Wedel. Die Bürger haben entschieden: Ein Bewerber-Duo muss in eine Stichwahl in drei Wochen. So lief das Rennen, das sind die Reaktionen.
Die Würfel sind gefallen: Nachdem am Sonntag gut 27.000 Stimmberechtigte in Wedel einen neuen Bürgermeister wählen durften, sind die Wahllokale geschlossen und eine Entscheidung herbeigeführt: Aus dem Kandidatenquartett wird in drei Wochen ein Duo, das zu einer Stichwahl antreten muss, denn kein Bewerber erlangte die absolute Mehrheit.
Das enge Rennen war gegen 19.30 Uhr entschieden. Alle sieben Wahlbezirke waren bei einer Wahlbeteiligung von 41,6 Prozent ausgezählt und CDU-Kandidatin Julia Fisauli-Aalto hat die direkte Wahl per absoluter Mehrheit nur äußerst knapp verpasst. Mit 49,1 Prozent ist sie aber mit Abstand beste Bewerberin geworden und tritt in drei Wochen gegen den Zweitplatzierten des Abends, Timo Steyer, an. Der Einzelbewerber hat 22,1 Prozent der Stimmen erhalten.
Wahl in Wedel: Gewinnerin ist überwältigt von dem großen Rückhalt
Zur Wahl standen neben den beiden Finalisten auch Einzelbewerber Andreas Kuhn (56) sowie Claudia Wittburg (44) für die SPD. Wittburg landete mit 19,8 Prozent auf Platz drei und Andreas Kuhn wurde mit 9,1 Prozent Vierter. Kuhn sagte hinterher: „Es ist ja wie es ist. Wedel hat entschieden und bekommt die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister, den sich die Stadt wünscht. Natürlich hätte ich mir ein besseres Ergebnis gewünscht. Aber ich habe eine tolle Erfahrung gemacht. Und wir hatten einen fairen Wahlkampf. Es ist okay so.“
Freudiger äußerte sich die Gewinnerin des Abends: „Ich bin überwältigt von dem hohen Ergebnis für mich“, sagte die CDU-Kandidatin Julia Fisauli-Aalto in einer ersten Reaktion. „Ich möchte mich bei den Wählern bedanken. Jetzt krempele ich ab morgen die Ärmel hoch und starte wieder mit dem Wahlkampf, damit alle wieder an die Wahlurne kommen. Und hoffentlich können wir es schaffen, noch mehr Leute zur Stichwahl zu bekommen, damit wir die Wahlbeteiligung steigern können.“
Ihr Gegner im Stechen gab sich nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses kämpferisch: „Ich bin angetreten, um zu gewinnen. Daran hat sich nichts geändert“, sagte Timo Steyer. „Am Ende des Tages fangen wir jetzt wieder von vorn an. Und ich werde jetzt bestimmt nicht die Flinte ins Korn werfen. Das wird ein enger Wahlkampf“
Wahl in Wedel: Um 19.20 Uhr hat CDU-Kandidatin fast absolute Mehrheit
Claudia Wittburg, die Drittplatzierte des Abends, sagte: „Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Aber es war aus meiner Sicht klar, dass Julia vorn liegt und ich mich dahinter mit Timo streite. Ich habe gehofft, in die Stichwahl zu kommen. Das hat leider nicht geklappt. Aber jetzt werde ich erstmal schlafen und Sport machen. Und dann habe ich auch endlich wieder mehr Zeit für meine Familie.“
Schon nach fünf ausgezählten Wahllokalen hatte sich Julia Fisauli-Aalto gegen 19.20 Uhr leicht abgesetzt. Das Diagramm zeigte 49,2 Prozent für sie. Timo Steyer kam auf 22,2 Prozent, Claudia Wittburg war bei 19,7 Prozent und Andreas Kuhn bei 8,9 Prozent. Das war übrigens auch exakt die Reihenfolge in jedem einzelnen Wahlbezirk bis dahin. „Noch ist mein Puls ziemlich ruhig. Stand jetzt wäre ich in der Stichwahl“, sagte Timo Steyer. „Mal gucken, ob es am Ende reicht.“ In der CDU-Ecke brandet verhaltener Jubel auf. Die Wahlbeteiligung lag zu dieser Zeite bei 43,3 Prozent.
