Wedel. CDU-Politikerin setzt sich in der Stichwahl gegen Timo Steyer durch. Erstmals führt eine Frau die Verwaltung. Das sind die Reaktionen.
Die Entscheidung darüber, wer neuer Bürgermeister in Wedel wird, ist in der Stichwahl am Sonntag gefallen: Die Christdemokratin Julia Fisauli-Aalto (51) wird künftig die Verwaltung der Stadt führen. Sie holte 59 Prozent der Stimmen. Der parteilose Timo Steyer (42) kam auf 41 Prozent. Damit ist Fisauli-Aalto für die kommenden sechs Jahre in das Amt gewählt worden, das sie seit der Abwahl von Gernot Kaser bereits kommissarisch bekleidet hatte.
Insgesamt 5622 Stimmen konnte die Unionsfrau holen, Steyer lag mit 3901 Stimmen deutlich dahinter. Die Wahlbeteiligung lag bei 35,2 Prozent. Fisauli-Aalto freute sich über den klaren Erfolg: „Ich kann es noch überhaupt nicht realisieren. Ich bin überwältigt und freue mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen“, sagte die sichtlich aufgelöste, aber glückliche Siegerin.
Bürgermeisterwahl in Wedel: Vor drei Wochen schrammte Fisauli-Aalto nur knapp am Sieg vorbei
Sie wolle jetzt erst mal durchatmen, am Montag einen halben Tag frei nehmen. Am Wahlabend stand nach der Anspannung auch Entspannung auf dem Programm: „Jetzt gehe ich mit der Familie in Ruhe noch essen beim Italiener“, so die 51 Jahre alte designierte Bürgermeisterin. Es sei ein besonderer Moment, die erste Frau an der Wedeler Verwaltungsspitze zu sein. Schon am Montagabend wartet aber aber erstmal die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (19 Uhr, Ratssaal) auf die neue Bürgermeisterin.
„Ich bin vor vier Jahren in die Politik gegangen. Das hier soll auch ein Zeichen für die Frauen sein“, so die Wedelerin. Sie hatte immer wieder betont, dass sie diese rasanten Entwicklungen um ihre Person selbst nicht ansatzweise für möglich gehalten hätte. Für Fisauli-Aalto geht es nach einer Pause zwischen Weihnachten und Neujahr „nahtlos weiter“. Sie wolle ihr Bestes für Wedel geben. Trotz des klaren Siegs im ersten Wahlgang vor drei Wochen sei sie sich keineswegs sicher gewesen. „Bei einer Stichwahl ist alles auf Null gesetzt“, so die Christdemokratin.
Klar unterlegen bei der Wahl: Timo Steyer zeigt sich als fairer Verlierer
Steyer zeigte sich als fairer Verlierer: „Klar bin ich enttäuscht und hätte mir den Sieg gewünscht. Aber es war ein fairer Wahlkampf. Ich gratuliere Julia zum Sieg.“ Er wolle jetzt zwei Monate Pause machen und sich dann, wie die anderen unterlegenen Kandidaten, weiter engagieren, um „Wedel gemeinsam nach vorn zu bringen“. Mit 41 Prozent der Wählerstimmen in einer Stichwahl könne er gut leben. „Das ist ein Top-Wert“, so Steyer, der die Auswertung der Ergebnisse gemeinsam mit seiner Partnerin Martina Köhnemann und dem zuvor aus dem Rennen ausgeschiedenen Bewerber Andreas Kuhn verfolgt hatte.
Insgesamt hätten gut 27.000 Wahlberechtigte ihre Stimme in sieben Wahllokalen abgeben können. Im Vergleich zur ersten Runde sank die Wahlbeteiligung um 5,9 Prozent. 41,6 Prozent der Stimmberechtigten gingen vor drei Wochen noch zur Wahl. Bis zuletzt wollten die Betriebswirtin und der Direktor für digitale Strategien in der Medienbranche dem Trend entgegenwirken und warben an Wahlkampfständen in der Stadt und auch im Internet um die Gunst der Wähler.
Der Trend bei der Stichwahl setzte sich von Beginn an fort: 55,2 Prozent der Stimmen gingen aus dem zunächst ausgezählten Bezirk Gebrüder-Humbolt-Schule (GHS) an Fisauli-Aalto, Steyer erreichte 44,8 Prozent. 56,8 Prozent der Wählergunst erhielt die Bewerberin auch an der Ernst-Barlach-Gemeinschaftsschule, 43,2 Prozent votieren für den Gegenkandidaten. 62,7 Prozent (Moorwegschule) waren ihre Bestmarke, der Herausforderer hatte an der GHS seinen Bestwert.
Bürgermeisterwahl in Wedel: Julia Fisauli-Aalto dominiert die Stichwahl
In der ersten Runde der Bürgermeisterwahl vor drei Wochen lag die CDU-Kandidatin Fisauli-Aalto bereits mit 49,1 Prozent der Stimmen klar vorn und verpasste nur knapp die direkte Wahl per absoluter Mehrheit. Timo Steyer erreichte mit 22,1 Prozent der Stimmen als zweiter Kandidat die Stichwahl.
Für die anderen beiden Bewerber, Claudia Wittburg (SPD, 19,8 Prozent) und den ebenfalls parteilosen Andreas Kuhn (9,1 Prozent), endeten die Ambitionen auf den Chefsessel im Wedeler Rathaus bereits vor drei Wochen.
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Das Hauptproblem in Wedel sind die desolaten Finanzen: Die Schallgrenze von 100 Millionen Euro Schulden ist durchbrochen. Harte Sparlösungen müssen her. Das Innenministerium Schleswig-Holstein hat zuletzt einen ersten Wedeler Haushaltsentwurf für 2025 abgelehnt, der ein sattes Minus von gut 17,4 Millionen Euro aufwies. In den kommenden Wochen müssen Verwaltung und Politik gemeinsam auf der Ausgabenseite kürzen.
Wedels Ex-Bürgermeister Kaser war im Sommer nach zwei von sechs Jahren Amtszeit von den Wedelern abgewählt worden. Julia Fisauli-Aalto hatte mit Beginn des Abwahlverfahrens Ostern das Amt interimsweise geführt und war Anfang September von der CDU als Kandidatin aufgestellt worden. Mitte August hatte Timo Steyer seine Kandidatur auf Facebook angekündigt – und anschließend die nötige Anzahl von 155 Unterstützer-Unterschriften von Bürgern eingesammelt.