Wedel. Edeka, Kino und Self Storage: May & Co möchte Possehl-Ruine bebauen. Darum winken Wedels Politiker ab. Das sagt der Projekt-Leiter.

Braucht Wedel auf dem Gelände der Possehl-Ruine an der B431 in Wedel direkt vor dem Ortseingang von Hamburg-Rissen wirklich einen neuen Mega-Komplex mit Edeka, Self Storage und Beluga-Kino? Wer soll für ein Gutachten zur Prüfung der Verkehrsströme zahlen?

Damit beschäftigten sich die Wedeler Politiker jetzt im Planungsausschuss. CDU und FDP hatten gemeinsam einen Antrag gestellt, dass die Kosten für ein Einzelhandels- und Verkehrsgutachten vom Investor May & Co getragen werden sollen. Und nicht von der klammen Stadt, die gerade sogar eine Haushaltssperre verhängt hat. Künftig können vorerst nur wenige Projekte weitergeführt werden.

Mega-Bauprojekt an B431 in Wedel: Politiker lehnen CDU- und FDP-Antrag ab

Seit Jahren verwahrlost der „Schandfleck“ in Wedel immer weiter. Mit dem Famila-Supermarkt, der nur gut 300 Meter von der potenziellen Baufläche an der Rissener Straße 140 entfernt ist, gibt es bereits eine große Einkaufsgelegenheit in unmittelbarer Nähe zum geplanten Bauprojekt.

Ehemaliges Possehl-Gelände: So schick soll der neue Mega-Komplex mit Kino und Edeka an der B431 in Wedel werden.
Ehemaliges Possehl-Gelände: So schick soll der neue Mega-Komplex mit Kino und Edeka an der B431 in Wedel werden. © May & Co. Development GmbH / Präsentation Stadt Wedel | May & Co. Development GmbH / Präsentation Stadt Wedel

Grundsätzlich stehen die Wedeler Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, die SPD und auch die Wählergemeinschaft Wedeler Soziale Initiative diesem Vorhaben des Investors kritisch gegenüber, eventuell sei aus ihrer Sicht verarbeitendes Gewerbe an dieser Stelle eine Alternative.

Die von Christdemokraten und Liberalen im Antrag geforderte Kostenübernahme der Gutachten scheiterte jedoch denkbar knapp mit insgesamt fünf zu sechs Stimmen. Die Grünen lehnten ab, weil dies zu einer weiteren Verzögerung führen und möglicherweise nur falsche Hoffnung beim Investor wecken würde.

Investor: „Ohne Handel gibt es dort auch kein Kino“

Auch die WSI stimmte dagegen, mit Verweis auf ein von Famila bereits erstelltes, vertrauliches Gutachten. Die SPD nutzte vor der Abstimmung in der Diskussion ihr umfassendes Thesenpapier, um die erhebliche Ablehnung des Großprojekts zu erörtern. CDU und FDP votierten hingegen für die Kostenübernahme.

Maurice Witt ist Geschäftsführer der May & Co Development GmbH.
Maurice Witt ist Geschäftsführer der May & Co Development GmbH. © May & Co Development GmbH | May & Co Development GmbH

„Was mir an der Debatte zuvor gefehlt hat: Es ging ausschließlich um den Edeka. Über das Thema Kino wurde etwa gar nicht gesprochen, was ich einfach nicht verstehe“, sagt Maurice Witt (44), Geschäftsführer der May & Co Development GmbH. Dabei habe der Kino-Komplex auch eine Theater-Bühne. Dies beides in Kombination würde der Stadt und den Bürgern einen „kulturellen Mehrwert“ bieten.

Mega-Projekt an B431: Entscheide Wedeler Politik an den Bedürfnissen der Bürger vorbei?

