Hasloh. Junge Betreiberin wird verleumdet und fühlt sich nicht willkommen. Pachtvertrag läuft aus. Bürgermeister startet nun letzten Versuch.
Das beliebte Palmencafé in Hasloh muss wohl schließen. Betreiberin Shari Albrecht, die das Café an der Kieler Straße (B4) vor neun Jahren in dem großen Glasbau des früheren Gartenmarktes Lunge aufgemacht hat, teilte jetzt mit, dass ihr Pachtvertrag Ende 2026 ausläuft.
Als sie davon vom neuen Eigentümer aus Hamburg erfuhr, sei sie zunächst sehr traurig gewesen, berichtet die Junggastronomin. „Ich habe viel geweint“, sagt sie. Doch inzwischen habe sie sich damit abgefunden. „Dann gehe ich in zwei Jahren mit meinem Konzept eben woanders hin. Dorthin, wo man mich mit offenen Armen empfängt.“
Palmencafé: Pachtvertrag für beliebten Laden im Kreis Pinneberg läuft aus
Ihr kleines gemütliches Café, das donnerstags bis sonntags nachmittags geöffnet ist, hat die 34 Jahre alte Selfmade-Unternehmerin im Laufe der Jahre immer weiter vergrößert. Der 260 Quadratmeter große Innenraum mit seinen riesigen Palmen gleicht einer Strandidylle. Außer Kaffee, Kuchen und Brunch bietet sie die großzügigen Räumlichkeiten, in denen bis zu 100 Gäste Platz finden, auch für größere Veranstaltungen wie Messen, Märkte, Festivals, Hochzeitsfeiern, Afterwork- und sogar Rave-Partys an.
Zudem betreibt sie im 350 Quadratmeter großen Lager nebenan einen Deko-Verleih für Veranstaltungen aller Art. Und die Terrasse böte noch einmal Platz für bis zu 350 Menschen, wo kleine Kinder auf einem abgezäunten Spielplatz toben können, während die Mütter in Ruhe ihren Cappuccino genießen können.
„Ich habe viel geweint“: Café-Betreiberin fühlt sich im Ort nicht willkommen
„Es ist so toll, wie sich das hier entwickelt hat“, sagt Shari Albrecht. „Mir blutet das Herz, dass das in zwei Jahren vorbei sein soll.“ Aber so gut die Resonanz bei ihren Gästen auch sei und so toll wie sich auch ihr 16-köpfiges Mitarbeiterteam eingespielt hätten – so wenig Unterstützung habe sie doch von der örtlichen Politik und den Behörden erhalten, kritisiert sie. „Dabei lebe ich in Hasloh jetzt seit 24 Jahren und bin hier aufgewachsen“, sagt die junge Frau, die deutsches, holländisches und indisches Blut in ihren Adern hat.
So habe sie lange kämpfen müssen, um die Genehmigung vom Ordnungsamt für ihre Café-Terrasse zu erhalten, erklärt sie. Einige boshafte Zeitgenossen hätten sie sogar mal bei den Behörden angezeigt. Und immer wieder würden seltsame Gerüchte im Dorf gestreut, die ihr Café in ein schiefes Licht bringen sollen.
So waren jüngst wieder anonyme Schreiben im Umlauf, sie würde in ihren Räumen Swinger-Partys veranstalten. Das sei totaler Quatsch, wehrte sie sich in den sozialen Medien dagegen und zeigte sich selbst auf einer Schaukel. „Die einzige, die hier swingt, bin ich“, schrieb sie dazu, berichtet die Mutter zweier kleiner Kinder.
Betreiberin: Seltsame Gerüchte im Dorf machen ihr das Leben schwer
„Das war so schockierend für mich“, ärgert sie sich, dass offenbar einige Leute in Hasloh ihr den Erfolg nicht gönnten und sie offenbar lieber weghaben wollten. Das werde ihnen bald gelungen sein, sagt Shari Albrecht etwas verbittert und enttäuscht. „Ich habe das Gefühl, dass ich in Hasloh nicht willkommen bin. Aber nun weiß ich, dass das Palmencafé hier endlich ist.“
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Bis dahin aber werde sie sich nicht unterkriegen lassen. „Ich werde demnächst noch eine Regenbogenflagge hissen“, kündigt sie an. Nun sei sie auf der Suche nach einem Ort, „wohin ich mit meinem Palmencafé nahtlos umziehen könnte“, sagt sie. Ihr neuer Vermieter habe ihr signalisiert, dass er nicht mehr groß investieren und am liebsten das Palmencafé abreißen möchte.
Investor plant auf dem Areal einen Gewerbepark mit Dienstleistung
Haslohs Bürgermeister Kay Löhr bestätigt, dass der neue Eigentümer des rund sechs Hektar großen Geländes direkt am südlichen Ortsausgang von Hasloh einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan anstrebe, über den die Gemeindevertretung Anfang nächsten Jahres befinden werde. Dieser sehe vor, dass hier Gewerbeflächen und ein Dienstleistungszentrum entstehen und auch zwei Mehrfamilienhäuser errichtet werden sollten. Die Planung und Vermarktung werde Aufgabe des Eigentümers sein, der auch die Kosten für den Bebauungsplan zu tragen habe.
Dass die Gemeinde die Café-Betreiberin Albrecht nicht ausreichend unterstützt habe, wie diese klagt, findet Bürgermeister Löhr nicht. „Sie wusste von Anfang an, dass ihr Pachtvertrag Ende 2026 ausläuft“, sagt er. Wenn ihrerseits der Wunsch bestanden habe, die Gemeinde möge sich in die Verhandlungen mit dem Investor einschalten, hätte sie das kundtun müssen. „Aber sie ist nie an uns herangetreten, dass wir uns in die Planungen des Investors einmischen sollten. Sie ist ja selbstständig tätig.“
Bürgermeister Löhr macht der Betreiberin ein wenig Hoffnung
Dennoch will Bürgermeister Löhr durchaus noch mal „nachfassen“, ob nicht auch im neu geplanten Gewerbepark Platz für das Palmencafé wäre, kündigt er an, mit dem Eigentümer darüber zu reden. Womöglich hat das Herzensprojekt von Shari Albrecht dann doch noch eine Zukunft in Hasloh.
Das Palmencafé an der Kieler Straße 5 in Hasloh ist donnerstags bis sonntags von 13 bis 17.30 Uhr geöffnet.