Pinneberg. Stadt hat gerade Einigung zum Bau erzielt, aber auch eine Baumsatzung verabschiedet. Initiative für Baumschutz kämpft nun für Grün-Erhalt.

Nach einer längeren Hängeparty hatte sich in Pinneberg gerade eine Einigung zum Thema Fahrradparkhaus abgezeichnet. Bürgermeister Thomas Voerste hatte verkündet, die Planungs- und Finanzierungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn und dem Land Schleswig-Holstein für den Neubau auf der Nordseite des Bahnhofs abschließen zu wollen. Doch nun kommt Kritik an den Plänen, dass dafür mehrere Bäume gefällt werden sollen, die zum Teil in der Pinneberger Baumschutzsatzung unter besonderen Schutz gestellt sind.

Die Kritik kommt von der Initiative „Pinneberger*Innen für Baumschutz“ (PiBs). Sie hatte sich am 24. Juni mit Bürgermeister Thomas Voerste und Stadtplanerin Epper getroffen, um sich zum Thema Fahrradparkhaus am Bahnhof Nord auszutauschen. Dort sollen für das Bauvorhaben zehn Bäume gefällt werden. Die PiBs sieht das kritisch und wünscht sich eine Überarbeitung der bisherigen Pläne.

Bahnhof: In Pinneberg sollen Bäume Fahrradgarage weichen

„Das Fahrradparkhaus und der Erhalt der Bäume und Grünstreifen sind für uns kein Widerspruch, sondern Umsetzung klimabewusster Politik“, schreibt Claus Reichelt für die Initiative in einem offenen Brief. Sie plädiert dafür, die „historisch-kulturellen und sozio-ökologisch wichtigen Bäume und den Grünstreifen“ nicht „zu Gunsten eines riesigen Beton-Stahl-Gebäudes“ zu zerstören, sondern einen Ort zu schaffen, der durch Bäume, Büsche und Grünpflanzung Menschen zum Verweilen einlädt.

„Eine grüne Umgestaltung des Vorplatzes Bahnhof Nord könnte so ein einladendes Eingangstor zu einer Green-City-Schwammstadt Pinneberg werden und diesen Verkehrsknotenpunkt entschleunigen“, heißt es in dem Schreiben.

Bäume am Bahnhof Pinneberg durch Bauschutzsatzung geschützt

Von den zehn Bäumen stehen mindestens sechs Linden und eine Kastanie sogar unter dem Schutz der Pinneberger Baumschutzsatzung, die erst kürzlich in Kraft getreten ist. „Sie sind Teil des historischen Bahnhofsgebäudes und gehören somit unter Natur-Denkmalsschutz gestellt“, so die Initiative.

Das geplante Fahrradparkhaus am Bahnhof Pinneberg: Die Übersicht zeigt, welche Lage die Bauten am Bahnhof haben. Die Animation veranschaulicht, wie die Radgarage aussehen soll. Das historische Bild zeigt das Hauptgebäude des Bahnhofs im Jahr 1890.
Das historische Bild zeigt das Hauptgebäude des Pinneberger Bahnhofs im Jahr 1890. © HA | HA

Die Bäume seien wichtig, da sie die Schadstoffe und CO2 adsorbieren, für frischen Sauerstoff sorgen und so die Klima-Gesundheit unterstützen. „Wir raten dringend zum Erhalt der Bäume und Grünstreifen aus ökologischen, historischen-kulturellen und gesundheitlichen Gründen.“

Initiative hält geplantes Fahrradparkhaus für zu groß

Das geplante Fahrradgarage soll unmittelbar an die Erweiterung des Bestandsgebäudes anschließen. Alternativ könnte sie an den jetzigen Abstellplätzen errichtet werden, schlägt die PiBs vor. „Nach unseren Zählungen werden wochentags an den jetzigen Standplätzen Bahnhof Nord (direkt an der Bushaltestelle, Grenzmauer Fahlt und im Fahlt) ca. 250 bis 300 Fahrräder geparkt.“

Rechne man Schwankungen von 50 bis 100 Fahrrädern und die nicht ausgelasteten 552 Stellplätze auf der Südseite des Bahhofs dazu wäre eine kleinere Alternative von 600 Stellplätzen ausreichend. Zudem sollte eine Photovoltaik-Anlage und Dachbegründung eingeplant werden, so die Initiative.