Die Entscheidung von Teilen der Politik sei aus seiner Sicht „ideologiegetrieben“ und könnte an den wahren Bedürfnissen der Wedeler Bevölkerung vorbeigehen. Ihm habe einfach die „Objektivität“ gefehlt. „Das Gutachten, auf das sich zum Beispiel die SPD beruft, ist 14 Jahre alt. Mit einem neuen, objektiven Gutachten ließen sich die aktuellen Auswirkungen alle überprüfen“, so der Projekt-Leiter. Denn: Auch die von der WSI angesprochene Analyse des benachbarten Supermarktes Famila sei vom Unternehmen einst selbst in Auftrag gegeben worden – ohne die Vermittlerrolle der Stadt Wedel, die ebenfalls Gutachten vergeben könne.

An der B431 kurz vor Hamburg-Rissen: Das ehemalige Possehl-Gebäude rottet vor sich hin.
An der B431 kurz vor Hamburg-Rissen: Das ehemalige Possehl-Gebäude rottet vor sich hin. © Frederik Büll | Frederik Büll

Und Witt stellt für das Großprojekt an der Rissener Straße klar: „Ohne Handel gibt es auch kein Kino. Das ist eine Symbiose.“ Es würde zwei Alternativen für die bisherige Planung geben, die aber noch nicht öffentlich besprochen werden sollen. „Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dort produzierendes Gewerbe anzusiedeln. Aber dafür gibt es aus meiner Sicht geeignetere Flächen im Süden Wedels. Und nicht unbedingt direkt vor der Ortseinfahrt von Hamburg“, sagt er.

Mega-Projekt an B431 in Wedel: Edeka-Supermarkt sorge für hohe Gewerbesteuereinnahmen

Ein großer, den modernen Ansprüchen entsprechenden Edeka-Supermarkt mit etwa 80 Mitarbeitern würde jedoch seiner Meinung nach deutlich mehr Gewerbesteuern erzielen, als Produktionsstätten. Nach wie vor hält Witt die bisherige Planung für die bestmögliche Variante – für alle Beteiligten.

Einige Flächen auf dem Possehl-Areal waren kurzzeitig vermietet, doch auch diese Firmen sind längst weg.
Einige Flächen auf dem Possehl-Areal waren kurzzeitig vermietet, doch auch diese Firmen sind längst weg. © Frederik Büll | Frederik Büll

Auch die Entfernung der dort wild wuchernden Bäume sei möglich, selbst wenn der Baumbestand als Wald deklariert ist. „Dazu muss ein Gutachten erstellt werden. Aus Laiensicht würde ich sagen, dass es kein öffentlicher Naherholungsraum sein kann, wenn sich der Wald auf einem Grundstück in Privatbesitz befindet“, so der Investor. Es ließen sich sicherlich Ausgleichsflächen für eine Neubepflanzung finden. Die Firma May & Co stehe nach wie vor bereit, das Gesamtvorhaben zu realisieren – und hofft dabei auch auf Unterstützung aus der Wedeler Bevölkerung.

Wedeler SPD sieht negative Auswirkungen auf bestehende Supermärkte

Die Wedeler SPD befürchtet indes in dem wenig besiedelten Areal beispielsweise erhebliche Auswirkungen auf die bestehenden Supermärkte in Wedel durch einen Verdrängungswettbewerb. Kleinere Einzelhändler in Wedeler Wohngebieten könnten wegen weniger Kundschaft schließen. Zudem würde es aus SPD-Sicht durch den Bau des Mega-Komplexes ebenfalls negative Folgen für die Bahnhofstraße als zentrale Einkaufsmeile in der Innenstadt geben.

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CDU und FDP forderten zumindest eine sorgfältige Prüfung aller potenziellen Auswirkungen des riesigen Bauvorhabens. Denn: Allein der Edeka-Markt umfasst mit Nebengebäuden eine Fläche von über 4000 Quadratmetern, im Kino soll es sieben Säle geben. Dazu eine noch nicht genau definierte Abstellfläche für Lagerräume.

Bevor der Investor dort die Planung für den Edeka-Komplex vorangetrieben hatte, war er einige Jahre damit gescheitert, einen Baumarkt – neben das bereits bestehende Lüchau Bauzentrum – zu bauen.