Wedel. Das Gelände soll nach Investorenplänen mit Wohnraum und Büros veredelt werden. SPD und Grüne hofften auf ein Lichtspielhaus.

Es gibt nicht wenige Menschen in Wedel, die sich endlich wieder ein Kino wünschen, um das kulturelle Angebot aufzuwerten. SPD und Grüne werben nun in einem gemeinsamen Antrag für das Gelände der Möller-Werke am Rosengarten im Zentrum. Dort könnte eine cineastische Symbiose mit optischem Industrie-Charme entstehen. Sogar ein Vergleich mit den Zeise-Hallen in Hamburg-Altona steht im Raum.

Dort, in Ottensen, waren einst Schiffsschrauben in einer Fabrik hergestellt worden, von 1985 an wurde es zu einem Medien- und Kulturzentrum umgebaut. Bis heute werden auch Kino-Filme gespielt. Der Wunsch nach einem Wedeler Kino ist nicht neu. Aktuell sind solche Pläne kurz vorm Ortseingang Rissen an der B431 am Lost Place der Possehl-Ruine nach politischen Bedenken jedoch ziemlich ins Stocken geraten.

Optische Möller Werke in Wedel: Verwaltung sollte Kino-Verwirklichung prüfen

Dort möchte ein Investor einen Edeka-Markt mit Kino- und Theaterkomplex verwirklichen. Die Verwaltung sollte prüfen, ob in den „Möller-Hallen“ am Rosengarten die Entstehung eines Kinos möglich ist. Dort wurden früher optische Präzisionsmessgeräte hergestellt. In der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstagabend kam es jedoch zu einer Patt-Situation mit 5:5-Stimmen. Bei Gleichstand ist ein politischer Antrag abgelehnt.

Möller Werke Wedel
Auf dem Gelände der Möller Werke in Wedel wurden einst optische Präzisionsmessgeräte produziert. Die Firma Möller Wedel Optical hat dort gemeinsam mit anderen Unternehmen auch weiterhin ihren Firmensitz. © Frederik Büll | Frederik Büll

Gegen eine Prüfung sprachen sich nach ausgiebigen Diskussionen die vier CDU-Politiker mit einer zusätzlichen Stimme der FDP aus. SPD, Grüne und die Wählergemeinschaft Wedeler Soziale Initiative (WSI) dagegen hielten lose erste Gespräche zwischen Verwaltung und Investor für sinnvoll.

Dabei hätte es theoretisch noch klappen können: Als Krankheitsvertretung war SPD-Ratsherr Wolfgang Rüdiger kurzfristig eingesprungen. Er war jedoch nicht stimmberechtigt. Denn: Die offiziellen Vertreter für den Planungsausschuss auf der Liste der Sozialdemokraten waren allesamt krankheitsbedingt ausgefallen.

Ein Programmkino für Wedel: Antrag von SPD und Grünen scheitert im Planungsausschuss

Somit scheiterte das Unterfangen. Eigentlich sollte die Verwaltung aufgefordert werden, in Zusammenarbeit mit dem Investor des Möller-Areals – Besitzer ist die Schweizer Familie Inäbnit –, die Integration eines Kinos mit mindestens zwei Kinosälen in einem der historischen Industrie-Gebäude der optischen Fabrik Möller zu prüfen. Anschließend sollte die Verwaltung dann in die Planung einsteigen.

Denn: Aus dem Kreise der Wedeler Bevölkerung werde regelmäßig der Wunsch geäußert, dass Wedel nach Jahrzehnten ohne Kino wieder eines bekommen möge. Die Politiker hinter dem Antrag begründen: „Ein neues Kino wäre ein wesentlicher Zugewinn an Lebens- und Freizeitqualität für Jung und Alt in Wedel.“

Politiker schwärmen von Symbiose „historischer und moderner optischer Technik“

Auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik böte sich „die einmalige Chance, eine Symbiose von historischer und moderner optischer Technik zu schaffen“. Denn dort gibt es auch das zum Wedeler Stadtmuseum gehörende Möller Technicon, das wechselnde Ausstellungsstücke für ein Kino-Foyer zur Verfügung stellen könnte, um dadurch einen wesentlichen Teil der Wedeler Stadtgeschichte miteinander verknüpfen zu können.

Elbschule Wedel
Auf dem Möller-Gelände hat auch die Elbschule ihr Zuhause in Schulcontainern. Dort wird nach Waldorfpädagogik unterrichtet. © Frederik Büll | Frederik Büll

Daraus würde sich ein besonderer Charme und eine einmalige Identifikation ergeben, „die in gleicher Weise kaum ein anderer Ort in Wedel bieten kann, ähnlich den Zeisehallen in Hamburg Altona“, heißt es im Antragstext. Weitere Standortvorteile: Gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, der S-Bahnhof Wedel ist quasi gegenüber. Dies würde vielleicht auch Hamburger Kino-Fans anlocken.

Hamburger sollen mit der S-Bahn zum Wedeler Kino kommen

Denn: „Hamburger Kino-Besucher können ihr Auto zu Hause stehen lassen und vor oder nach dem Kinobesuch die vielfältige örtliche Gastronomie besuchen. Gleiches gilt für die Bürgerinnen und Bürger aus Wedel und Umgebung, die die verschiedenen Busverbindungen zum Wedeler Bahnhof nutzen können.“

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Auch Autofahrern stünden laut SPD-Grünen-Antrag für Kino-Besuche am Abend und am Wochenende ausreichend freie Parkflächen zur Verfügung, etwa die P&R-Anlage am Bahnhof, der Gorch-Fock-Parkplatz sowie zukünftig das Medac-Parkhaus. Damit würde eine großflächige Versiegelung an anderer Stelle in Wedel für Parkflächen für Kino-Besuche überflüssig.

Die Politiker erhoffen sich durch die Attraktivitätssteigerung zudem eine Belebung der Wedeler Innenstadt. Auch außerhalb der Geschäftszeiten, sodass die Ansiedlung weiterer Gastronomie an und um die Bahnhofstraße Erfolg versprechend sei.

Könnte die UCI-Schließung in Othmarschen ein Vorteil für Wedel sein?

In den sozialen Medien wird beispielsweise auf Facebook schon jetzt diskutiert, ob zum Beispiel ein Kino-Betrieb in Wedel aufgrund der Nähe zu Hamburg überhaupt rentabel zu realisieren wäre. Die Schließung des UCI-Kinos in Othmarschen könnte etwa auch eine Chance dafür sein. Doch generell hätten Streaming-Dienste wie Netflix den Kinos schon längst den Rang abgelaufen, meinen Kritiker des Projekts.

Laut einer Statista-Erhebung gab es 2001 noch 173 Millionen Besuche von öffentlichen Filmvorführungen in deutschen Kinos. 2023 betrug die Zahl nur noch 91,5 Millionen. Dass es auch in schwierigen Zeiten klappen kann, beweist etwa in der Region das beliebte Beluga-Kino mit Standorten in Quickborn und Uetersen. Wegen innovativer Veranstaltungen, die über den reinen Kino-Betrieb hinausgehen, gab es sogar eine landesweite Auszeichnung.