbeiten vorgenommen werden. „Und es ist vorgesehen, wie im vergangenen Jahr schon mal zwei Klassenräume zu erneuern“, sagt Robert Tessmer, der für Schulen zuständige Fachdienstleiter im Rathaus. Er schränkt aber ein: „Wenn wir noch rechtzeitig das Personal dafür finden.“ Michael Sarach will den Antrag des Schulelternbeirats nun an die politischen Gremien weitergeben. Die Stadtverordneten müssten dann in einer ihrer nächsten Sitzungen entscheiden, ob die von den Eltern geforderte Sanierung der 15 Klassenräume in den Haushaltsplan für das kommende Jahr 2019 aufgenommen werden soll.

Schüler schreiben Klausuren in Winterjacken

Schülern und Eltern dauert das zu lange. „Der bauliche Zustand der Schule ist ein Skandal“, sagt Jörn Herrmann, Vater eines Elftklässlers. Für die Kinder werde es zunehmend gefährlich, den Unterricht zu besuchen. „Einer Schülerin ist bereits ein morsches Fenster auf den Kopf gefallen“, sagt er. An einigen Fenstern im Altbau der Schule hingen jetzt Schilder mit der Warnung „Bitte nicht öffnen“, sagt Katrin Heidler. „Ansonsten ist nichts passiert.“

Im Klassenraum der 7 a hängt nach Angaben der Schüler derzeit schon wieder ein Fenster nur noch an einer Angel. „Wer ist verantwortlich, wenn ein Kind verletzt wird?“, fragt Irina Schneider. Bei Elternabenden erschrecke sie sich regelmäßig über den Zustand der Klassenräume. „Da sind Löcher in den Wänden und Schimmel“, sagt die Mutter eines Siebtklässlers. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass mein Sohn dort jeden Tag sitzen muss.“ Elftklässler Julius Schmitt hat bereits Klausuren in Winterjacke geschrieben. „Das ist leider normal bei uns“, sagt der 17-Jährige. „Die Heizung fällt öfter mal aus.“

Notfallplan der Eltern: Demo vor dem Rathaus organisieren

Die Schulleitung wollte sich gegenüber dem Abendblatt nicht zu den Problemen äußern. Auf Anfrage hieß es im Sekretariat, die Stormarnschule wolle das Anliegen ausschließlich mit der Stadtverwaltung klären. Doch die Eltern haben Sorge, dass das nicht schnell genug passiert. Denn die Landesregierung in Kiel stellt in diesem Jahr 50 Millionen Euro für die Sanierung von Schulen bereit. Wer für ein Projekt Fördergeld erhalten möchte, muss sich allerdings bis zum 30. Juni bewerben.

„Wir Eltern wären auch bereit, für die Sanierung Geld zu sammeln“, sagt Katrin Heidler. Sie hätten der Stadt sogar schon angeboten, die Renovierungsarbeiten selbst vorzunehmen, „aber das wurde uns aus rechtlichen Gründen verboten“. Auch eine eingereichte Liste mit Handwerkern, die Zeit für die Arbeiten hätten, sei ignoriert worden. Die Eltern wollen trotzdem nicht aufgeben: „Notfalls organisieren wir mit allen Schülern eine Demo vor dem Rathaus.“

Stadt zahlte 4,6 Millionen Euro seit 2006

Zurzeit bereitet die Stadtverwaltung die Erneuerung des Fachbereichs Chemie an der Stormarnschule vor. Die Räume sollen mit neuen Labortischen und Armaturen ausgestattet werden. Die Kosten: rund 550.000 Euro. „Die Ausschreibung dauert noch bis 3. Juli“, sagt Robert Tessmer, Fachdienstleiter Schulen im Rathaus.

Eine Schwierigkeit seien die langen Lieferzeiten für die Fach-Ausstattung. „Erst wenn wir diese kennen, können wir den Zeitplan erstellen und Handwerker beauftragen.“ Die Arbeiten sollen noch 2018 beginnen. Seit Jahren ist bereits eine energetische Sanierung des Eduard-Söring-Saals geplant.

Der Veranstaltungsraum der Schule heizt sich in den Sommermonaten stark auf. Im neuen Schulentwicklungsplan ist das 400.000 Euro teure Projekt für 2019 vorgesehen. Sanierungen von Klassenräumen an der Stormarnschule werden dort hingegen nicht erwähnt. Seit 2006 hat die Stadt laut Plan knapp 4,6 Millionen Euro in die Schule investiert.jjd

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