Wedel. An der Elbe steigt nie wieder Qualm aus dem Schornstein des Fischhandels Schwan. Nachbarn waren genervt. Nun gibt es aber neue Pläne.
Jutta Schwan hat wenig Zeit an diesem kalten Markttag am Roland. Als Fischhändlerin verkauft sie ihre frischen Flossentiere und Salate auf Wochenmärkten in Wedel und Hamburg an sechs von sieben Tagen in der Woche. Seit Kurzem bereitet ihr aber ihre Räucherware Probleme, denn ihr Traditionshaus in Wedel musste geschlossen werden.
Die bekannte Fischräucherei, die sie gemeinsam mit ihrem Vater Hans Werner jahrelang in der Schulauer Straße in Wedel betrieben hat, gibt es jetzt nicht mehr. „Seit März ist die eigene Räucherei geschlossen“, sagt die 52 Jahre alte Fisch-Expertin, als sie kurz vor Ende des Marktes die letzten Kunden des Tages bedient.
Traditionsfischhändler Schwan: Nach dem Tod des Vaters ist die Räucherei geschlossen
Ihr Vater, mit dem sie gegenüber vom Hafen die Fische mit viel Leidenschaft fürs traditionelle Handwerk in Eigenregie geräuchert hatte, war im November 2023 im Alter von 80 Jahren verstorben. Es wären weitere Investitionen in eine zusätzliche Filter-Anlage nötig geworden. Also wurde die Räucherei in der Schulauer Straße letztlich geschlossen. Und der Blick geht nach vorn.
Schon seit Jahren hatte es Stress mit Anwohnern aus den angrenzenden Wohnhäusern gegeben, die sich vehement über die Gerüche und den Qualm aus dem Schornstein beklagt hatten. Schon in der Vergangenheit bestand von Investoren-Seite immer wieder großes Interesse an dem Areal.
Fischräucherei an der Elbe: Marktstand in Wedel und Hamburg bleibt erhalten
„Schreiben Sie bloß rein, dass hier immer alles spitze ist“, diktiert eine Kundin am Marktstand in Wedel. Jutta Schwan grinst verlegen. Bald soll im Nachbarort Hetlingen eine Produktionsstätte für die Verarbeitung ihrer Fische, die ausschließlich aus nordatlantischen Gewässern um Dänemark und Norwegen herum stammen, eröffnet werden.
Voraussichtlich im kommenden Jahr – inklusive eines Ladengeschäfts, in dem dann einmal in der Woche vor Ort Fischspezialitäten verkauft werden. Das Marktgeschäft wird zusätzlich bleiben. Auch Räucherfisch werde es weiterhin bei ihr geben.
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Bereits seit 1945 hat die Familie Schwan in Wedel Fische geräuchert. Traditionell im sogenannten Altonaer Ofen. Schon vor vielen Jahren war wegen verschärfter Auflagen eine neue Rauchwaschanlage installiert worden, um die Geruchsbelästigung für die Anwohner so gering wie möglich zu halten. Geräuchert wurde in Handarbeit mit Buchenholzspänen.
Gegründet worden war der Betrieb einst von Max Aeukens auf der Nordseeinsel Helgoland, ehe die Insel noch im Zweiten Weltkrieg evakuiert wurde. Ein Zweig der Familie hat unter dem Namen Aeukens Fisch Feinkost ein Geschäft am Kronskamp 51 in Wedel. Das Fischlokal auf dem Schwan-Gelände an der Schulauer Straße, mit wechselnden Besitzern, hatte den Betrieb bereits lange vor dem Ende der Räucherei in Wedel eingestellt.