Uetersen. Am Beispiel Uetersens zeigt sich, dass trotz spezieller Satzung kaum Handhabe gegen Verwahrlosung besteht. Sechs Fälle gibt es aktuell.
Ein halbes Dutzend Stein gewordene Probleme sind es, die Uetersens Entscheidern Kopfzerbrechen bereiten. Und das nun auch schon seit Jahren. Denn sechs Schrottimmobilien sind vor genau zwölf Jahren in der Stadt offiziell als Schandflecke festgestellt worden. Geändert hat sich seitdem wenig, wie ein aktueller Rundgang zeigt.
Mit einer speziellen Satzung wollten sich die Stadtvertreter seinerzeit eigentlich mehr Rechte verschaffen, um aktiv gegen diese Verwahrlosungstendenzen vorgehen zu können. Bis heute hat sich an der Misere nicht viel geändert. Leider, würde die Stadtverwaltung wohl hinzufügen.
Schrottimmobilien: Vom Grundstück Marktstraße 35 geht sogar große Gefahr aus
Statt alte Probleme zu lösen, sind sogar neue hinzukommen: Mit dem öffentlichen Streit um die Immobilie Großer Wulfhagen 42, zu deren Eigentümern eine Grundstücksfirma gehört, an der der ehemalige Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler beteiligt ist, rückt das Thema Schrott-Immobilie sogar noch weiter ins Zentrum der Stadt. Dort versucht die Stadt über eine Satzung für Brachflächen, die ebenfalls Bauruinen verhindern soll, aktiv zu werden.
Das zweite große Problem unter Uetersens Schrott-Immobilien steckt im Gebäude an der Marktstraße 35. Seit Jahren stehen die Räume leer. Bereits 2017 waren dort mehrere Dachpfannen auf den Fußweg gekracht, den täglich viele Schüler nutzen. Damals hatte die Polizei den Weg wegen „Gefahr im Verzug“ vorübergehend sperren müssen.
Kampf gegen Schandflecke: Grundstück neben Schrottimmobilie gehört bereits der Stadt
Vor zwei Jahren fiel ein Fenster heraus. Wieder setzte die Stadt mit Bußgeldern nach. Der Eigentümer reagierte gar nicht. Die Stadt ordnete eine sogenannte Ersatzvornahme an und stellte die Reparaturarbeiten dem Eigentümer in Rechnung. Jüngst musste die Feuerwehr an der Marktstraße 35 anrücken, weil Brandstifter im Gebäude gewütet hatten. Stadtsprecherin Anna Winterberg bat um Verständnis, sich bei diesem Objekt nicht offiziell äußern zu können.
Der öffentliche Durchgang zwischen Park- und die Marktstraße ist bereits lange gesperrt. Stattdessen nutzen die Schüler das bereits freigeräumte Grundstück, wo früher das Café von Stamm stand. Dieses Gelände gehört bereits der Stadt, doch die Planungen für die Nachnutzung stocken.
Uetersen: Einige eigentlich abrissreife Häuser sind noch bewohnt
Direkt gegenüber stehen die nächsten beiden stark vernachlässigten Gebäude, und zwar an der Meßtorffstraße 4 und 6. Hier leben allerdings noch Familien. Äußerlich wirken die Rotsteingebäude deutlich besser in Schuss als die anderen in der sogenannten Schrott-Immobiliensatzung festgehaltenen Häuser.
Nur wenige Meter weiter, am Großen Wulfhagen 9 und 11, stehen die nächsten beiden maroden Gebäude, an die die Stadt mithilfe des Vorkaufsrechts herankommen möchte. Die beiden Gebäude sind ebenfalls noch bewohnt. Auch ein Verein nutzt die Räume in einem der Gebäude.
Ruine auf dem Grundstück Töpferstraße 5 ist Geschichte
Ein Ziel der sogenannten Schrott-Immobiliensatzung ist es, Steuersparverkäufe zu durchkreuzen. Stadtsprecherin Winterberg erläutert das Problem, vor dem die Verwaltung steht: „Die Satzung kann immer nur dann Anwendung finden, wenn die darin enthaltenen Objekte verkauft werden. Dies kommt recht selten vor. Hinzu kommt, dass die Stadt gemäß den Regelungen des Baugesetzbuches nicht in den Kaufvertrag eintreten darf, wenn das Objekt innerhalb der Familie verkauft wird.“
Einzig das Objekt an der Töpferstraße 5 ist Geschichte. Die Ruine wurde abgerissen. Doch schon Andrea Hansen, Vorgängerin des amtierenden Bürgermeisters Dirk Woschei, hatte 2017 enttäuscht kommentiert: „Wir hatten uns mehr erhofft. Doch die Sache hat sich komplizierter, als wir alle dachten, dargestellt“, so Hansen damals.
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So bleibt in der Rosenstadt auch zwölf Jahre nach dem Beschluss, eine Satzung zu erlassen, um Schandflecke in der Stadt schnell räumen zu können, fast alles beim Alten – und die nächsten Immobilien drohen schon zu verfallen.