Kreis Pinneberg. Land unterstützt Schulen im Kreis, die besonderen Förderbedarf haben. Es gibt aber auch Schulen, die im Sozialindex sehr gut dastehen.
Viele Lehrkräfte arbeiten am Limit. Immer mehr Kinder benötigen besondere Aufmerksamkeit. Trotz alledem gibt es immer noch gravierende Unterschiede in den Schulen. Vor allem die soziale Lage der Familien in den Einzugsgebieten spielt dabei eine Rolle. In Schleswig-Holstein wird seit vielen Jahren versucht, diese Schulen mit besonderen Belastungen zu erkennen und zusätzlich auszustatten. Jetzt ist erstmals ein Sozial-Index für alle Schulen im Land veröffentlicht worden, und der Kreis Pinneberg fällt dabei besonders auf.
19 Schulen aus unserer Region sind mit einem erhöhten Förderbedarf identifiziert worden. Damit steht der Landkreis (325.000 Einwohner) fast auf gleicher Höhe mit den beiden größten Städten im Land, Kiel (250.000 Einwohner) und Lübeck (225.000 Einwohner). Im Kreis Segeberg sind es zum Vergleich nur 13 Schulen, in denen aufgrund eines hohen Anteils von Schülern mit Migrationshintergrund und anderen Indikatoren eine stärkere Förderung zugutekommt. In Ostholstein und Plön muss keine Schule extra gefördert werden. Der Sozialindex kann über Perspektivschulen.de, einer Sonderseite des Bildungsministeriums, heruntergeladen werden.
Schleswig-Holsteins Jamaika-Koalition legt bei Brennpunktförderung 2017 den Grundstein
Schleswig-Holstein hatte bereits unter der Jamaika-Koalition (2017-2022) als einziges Flächenland neben Nordrhein-Westfalen damit begonnen, Schulen in sozialen Brennpunkten zu fördern. Die Grundschule Rübekamp in Pinneberg war bereits unter den ersten 20 dafür ausgewählten Schulen. Es folgten ein Jahr später die Grundschule Hainholz und die Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Elmshorn sowie das Schulzentrum Nord in Pinneberg. Die Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule in Wedel sowie die Grund- und Gemeinschaftsschule Quellental in Pinneberg wurden in der letzten Stufe des Programms berücksichtigt.
Mittlerweile hat sich die Zahl der Schulen mit besonderem Förderbedarf im Kreis Pinneberg auf 19 erhöht. Bereits im Sommer hatte die Landesregierung veröffentlicht, welche 65 Schulen ebenfalls in das Zuschussprogramm fallen. Aus Elmshorn sind das jetzt acht Schulen, Pinneberg folgt mit sechs, darunter auch die Beruflichen Schulen, Wedel und Uetersen mit zwei und Quickborn mit einer Schule. Für die Arbeit dieses Startchancen-Programms in diesen und 115 weiteren Schulen tragen Land und Bund bis 2034 jeweils zur Hälfte etwa 64 Millionen Euro jährlich. Das macht umgerechnet etwa 200.000 Euro pro Schule.
Sozialindex in neun Stufen erfasst jede Schule in Schleswig-Holstein
Mit dem Sozialindex können sich Eltern und alle anderen Interessierten nun einen Überblick über die Beurteilungen für jede Schule verschaffen. Berücksichtigt wurden dabei im Einzelnen: die Kinder- und Jugendarmut, der Anteil der Schüler mit vorwiegend nichtdeutscher Familiensprache, der Anteil der Schüler mit Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung.
In die Stufe eins mit dem höchsten sozialen Standard der Familien im Einzugsgebiet haben die Sozialwissenschaftler im Kreis Pinneberg eingestuft: das Elsensee-Gymnasium in Quickborn sowie die Grundschulen Hermann-Löns (Ellerbek), Haseldorfer Marsch, Peter-Lunding (Hasloh), Heidgraben, Hemdingen, Seester, Wiepeldorn (Klein Offenseth-Sparrieshoop) und die Waldschule (Quickborn).
Bund fördert soziale Brennpunktschulen gemeinsam mit dem Land
Wichtig für die künftige Arbeit in den Schulen mit besonderem Förderbedarf ist der Austausch der Erfahrungen untereinander. Seit der Vorstellung des neuen Programms im Sommer wurden bereits mehr 20 Veranstaltungen organisiert, bei denen die Schulleitungen und Schulaufsichten gemeinsam an der Schulentwicklung ihrer Schulen im Perspektivschulprogramm gearbeitet haben.
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Laut Bildungsministerin Karin Prien trägt das bundesweite Programm, in das der Bund eine Milliarde Euro investiert, eine schleswig-holsteinische Handschrift. Sie lobt die Arbeit der Wissenschaftler, um den Sozialindex zu erstellen. Eingeteilt sind die Schulen in neun Stufen. Die Grundschulen und Gemeinschaftsschulen decken den gesamten Indexbereich von neun Stufen ab. Die Gymnasien liegen im Bereich der Stufen eins bis sieben.
Wie die Mittel eingesetzt werden, darüber entscheiden letztlich die Kollegien mit ihren Schulleitern. Sie können sowohl das Personal, zum Beispiel die Sozialarbeit, als auch die Ausstattungen verbessern. In Hamburg hat sich die gezielte Förderung an Brennpunktschulen bereits ausgezahlt. Im Ranking der Bundesländer stieg die Hansestadt seit Einführung des Kess-Programms (Kress steht für „Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern“) nach oben. Schleswig-Holstein landete beim Bildungsmonitor 2023 im Mittelfeld.