Pinneberg. Makler bietet die abrissreife Langzeitruine derzeit an. Das Gebäude ist wohl nicht zu retten, dafür bleibt das Grundstück attraktiv.
War es das jetzt mit dem Schandfleck in der City? Wohl selten wurde der Verkauf eines Hauses so herbeigesehnt wie von den Nachbarn des Gebäudes Damm 40 in Pinneberg. Jahrzehntelang ist dort eine Immobilie vermüllt worden, bricht langsam in sich zusammen. Doch nun soll das als „Messie-Haus“ bekannt gewordenen Objekt doch noch ein gutes Ende finden.
„Das ist ein Abrissobjekt. Wohnen kann dort niemand mehr“, sagt Sven P. Stein. Er ist einer von drei Geschäftsleitern des Unternehmens Makro Immobilien und damit beauftragt, das Grundstück samt Hausruine an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen. Für 240.000 Euro wird das Objekt nahe der Pinneberger Innenstadt angeboten.
Messie-Haus Pinneberg: Immobilienfirma kümmert sich um Verkauf der Ruine
Die ersten Exposés sind verschickt und einige Ortsbesichtigungen gelaufen. Seit etwa zwei Wochen wird die Immobilie mit dem 540 Quadratmeter großen Grundstück auf dem online-Portal der Immobilienfirma beworben. Jetzt wirdbei den Interessenten geplant, gerechnet und vermutlich auch das eine oder andere Gespräch mit den Behörden geführt.
Denn die große Frage lautet: Wie darf dort bebaut werden? In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich zweigeschossige Wohn- und Geschäftshäuser. Doch schon gegenüber und ein paar Grundstücke weiter geht es auch viergeschossig nach oben. Da es keinen Bebauungsplan gebe, müsste ein Neubau nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches genehmigt werden, „wenn er sich „nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt“.
Ermessenspielraum der Behörde bei Genehmigung für Neubau
Diese Vorschrift ist dehnbar. Der Ermessenspielraum wirkt groß, sodass es in diesen Fällen auch zu gerichtlichen Verfahren kommt. „Da gibt es eine hohe Unsicherheit“, sagt auch Immobilienexperte Sven P. Stein.
Der zweite Knackpunkt: Liegt irgendwo auf dem kaum zugänglichen, 540 Quadratmeter großen Grundstück noch Sondermüll? Ist irgendwo etwas Umweltbelastendes vergraben oder versickert? So eine spezielle Entsorgung kann die Abriss- und Entsorgungskosten in die Höhe treiben.
100 Jahre Geschichte mit Polsterei, Möbelladen und Tischlerei
Bauunterlagen gibt es laut Immobilienmakler Stein nur sehr wenig. Als Baujahr schätzt Sven P. Stein die Zeit zwischen 1910 und 1930. In den 50er-Jahren war ein Möbelladen dort angemeldet. 1959 gab es einen Antrag, am Damm 40 eine Tischlerei einzurichten. In den 80er-Jahren kam eine Polsterei dort unter, deren Werbung noch heute an der Hauswand zu erkennen ist. Bekannt ist zudem, das zuletzt wohl eine Fahrradwerkstatt in einem Nebengebäude untergebracht war.
Über den Eigentümer und Auftraggeber gibt es von Seiten des Immobilienunternehmens keine Information. Das Abendblatt hatte vor einem Jahr berichtet, dass der Eigentümer in Süddeutschland wohne und der Bruder des Besitzers in Pinneberg wohl lange auf dem Grundstück gelebt habe.
Anlieger kämpften darum, das Problemhaus zu beseitigen
Für einen Abriss beziehungsweise eine Sanierung des Gebäudes, das auch Ratten anlockt, hatten sich vornehmlich Anlieger, unter ihnen CDU-Ratsherr Kai Sibbert, eingesetzt. Die Stadtverwaltung bedauerte vor einem Jahr, keine rechtliche Handhabe zu erkennen, um von Amts wegen einzuschreiten.
„Da es sich bei dem Grundstück samt Gebäude um Privateigentum handelt, kann die Stadt Pinneberg nur tätig werden, wenn eine Gefahr für die Allgemeinheit oder die öffentliche Sicherheit besteht, zum Beispiel wenn Scherben auf dem Gehweg, Müll oder Dachziegel auf den Fuß- und Radwegen liegen würden. Das war in den vergangenen Jahren jedoch nicht der Fall“, heißt es in der aktuellen Stellungnahme der Verwaltung.
Probleme mit Messie-Häusern auch in Quickborn und Uetersen
Das Problem mit Messie-Häusern hat nicht nur die Stadtverwaltung in Pinneberg. Jahrelang musste sich Quickborn mit einem Eigentümer auseinandersetzen, der in Sichtweite des Rathauses in einem baufälligen Gebäude lebte.
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Uetersen hat extra eine Vorkaufsrechtsatzung erarbeitet, um heruntergekommene Immobilien in städtische Hand zu bekommen. Das Problem: Die Stadt darf das Vorkaufsrecht nicht ausüben, wenn der Verkauf innerhalb der Familie bleibt. Dieser Trick wird speziell in einem Fall wiederholt angewandt.
In Pinneberg muss nun niemand mehr tricksen, um das Problem zu lösen. Stattdessen hoffen alle auf einen tatkräftigen Investor beziehungsweise eine Investorin.