Amrum/Schleswig-Holstein. Der tierische Nachwuchs wurde zur kleinen Sensation auf der Insel und veranlasste Strandspaziergänger zur Routenänderung.

Mitte Dezember kam an der Wattseite der Amrumer Odde überraschend ein Kegelrobbenbaby zur Welt. Wenn auch noch nicht lange zugegen, sorgte das Jungtier auf der Insel bereits in seinen ersten Lebenswochen für große Aufregung.

Amrum: Einzelne Kegelrobben auf nordfriesischer Insel geboren

Dass auf der nordfriesischen Insel überhaupt ein Kegelrobbenbaby geboren wurde, ist bereits eine kleine Sensation. Spitzenreiter für Robben-Geburten war in diesem Winter die 60 Kilometer entfernt liegende Insel Helgoland. Hier schätzt der Verein Jordsand die Zahl der Geburten auf 850–900.

Amrum blieb vorerst wie im Vorjahr geburtenlos, bis sich ein Kegelrobbenweibchen dazu entschied, anderswo die Kinderstube zu errichten. Die Freude war groß, und das nicht nur bei dem auf der Insel zuständigen Tierschutzverein Jordsand, sondern auch bei den Strandspaziergängern. Mitten im Naturschutzgebiet konnten Besucher und Einheimische die ersten Lebenstage des Jungtiers aus sicherer Entfernung verfolgen.

Amrum: Robbenbaby und Muttertier blockieren Rundweg um Odde

Stürme und hohe Wasserstände an den Weihnachtstagen machten den Wurfplatz dann aber zunehmend ungemütlicher, und Muttertier und Robbenbaby zogen um. Ihr neues Domizil: direkt am Dünenfuß, mitten auf dem Rundweg zur Umwanderung der Amrumer Odde.

Muttertier und Jungtier machten es sich auf dem Weg zur Umrundung der Amrumer Odde bequem.
Muttertier und Jungtier machten es sich auf dem Weg zur Umrundung der Amrumer Odde bequem. © Leonie Enners | Leonie Enners

Wer dem Weg folgen wollte, hätte direkt durch die Kinderstube des Jungtiers gemusst: zu gefährlich! „Kegelrobben sind die größten Raubtiere Deutschlands, einem Muttertier, das sein Junges säugt, ist mit Vorsicht zu begegnen“, so Leonie Enners, Gebietsreferentin des Vereins Jordsand auf Amrum.

Kegelrobben – nicht zu unterschätzende Raubtiere

Wenn die Wassertiere auch possierlich aussehen, sollten sie nicht unterschätzt werden. Laut Nabu (Naturschutzbund Deutschland) sind Kegelrobben opportunistische Räuber und jagen die leichteste verfügbare Beute. Täglich nehmen sie sechs Kilogramm Nahrung zu sich. Dabei stehen Fisch sowie Krebs- und Weichtiere auf ihrer Speisekarte.

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Zur Sicherheit aller wurden die Spaziergänger darum gebeten, den Rundweg zum Stichweg zu machen und an der Strandseite hin- und wieder zurückzulaufen. Die Routenänderung wurde mit viel Verständnis aufgenommen und umgesetzt, wie es vom Verein Jordsand heißt. Der Blick auf den tierischen Neuzugang blieb trotz allem erhalten.

Robbenbaby von Amrum ist jetzt schon 50 Kilogramm schwer

Zwei Wochen Säugezeit und erste Schwimmversuche später verließ das Muttertier dann ihr wohlgenährtes, mittlerweile 50 Kilogramm schweres Jungtier an der Strandseite der Nordspitze. Nur wenige Tage danach ließ auch das Jungtier seinen Geburtsort hinter sich und startete seine Erkundungstour durch die Nordsee.