Helgoland. Die Wurfsaison der Kegelrobben hat begonnen. Warum das bundesweit einmalige Schauspiel auch immer mehr Gäste auf die Insel lockt.

Auf Helgoland hat ein Naturschauspiel begonnen, wie es in Deutschland nirgendwo sonst so hautnah beobachtet werden kann: die Wurfsaison der Kegelrobben, dem größtem Raubtier der Republik. Wie die Gemeinde jetzt mitteilt, sind gerade die ersten Jungen zur Welt gekommen. Inzwischen sei die Geburt der Kegelrobben auch ein Tourismusfaktor.

Vor einem Jahr sind auf der Nordseeinsel etwa 900 Jungtiere geboren worden, so viele wie noch nie. Während ab der ersten beobachteten Geburt einer Kegelrobbe auf Helgoland im Winter 1996/97 jahrelang jede einzelne Geburt gezählt und via Internet veröffentlicht werden konnte, ist es den Betreuern der Tiere vom Verein Jordsand und der Gemeinde Helgoland seit der vorigen Saison 23/24 nur noch möglich, die Zahl zu schätzen.

Helgoland: Etwa 9000 Neugierige beobachten die Kinderstube der Robben

Das Naturschauspiel zieht immer mehr Besucher auf die Insel. Im vorigen Jahr waren es laut Tourismus Service etwa 9000 Gäste. Sie halten sich laut Damaris Buschhaus, Leiterin der Naturakademie des Vereins Jordsand, weitgehend an die Regeln. Der extra angelegte Bohlen- und Naturerlebnisweg würde gut angenommen und die Absperrungen akzeptiert. Die Beobachter erhalten von dort wunderbare Einblicke in die Kinderstube der Kegelrobben.

Helgoland: Den größten Raubtieren Deutschlands ganz nah
In Sichtweite der Hauptinsel liegen die Robben am Strand. Während der Wurfsaison sind die Liegeplätze der Robben-Kolonien abgesperrt. Stattdessen kann die Kinderstube der Wildtiere von einem Naturerlebnisweg beobachtet werden. © Michael Rahn | Michael Rahn

„Viele äußern sich dankbar, dass sie die Tiere so nah in der Natur beobachten dürfen“, resümierte die Robben-Betreuerin nach der vorigen Wurfsaison. Die Naturschutzbeauftragten beantworten gern die Fragen von interessierten Gästen und Anwohnenden.

Die Wurfzeit ist eine besondere Herausforderung für die Naturschützer

Auf der Helgoländer Landungsbrücke und in der Hummerbude 35 des Vereins Jordsand befinden sich Infostände zum Kegelrobbenwinter. Dort erfährt jeder Gast aktuelle Besonderheiten zur Kegelrobbensaison und erhält auch Informationsmaterial zu den Tieren. Auch im Rahmen von Führungen, anhand von Hinweistafeln und im Showroom am Dünenfähranleger haben Dünengäste die Möglichkeit, sich detailliert über die Lebensweise der Kegelrobben zu informieren.

Robbensaison 2025 auf helgoland beginnt
Auf Helgoland beginnt die Wurfsaison der Kegelrobben. © Helgoland Tourismus Service | Thorsten Meyer

Die Wurfzeit der Kegelrobben ist ein Höhepunkt und gleichzeitig eine besondere Herausforderung für alle Verantwortlichen. „Es wird seit Jahren daran gearbeitet, das Miteinander zwischen Tier und Mensch für touristische und naturschutzfachliche Belange mehr und mehr in Einklang zu bringen“, heißt es in der aktuellen Mitteilung des Vereins Jordsand und der Gemeinde Helgoland. Das Ziel: „Besucher sollten weiterhin, auf verantwortungsvolle und sichere Art und Weise, die Möglichkeit haben, an diesem Naturphänomen teilzuhaben.“

Junge Kegelrobben sind in den ersten Lebenswochen noch sehr anfällig

Die erste Herausforderung ist der Schutz der Jungtiere. In den ersten Lebenswochen sind die Kegelrobbenjungen besonders anfällig. Die Jungtiere haben bei der Geburt ein weißes „Babyfell“, das Lanugofell („Wollfell“) und müssen an hochwassergeschützten Strandabschnitten liegen. Dieses Wollfell sorgt an Land für die nötige Wärme, im Wasser jedoch saugt es sich schnell voll und erschwert den Tieren das Schwimmen und auch die Wärmeisolation ist dann nicht mehr gegeben.

Kegelrobbe (Halichoerus grypus) Neugeborene Kegelrobbe Copyright: xZoonar.com/Jearux 3596926
Die junge Kegelrobbe ist mit ihrem Wollfell noch nicht gegen die Kälte der Nordsee geschützt. © IMAGO/Zoonar | IMAGO/Zoonar.com/Jearu

Einige Robben-Kühe führen ihre Kälber für einige Zeit ins Wasser, um sie schon mal an das kalte Nass zu gewöhnen. Sie holen sie jedoch auch rechtzeitig wieder heraus. Die Verbindung zwischen Jung- und Muttertieren ist also wichtig. Durch Störungen kann diese Verbindung abreißen. Eine Flucht ins Wasser würden die Jungen nur kurz überleben.

Achtung Wildtiere: Wurfsaison geht direkt in die Paarungszeit über

Die zweite Herausforderung trifft die erwachsenen Tiere. Denn die Robbenmütter sind fast gleichzeitig wieder paarungsbereit. Die Robben-Bullen sind daher in diesen Wochen besonders angriffslustig. Die Mütter wiederum verteidigen ihren Nachwuchs. Menschen haben datzwischen nichts zu suchen.

Im vorigen Jahr hatten sich zahlreiche Tiere weit ins Dünenland zurückgezogen, nachdem die Strände bei schwerem Sturm überschwemmt worden waren. Deshalb ist für alle Gäste ein sensibler und aufmerksamer Spaziergang auf der Düne gefordert.

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Am meisten Informationen über die Lebensweise der Kegelrobben gibt es bei den Führungen. Treffpunkt ist an den Landungsbrücken täglich außer montags um 9.45 Uhr. Tickets müssen zuvor in der Hummerbude des Vereins Jordsand oder der Tourist Information erworben werden.

Weitere mehrtägige Veranstaltungen der Naturakademie Jordsand rund um Robben:
Am 28. und 29. November sowie 28. und 30. Dezember werden die Zeiss-Roben-Aktionstage veranstaltet. Es gibt ein Tagesprogramm mit Führung zu den Kegelrobben und Einblicke in den Naturschutz. Für die Zeit 13. bis 15. Dezember können sich Neugierige für den Winterkursus „Kegelrobben im Fokus“ am besten per E-Mail anmelden.