Uetersen. „Schandfleck“: Firma eines Fußball-Weltmeisters will stockendes Projekt in Uetersen abstoßen. Jetzt soll Bewegung in die Sache kommen.
In Uetersen wird weiterhin heftig über eine Schrottimmobilie in der Fußgängerzone diskutiert. Eine Grundstücksfirma, für die unter anderem der Weltmeister und ehemalige Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler mitverantwortlich ist, möchte Grundstück und Bauplan gern verkaufen. Doch wegen der Baukrise droht die Bauruine zu einem Dauerzustand zu werden. Jetzt könnte Bewegung in die Angelegenheit kommen.
CDU-Fraktionschef Leon Stark geht dabei mutig voran. Der „Schandfleck“ sei allen „ein Dorn im Auge“. Deshalb sollten alle gemeinsam „schnellstmöglich eine Lösung finden“. Damit meint der Christdemokrat, der auch den Stadtverband der CDU führt, dass die Stadt Uetersen verhandeln sollte, um das Grundstück Großer Wulfhagen 42 selbstständig zu erwerben.
Vorkaufsrecht zwingt Uetersen fremd ausgehandelten Preis zu zahlen
Damit setzt sich Leon Stark von denjenigen ab, die erst dann handeln wollen, wenn ein Käufer die Schrottimmobilie erwirbt. In diesem Fall könnte die Stadt über ihr Vorkaufsrecht zugreifen, müsste dann aber den Preis zahlen, den der mögliche Käufer ausgehandelt hat. Auch eine juristische Auseinandersetzung würde sich möglicherweise anschließen.
Ob das Thema bereits im kommenden Bauausschuss am 21. März behandelt wird, ist nicht sicher. Bislang steht es laut Matthias Nowatzki, dem Vorsitzenden des Ausschusses, nicht auf der Tagesordnung. Dazu müsste eine Fraktion einen Antrag stellen.
Land bescheinigt Uetersen eine prekäre Lage auf dem Wohnungsmarkt
Die Stadt Uetersen hatte bereits im herbst 2023 eine eigenständige Satzung erlassen, um sich in den überplanten Bereichen wie der Fußgängerzone ein Zugriffsrecht zu sichern. Das Land hatte der Stadt dieses Instrument mit an die Hand gegeben, da sich Uetersens Wohnungsmarkt in einer prekären Lage befindet.
Bereits im vorigen Jahren hatten Uetersens Stadtvertreter versucht, das Handeln auf dem Grundstück am Großen Wulfhagen zu beeinflussen. Doch die ehemalige Goldschmiede wurde trotzdem teilweise abgerissen und entwickelt esich dadurch noch mehr zum Schandfleck..
Tatsächlich steckt das Vorhaben im Kreis Pinneberg mitten in der Baukrise mit stark sinkenden Preisen unangenehm tief fest. Gern möchte Maximilian Knöffler, Geschäftsführer des Immobilienentwicklers, an dem Zieler, ehemaliger Nationaltorhüter und Weltmeister, als Gesellschafter beteiligt ist, das Objekt wieder abstoßen.
Ruine in Uetersen: Für 350.000 könnten Grundstück und Baugenehmigung erworben werden
Doch so einfach funktioniert es nicht. Ursprünglich waren 500.000 Euro aufgerufen. Jetzt wird das Projekt über einen Hamburger Makler auf Immowelt und anderen Portalen deutlich günstiger angeboten. Für 350.000 könnte ein neuer Investor das knapp 240 Quadratmeter große Grundstück am westlichen Eingang der Fußgängerzone samt gültiger Baugenehmigung für ein fünfgeschossiges Gebäude kaufen.
„Wir sind bemüht, eine gute Lösung zu finden“, sagt Geschäftsführer Knöffler auf Abendblatt-Anfrage. „Wir alle wissen, wie schwierig die Marktsituation zurzeit ist.“ Mehr will der von der öffentlichen Debatte genervte Chef des Immobilienunternehmens, das vornehmlich in Hamburg, Hannover und Köln agiert, dazu erst einmal nicht sagen.
Uetersen: Stadt kam Ron-Robert Zieler, Knöffler und Co. maximal entgegen
Verärgert sind auch die Verantwortlichen im Uetersener Rathaus. Denn in der Planung waren die Stadtvertreter dem Investor weit entgegengekommen. Sie hatten bereits 2022 nach intensiver Debatte eine maximale Ausnutzung des Grundstücks genehmigt. Vier Voll- plus ein Staffelgeschoss dürfen dort gebaut werden. Unten sollen Gewerberäume entstehen, darüber sechs Wohnungen, verteilt auf vier Etagen.
Doch nicht einmal der vollständige Abriss des Gebäudes, in dem einst Juwelier Schinkel goldene Zeiten erlebte, ist vollendet. Die Grundmauern und unteren Teile der Fassade stehen noch und harren eines Abbruchs. Darauf sind von Kritikern bereits zwei gelbe Karten montiert - und der Platzverweis für den aus ihrer Sicht mitverantwortlichen Torwart.
Bürgermeister will „Schandfleck“ so schnell wie möglich entfernen
„Das Interesse der Stadt ist es selbstverständlich, dass der Schandfleck so schnell wie möglich entfernt wird, sowie eine weiterhin geordnete städtebauliche Entwicklung vollführen zu können“, teilt Bürgermeister Dirk Woschei (SPD) auf Anfrage mit.
Eine Handhabe, um das Grundstück schneller entwickeln zu können, sei momentan leider nicht gegeben. „Da keine Gefahr in Verzug ist oder sonstige für Leib und Leben gefährliche Bedingungen von der Brache ausgehen, kann städtischerseits nicht reagiert werden“, sagt der Bürgermeister bedauernd.
Versprechen: Bauzaun sollte Schrottimmobilie komplett verdecken
Erbost ist der Bürgermeister auch, weil es nicht mal einen vernünftigen Bauzaun gibt. Dirk Woschei: „Mir wurde versprochen, dass der neue Zaun bis Oktober 2023 kommt, sollte bis dahin keine andere Lösung in Sicht sein. Der neue Bauzaun sollte die Ruine komplett verdecken und ansehnlicher sein als die derzeitige Plane mit dem Behelfszaun.“
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Die Baugenehmigung ist nun ein Jahr alt. Einen möglichen Käufer binden die aktuellen Pläne allerdings nicht. Der Bürgermeister hofft auf kreative Investoren und sagt: „Der Bebauungsplan lässt auch andere Möglichkeiten zu. Die derzeitige Baugenehmigung reizt sozusagen das Maximum aus.“