Gegen 19 Uhr waren die ersten drei Wahllokale ausgezählt. Ein Raunen ging durch den Ratssaal als die ersten Zahlen eintrudelten. Kurios: Im Internet war da noch nichts zu sehen. Klar in Führung war Julia Fisauli-Aalto mit 45,9 Prozent. Auf Rang zwei war Timo Steyer, der 25,3 Prozent erhielt. Demnach führte Julia Fisauli-Aalto mit 49 Prozent vor Timo Steyer (21,9 Prozent) und Claudia Wittburg (20,2 Prozent). Andreas Kuhn sammelte bisher 8,9 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag in den drei Lokalen zusammen bei 41 Prozent. Die CDU-Kandidatin kratzt um diese Uhrzeit knapp an der absoluten Mehrheit, also der direkten Wahl zur Bürgermeisterin.
Bürgermeisterwahl: Ergebnisse werden in Wedel mit Spannung erwartet
Schon kurz nach 18 Uhr hatte sich der Ratssaal für die Auszählung gefüllt. Etwa 100 Bürger, Politiker sowie alle Kandidaten mit ihren Familienmitgliedern fanden sich im Rathaus ein. Die Stimmung war locker. Der Raum füllte sich, die Spannung vor den ersten Ergebnissen stieg. Moralische Unterstützung aus der Partei erhielt Kandidatin Julia Fisauli-Aalto vom CDU-Landtagsabgeordneten Martin Balasus.
Stadtpräsident Julian Fresch (CDU) gab eine erste Einschätzung zur Wahlbeteiligung ab: „Es ist schon bemerkenswert, wie die Unterschiede in den einzelnen Wahlbezirken sind. Am Elbhochhufer lag die Wahlbeteiligung bei gut 28 Prozent. Beim Rist-Gymnasium waren es dagegen fast 50 Prozent.“
Wedel wählt den neuen Bürgermeister: Wer wird neue Chefin oder Chef im Rathaus?
Schon am Nachmittag vor der Entscheidung war die Spannung in der Stadt groß, etwa im Wahllokal an der Moorwegschule: „Ich bin selbst Mutter zweier Kinder, eines davon geht schon zur Schule. Insofern liegen mir die Themen Bildung, Schulkindbetreuung, sichere Schulwege und Kita sehr am Herzen“, sagte die Wedelerin Britta Gabriel über die Themen, die aus ihrer Sicht in den kommenden sechs Jahren vorangehen sollten in der Stadt. Welchen Kandidaten sie gewählt habe, wollte sie nicht verraten, aber die Bewerberinnen würden sich als Mütter damit generell besser auskennen.
Thomas Schultz hingegen ist da offener. „Ich habe für Frau Wittburg gestimmt, allerdings bin ich auch SPD-Mitglied. Ich hoffe, dass man in Wedel endlich an das Thema Schulden herangeht und zum Beispiel die Verwaltung verschlankt“, sagte er. Allein die Rathausarbeit verschlinge jährlich 23 Millionen Euro, meint Schultz. Das „Schwimmbad am Hafen“, gemeint ist der Schulauer Hafen, in dem die Boote fehlen, müsse aus seiner Sicht ebenfalls dringend angegangen werden.
Hintergrund der Neuwahl an der Elbe war das vorzeitige Aus des Amtsinhabers Gernot Kaser (parteilos) im Sommer. Der gebürtige Österreicher war schon nach zwei von sechs Amtsjahren von den Bürgern abgewählt worden. Stimmen konnten in sieben Wahllokalen im Stadtgebiet oder vorab per Brief abgegeben werden. Die ersten Ergebnisse wurden nach 18 Uhr erwartet. Alles Wissenswerte zur Bürgermeisterwahl erfuhren Beobachter bei abendblatt.de, live im Ratssaal oder auf der Homepage der Verwaltung.
Bürgermeisterwahl in Wedel: Ergebnisse ab 18 Uhr veröffentlicht
Wie auch für die anstehenden Neuwahlen im Bundestag blieb den vier Kandidaten in Wedel vor der Wahl weniger Zeit als üblich, um für sich zu werben. Es waren nur sechs Wochen nach Verkündung der Bewerberliste. „Der Wahlkampf war intensiv, aber zu kurz. Ich hätte gerne mehr Gelegenheiten gehabt, mich zu präsentieren“, sagte Kuhn kurz vor der Stimmabgabe. Durch die zahlreichen Gespräche mit Wedelern „und das positive Feedback, das ich erhalten habe, bin ich guter Dinge und positiv gestimmt“.
Die Balance zwischen Wahlkampf und der täglichen Arbeit hinzubekommen, sei oft nicht einfach gewesen, doch die positiven Wahlkampferfahrungen wiegten aus Kuhns Sicht die Anstrengungen wieder auf. Er freue sich auf den Wahltag. Nach der Stimmabgabe wollte Kuhn – wie alle anderen Bürgermeisterkandidaten ebenfalls – das Geschehen live im Ratssaal verfolgen.
