Pinneberg. Historisches Empfangsgebäude und Pavillons werden deutlich später fertig. Auch beim Fahrradparkhaus gibt es weiter Ungereimtheiten.
Die Dauerbaustelle der Stadt Pinneberg - sie wird die Pendler und Reisenden noch länger begleiten: Seit Jahren hofft die Kreisstadt auf einen wunderschön gestalteten und damit attraktiven Bahnhof. Auch die Fahrräder sollen dort viel Raum erhalten – ein Beitrag zur Verkehrswende. Doch wann wird der Bahnhof endlich fertig und wie lässt sich das Millionenprojekt Fahrradparkhaus finanzieren und damit realisieren?
Ursprünglich sollte Pinnebergs Bahnhof schon 2022 im neuen Glanz erstrahlen. Doch das hat nicht ganz geklappt. Zwei Jahre Verzug gibt es jetzt schon. Zudem bestimmt das Prinzip Hoffnung die Planung des Baus eines großen Parkhauses für Fahrräder auf der Seite zum Fahlt. Auf 4,4 Millionen Euro war allein dieses Vorhaben vor zwei Jahren geschätzt worden. Mehrheitlich stimmte die Ratsversammlung jüngst für den Bau. Leider ist damit der schöne Plan noch lange nicht in trockenen Tüchern.
Bahnhof Pinneberg: Stadt und Bürgerinitiative wollen Bedarf für Fahrradplätze gründlich prüfen
Sowohl eine Bürgerinitiative als auch die Ratsversammlung wollen vor der endgültigen Entscheidung noch einmal gründlich den Bedarf prüfen. Denn laut der Gruppe „Pinneberger*Innen für Baumschutz“ ist der neue Fahrradstellplatz auf der Südseite zurzeit kaum zur Hälfte ausgenutzt. Deshalb sei auf der Fahlt-Seite ein kleineres Projekt sinnvoll. Dazu wird sich die Verwaltung mit den Verkehrsunternehmen Bahn und Nah.SH vergleichbare realisierte Projekte mit ähnlichen Fahrgastzahlen ansehen.
„Grundsätzlich wird die gewünschte Steigerung der Fahrgastzahlen und der Umstieg auf das Fahrrad als Zubringer zum ÖPNV auch durch eine gute Angebotspolitik, sprich genügend Abstellplätze für Fahrräder, bestimmt“, heißt es in einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage des Abendblattes.
Fahrradparkhaus am Bahnhof Pinneberg: 300.000 Euro Fördermittel für 4,4-Millionen-Radparkhaus
Das zweite Problem sind die Finanzen. Die Bahnhofvorplätze, Park-and-Ride-Anlagen, Fahrradstellplätze sowie der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) müssen durch die Stadt Pinneberg erneuert werden. Für die Planung des Vier-Millionen-Projekts Radparkhaus hat Nah.SH vor zwei Jahren einen Förderbetrag von knapp 300.000 Euro zugesagt.
Mittlerweile ist von einer deutlichen Erhöhung der Planungskosten auszugehen. Deswegen werde, so Stadtpressesprecher Philipp Dickersbach, die Deutsche Bahn AG „einen Antrag für die Kostenerhöhung stellen“. Auch für das Gesamtprojekt rechnet die Stadt Pinneberg mit hohen Zuschüssen aus mehreren Förderprogrammen.
Verwaltung sucht intensiv nach Förderprogrammen
„Die Verwaltung kann jedoch aufgrund der Sparpolitik des Landes sowie der in 2025 anstehenden Bundestagswahl und der sich eventuell daraus ergebenden geänderten Förderpolitik nicht abschätzen, ob in den nächsten Jahren entsprechende Förderprogramme aufgelegt werden“, äußern sich die Verantwortlichen im Rathaus äußerst vorsichtig. Klar ist, ohne Fördergelder funktioniert das Projekt nicht.
Das nächste Problem ist im Sommer ziemlich grün und sonst sehr standhaft: Seit Langem wachsen Bäume und Büsche genau dort, wo neben dem bereits fertiggestellten Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ein Nahversorger und das Radparkhaus gebaut werden sollen.
Bürgerinitiative setzt sich für Erhalt von Bäumen ein
Nach den der Verwaltung vorliegenden Informationen will eine Bürgerinitiative das Fahrradparkhaus nicht verhindern, vielmehr soll überprüft werden, ob die zunächst geplante Größe mit Platz für 900 Fahrräder noch bedarfsgerecht ist. Zudem setzt sich die Initiative für den Erhalt des Grünstreifens samt Bäumen ein.
Bürgermeister Thomas Voerste hat dieses Thema aufgegriffen. Er sagt: „Ich möchte, dass möglichst viele Bäume erhalten bleiben. Aus diesem Grund haben wir das Thema Baumschutz explizit in die Planungs- und Finanzierungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn aufgenommen.“ Bürgermeister Voerste betont zudem, dass die Stadt in einem guten Austausch mit den Vertretern der Initiative „Pinneberger*Innen für Baumschutz“ steht.
Im historischen Hauptgebäude soll demnächst das Dach saniert werden
Und wie läuft es nebenan im geschichtsträchtigen Bahnhofsgebäude? Derzeit wird im Obergeschoss des Empfangsgebäudes betoniert. Im nächsten Schritt soll das Dach saniert werden.
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Der Rohbau des Pavillons am Bahnhof ist laut einer Bahnsprecherin abgeschlossen. Geplant sei, Ende dieses Jahres dort die ersten Fassadenelemente anzubringen. Es folgen der Innenausbau im Empfangsgebäude und Pavillon. Anschließend sollen die Wege hergerichtet werden.
Umbau des Empfangsgebäudes verzögert sich um weitere sechs Monate
Um die von der Denkmalschutzbehörde auferlegten Maßnahmen zu erfüllen, verzögert sich die Baumaßnahme laut Bahnsprecherin „um etwa sechs Monate“. Die Bausubstanz des Empfangsgebäudes habe sich leider schlechter als ermittelt gezeigt. „Die Investitionen können wir nach Abschluss der Gesamtmaßnahme benennen“, heißt es in der Stellungnahme der Bahn
Wer sich über das Projekt auf dem Laufenden halten will, dem bietet die Deutsche Bahn eine Vielzahl von Informationen und Filmen im Internet an. Das Bautagebuch, Fotos und mehr sind unter diesem Link einzusehen.