Wedel. Stadtverwaltung zeichnet düsteres Bild zur hochdefizitären Haushaltslage. Es droht der finanzielle Kollaps. Das sind die Gründe dafür.
Weil Planung und Realität in der Stadtkasse in Wedel nicht übereinstimmen, droht nun der finanzielle Kollaps. Das haben die neuesten Finanz-Prognosen der Verwaltung für den Haushalt dieses und des nächsten Jahres ergeben. Der vom Wedeler Stadtparlament im Dezember 2023 verabschiedete Haushaltsentwurf sah noch ein Plus von gut 500.000 Euro vor.
Jetzt allerdings wird von einem Defizit von sieben Millionen Euro für 2024 ausgegangen. Vor allem, weil Wedel zu wenig Steuern einnimmt. Erst im September hatte die Verwaltung eine Haushaltssperre verhängt. Die jetzt vom Fachdienst Finanzen veröffentlichten Zahlen zeigen das gesamte Ausmaß der Misere. Und sie zeichnen ein düsteres Bild für die Zukunft. Denn auch die Prognosen für die kommenden Jahre sehen schlimm aus: Das Minus für 2025 liegt vorraussichtlich bei satten 17,4 Millionen Euro.
Wedel: Katastrophale Haushaltslage – Entwurf 2025 weist Minus von 17,4 Millionen Euro aus
Der Tagesordnungspunkt „Haushaltssatzung 2025“ wird den Lokalpolitikern in dieser Woche in drei Sitzungen (Planungsausschuss, Sozialausschuss, Umwelt-,Bau- und Feuerwehrausschuss) vorgestellt. Die prognostizierten Zahlen stellen laut Verwaltung den Stand von Ende August dar. „Für das Jahr 2024 war bisher kein Nachtragshaushalt notwendig. Allerdings machte insbesondere die Entwicklung bei den Steuererträgen es notwendig, im September eine Haushaltssperre zu verhängen“, heißt es seitens der Stadtverwaltung in der Beschlussvorlage.
Die Steuererträge seien in diesem Jahr wieder deutlich hinter den Planungen zurückgeblieben. Laut Fachdienst Finanzen werden Mindererträge von mehr als 6,3 Millionen Euro prognostiziert: „Hauptgrund hier sind wiederum die ausbleibenden Gewerbesteuererträge. Auch bei den anderen Ertragspositionen werden, mit Ausnahme der sonstigen ordentlichen Erträge, die Planansätze nach derzeitiger Prognose nicht erreicht werden.“ In Summe bedeute dies, dass mit mehr als sieben Millionen Euro weniger Erträgen gerechnet werden müsse, als ursprünglich geplant.
Wedel: Eigenkapital könnte bis Ende 2028 um fast 93 Prozent sinken
Die geplanten Aufwendungen aus der Stadtkasse werden voraussichtlich fast vollständig in Anspruch genommen. Einzig bei den Transferaufwendungen für Umlagen könnten etwa 500.000 Euro nicht benötigt werden: „In Folge der niedrigeren Gewerbesteuererträge muss weniger Gewerbesteuerumlage gezahlt werden. Auch die Finanzerträge werden mit rund 600.000 Euro Mindererträgen abschließen.“ Grund dafür sei laut Verwaltung die auch in diesem Jahr ausgebliebene Zinszahlung der Sparkasse Wedel.
Schlecht sieht es auch beim Eigenkapital der Stadt Wedel aus: Anfang 2011 lag dies bei gut 83 Millionen Euro, Ende 2023 waren es nur noch gut 55 Millionen Euro. „Das prognostizierte Ergebnis 2024 wird dieses um weitere 6,837 Millionen Euro, auf dann 48,207 Millionen Euro reduzieren“, erklärt der Fachdienst Finanzen. Die Planjahre 2025 bis 2028 seien durchweg defizitär: „Zusammen wird sich das Eigenkapital in diesem Zeitraum um weitere 42,133 Millionen Euro verringern.“ Ende 2028 werde es nach aktueller Planung nur noch bei etwa sechs Millionen Euro liegen – das entspräche einer Verringerung um fast 93 Prozent seit 2011.
Drohender Finanzkollaps: Ausgaben explodieren, Steuereinnahmen sind zu gering
Dementsprechend katastrophal sehen auch die Zahlen im Haushaltsplan 2025 aus: Zwar seien die Erträge der Stadt seit 2020 um 24 Prozent von 84 Millionen Euro auf 104 Millionen Euro gestiegen, doch die Ausgaben sind parallel explodiert: Es gab einen Anstieg von 61 Prozent seit 2020 – von 75 Millionen Euro ging es rauf auf 121 Millionen Euro.
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Das große Problem: Die Steuereinnahmen sind im selben Zeitraum nur von 56 auf 58 Millionen Euro gestiegen: „Die Gewerbesteuer 2024 müsste im Bundesdurchschnitt für Wedel bei etwa 32 Millionen Euro liegen, aktuell erreichen wir nicht einmal 15 Millionen Euro“, heißt es.
Das Resultat: Ein kalkulierter Fehlbetrag von gut 17,4 Millionen Euro im Haushaltsentwurf 2025. Bis 2028 werden Fehlbeträge von weiteren 24,7 Millionen Euro ausgewiesen. Ende 2028 könnte sich Wedels Schuldenberg verdoppeln und somit bei 200 Millionen Euro liegen.