Kampf um Rathaus-Posten: Julia Fisauli-Aalto hat Wedeler Verwaltung seit Ostern geführt
Julia Fisauli-Aalto (CDU), die interimsweise das Bürgermeisteramt nach der Abwahl von Kaser übernommen hatte, betonte den Umgang untereinander während des Wahlkampfs: „Ich freue mich sehr, dass der Wahlkampf zwischen uns Kandidaten und Kandidatinnen sehr fair und vorbildlich abgelaufen ist.“ So etwas sei aktuell besonders wichtig, da sich der gesellschaftliche Zusammenhalt verändert habe und zu bröckeln beginne.
„Es waren anstrengende aber auch sehr lehrreiche sechs Wochen. Diese Zeit hat mir einmal mehr bestätigt, dass ich weiter Verantwortung übernehmen und meinen Weg gehen möchte, für alle Bürgerinnen und Bürger.“ Das Verhalten in den sozialen Medien bereitete ihr jedoch zunehmend Sorgen. Es gebe eine Minderheit, die keine anderen Meinungen zuließe und einseitigen Narrativen aufsitzen würde.
Sie sagte: „Wir müssen nach vorne schauen, um die Probleme zu bewältigen und aufhören rückwärtsgewandt nach Schuldigen zu suchen. Gerade in der ehrenamtlichen Politik wird es schwieriger sich gegen zunehmende Widerstände zu behaupten.“ Sie gehe mit einem guten Gefühl in den Wahlsonntag: „Alles ist gesagt, alles getan.“
Zum Volkstrauertag hatte sie am Sonntag noch einen offiziellen Termin als stellvertretende Bürgermeisterin auf dem Wedeler Friedhof. Nach der Stimmabgabe besuchte Fisauli-Aalto alle Wahllokale, um sich zu bedanken.
Claudia Wittburg : „Wahlkampf war intensiv, aber auch uunglaublich bereichernd“
„Der Wahlkampf war intensiv, aber auch eine unglaublich bereichernde Zeit für mich. Ich bin mit vielen Wedelerinnen und Wedelern ins Gespräch gekommen und habe dabei wertvolle Einblicke gewonnen. Aus jedem Gespräch nehme ich etwas mit und die besten Ideen kommen eben von den Menschen, die hier leben und arbeiten“, sagte die SPD-Kandidatin Claudia Wittburg vor dem Wahlsonntag.
Sie war zuversichtlich, es in die Stichwahl zu schaffen. Wittburg wollte als Bürgermeisterin immer mit mindestens einem Ohr am Bürger dran bleiben. Im Wahlkampf seien 41 Liter Kaffee gekocht worden. 87 Kilometer ist sie durch Wedel geradelt, 55 Kilometer zu Fuß gegangen.
Fast 5000 von ihr und Helfern verteilte Flyer zählten zur Bilanz. Den Wahlsonntag selbst habe sie mit einem gemütlichen Familienfrühstück gestartet, um dann wählen zu gehen. „Und ich werde mich bei allen Wahlhelfern bedanken“, so die Sozialdemokratin.
Timo Steyer war es „eine Freude, so viele Wedelerinnen und Wedeler persönlich kennenzulernen“
Auch für den gebürtigen Wedeler Timo Steyer sei der Wahlkampf intensiv, „aber unglaublich bereichernd“ gewesen. „Es war mir eine Freude, so viele Wedelerinnen und Wedeler persönlich kennenzulernen und alte Bekannte wiederzusehen und direkt mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, so der parteilose Kandidat.
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Natürlich sei es auch für ihn anstrengend geworden, „aber die positiven Rückmeldungen und die Unterstützung, die ich erfahren habe, geben mir ein wirklich gutes Gefühl, auch über die Wahl hinaus. Jetzt freue ich mich aber erstmal, dass die Entscheidung naht“.
Sein Sonntag begann mit einem Frühstück, um kurz durchzuatmen, anschließend stand ein Spaziergang durch die Stadt auf dem Programm, „um die Stimmung aufzusaugen“, wie Steyer es nannte. Nach seiner Stimmabgabe war er abends mit Familie und Freunden im Rathaus, um die Ergebnisse abzuwarten. Der parteilose Kandidat sagte zuvor: „Die Spannung ist groß – aber ganz gleich, wie es ausgeht, ich bin dankbar für die vielen Begegnungen und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.“