Fahrradparkhaus in Pinneberg soll 4,4 Millionen Euro kosten

Die Mitglieder weisen auf die rasanten klimatischen Veränderungen hin. „Dem Baum- und Grünstreifenbestand kommt eine wichtige Bedeutung zu, da bei Starkregen erhebliche Wassermengen aufgenommen werden.“ Der unmittelbare Anschluss des Fahrradparkhauses an das Erweiterungsgebäude würde eine Vergrößerung der bereits versiegelten Fläche bedeuten. Die Bäume und der Grünstreifen seien zudem wichtiger Lebensraum für Fauna und Flora.

Das geplante Fahrradparkhaus am Bahnhof Pinneberg: Die Übersicht zeigt, welche Lage die Bauten am Bahnhof haben. Die Animation veranschaulicht, wie die Radgarage aussehen soll. Das historische Bild zeigt das Hauptgebäude des Bahnhofs im Jahr 1890.
Das geplante Fahrradparkhaus am Bahnhof Pinneberg: Die Übersicht zeigt, welche Lage die Bauten am Bahnhof haben. © HA | HA

Die Kosten für das Fahradparkhaus werden auf 4,4 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt Pinneberg trägt außerdem Betriebs- und Wartungskosten. Warum 950 zusätzliche Stellplätze nötig sind, ist für die PiBs nicht nachvollziehbar: „Wir fordern eine Bedarfserhebung auf wissenschaftlicher, fachlicher Grundlage.“ Und: „Wir wünschen, dass durch alternative Planung und seriöse Bedarfserhebung die Kosten gesenkt werden, wodurch auch die Wartung- und Bestandskosten gesenkt und die Stadt Pinneberg finanziell entlastet werden würde.“

Pinneberger Initiative möchte Fahrradhaus mitplanen

Die jetzige Planung würde zu wenig auf die Bedürfnisse älteren Menschen eingehen, so die PiBs. Das gehe auch anders, wie ein Beipiel aus der Schweiz zeige. Dort gewannen die Schweizer KlimaSeniorinnen (www.klimaseniorinnen.ch) eine Klage wegen der intensiver werdenden Hitzewellen. Darauf basierend wird nun eine neue Verfassungsbeschwerde eingereicht, geführt von Germanwatch, Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe, BUND und vielen Einzelklägern wegen verfehlter Klimaziele.

Diese Entscheidung werde auch Auswirkungen auf die Kommunen haben, ist sich die PiBs sicher. „Abschließend möchten wir betonen, dass wir gerne an der zukünftigen Planung des Fahrradhauses mitwirken möchten.“ Sie schlagen vor, die Pläne in einer öffentlichen Veranstaltung zu diskutieren und diese auf der Webseite der Stadt zu veröffentlichen. Schließlich gehe es um das Eingangstor nach Pinneberg.

Stadt Pinneberg hat kürzlich Baumschutzsatzung beschlossen

Mit der kürzlich eingeführten Baumschutzsatzung möchte die Stadt Pinneberg den Schutz für Bäume erhöhen. Ziel ist es Lebensqualität, Mikroklima und Luftreinhaltung in Pinneberg zu verbessern und die vielfältigen Lebensräume zu schützen.

Grundsätzlich stehen Bäume mit einem Stammumfang von 80 Zentimetern oder mehr unter Schutz, aber auch langsam wachsende Baumarten sollen von der Satzung profitieren. Wenn ein Baum gefällt werden soll, der unter die Satzung fällt, ist es erforderlich, sich bei der Stadt zu melden. Die entscheidet dann darüber, auch ob Ersatzpflanzungen notwendig sind.

Baumschutzsatzung Pinneberg: CDU und FDP dagegen

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Die Erstellung einer Baumschutzsatzung ist im März dieses Jahres von der Ratsversammlung beschlossen worden. In der Ratsversammlung gab es 23 Ja-Stimmen (Bündnis 90/Die Grünen, Buntes Pinneberg, SPD) und 20 Nein-Stimmen (CDU und FDP). Außer Pinneberg haben unter anderem Elmshorn, Rellingen, Halstenbek, Schenefeld und Wedel Baumschutzsatzungen.