Kreis Pinneberg. Exotische Echse schaffte es aus der Karibik in den norddeutschen Herbst. Nun sucht das Wildtierzentrum im Kreis Pinneberg eine Bleibe.

Es sind nicht immer die großen Tiere wie Seeadler, Storch, Otter oder Reh, die verletzt in die Wildtierstation nach Sparrieshoop im Kreis Pinneberg gebracht werden. Denn nun wurde ein nur fingerlanges Tierchen eingeliefert, das kaum so dick wie ein Bleistift ist. Der kleine „Drache“ war in Itzehoe auf einer Pflanze vom Hamburger Fischmarkt entdeckt worden.

Als erster Fundort gilt den Wildtierexperten zufolge das Gewächs, das am Wochenende auf dem berühmten Freiluftmarkt am Hafen gekauft wurde. Die Fischmarktbesucher entdeckten „Siegfried“, wie sie den kleinen Drachen nannten, erst, als sie zu Hause die Pflanze aufstellten. Jetzt landete die Echse, ein Dickkopf-Anoli, wie viele andere Exoten im Wildtier- und Artenschutzzentrum im Kreis Pinneberg.

Blinder Passagier vom Hamburger Fischmarkt: Der dritte in diesem Monat

Stationsleiter Christian Erdmann kennt diese Mitbringsel aus fernen Ländern. „Das ist diesen Monat der dritte fremde Passagier, den wir hier aufgenommen haben“, erläutert der Gründer der Wildtierstation im Kreis Pinneberg. „Diese Gäste aus fernen Ländern bleiben in der Station, bis ein Zoo sich der Tiere annimmt, oder wir versorgen sie in artgerechten temperierten Terrarien.“

Die Ansprüche der kleinen Drachen sind oft ähnlich. „Warm und feucht mögen es die kleinen Dickkopf-Anolis“, erläutert Erdmann, der jahrzehntelange Erfahrung mit der Rehabilitation von Wildtieren gesammelt hat. Christian Erdmann hat die Jagd- und Falknerausbildung absolviert und ist Ausbilder und Prüfer für den Beruf der Zootierpflege.

Exoten auf Abwegen: Mit Wein- oder Pflanzenlieferungen kommen sie ins Land

Aus der Gruppe der Leguanartigen bewohnen die Dickkopf-Anolis ursprünglich die karibischen Inseln, zu denen unter anderem Haiti gehört. Mit Weinlieferungen oder Pflanzenware aus aller Welt gelangen die Reptilien des Öfteren nach Deutschland. Erdmann scherzt und schlägt vor, das Tier gern in seine Heimat zurückzubringen – als Dienstreise. 

Die Anolis werden auch Saumfingerechsen genannt. Mit 444 anerkannten Arten sind sie laut Wikipedia die artenreichste Echsengattung. Sie können bis zu 30 Zentimeter lang werden. Der Schwanz nimmt zumeist fast zwei Drittel der Körperlänge ein.

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Nahezu alle Arten sind außerdem dazu fähig, ihre Farbe ähnlich wie Chamäleons nach Stimmung zu verändern. Die Männchen der meisten Arten besitzen eine Kehlfahne. Die Anolis ernähren sich überwiegend von Insekten, aber auch viel von Pflanzen. Die in Terrarien in Deutschland gängigen Rotkehl-Anolis werden bis zu acht Jahre alt.