Norderstedt/Sparrieshoop. Große Schnappschildkröte aus dem See des Stadtparks Norderstedt: Warum es kein Zuhause für das ausgesetzte Tier gibt.

Mit dieser Entdeckung hatte wirklich niemand in Norderstedt gerechnet: Im Mai haben Bürger im Stadtparksee eine Schildkröte gefunden. Sie vermuteten eine harmlose Wasserschildkröte und alarmierten das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Sparrieshoop. Als Leiter Christian Erdmann eintraf und das sieben Kilogramm schwere, gepanzerte Tier sah, war er allerdings froh, dass die Finder noch alle Finger an den Händen hatten. Was der Wildtierexperte dort nämlich mit dem Kescher aus dem Wasser zog, war eine gefährliche Schnappschildkröte.

„Schnappschildkröten können locker Finger von Menschen oder einen Besenstiel durchbeißen“, erklärt Erdmann, der seit mehr als 30 Jahren in der Wildtierhilfe aktiv ist und im Laufe seiner Karriere schon viele exotische Tiere einfangen musste. Die Schildkrötenart ist in Deutschland äußerst selten, da seit 1999 ein bundesweites Haltungsverbot für die Tiere besteht. Eben, weil sie so gefährlich sind. Nur Zoos oder Personen mit einer speziellen Genehmigung dürfen Schnappschildkröten halten. „Es müssen zuverlässige Menschen mit blütenreinem Führungszeugnis sein. Das wird alles genau geprüft“, sagt Erdmann.

Stadtpark Norderstedt: Sascha lebt im Wildtierzentrum

Außerdem müssen die Gehege ausbruchssicher sein. Schließlich können die Tiere kräftig zubeißen. Inzwischen liegt der Fund der männlichen Schnappschildkröte im Stadtparksee schon mehrere Monate zurück. Damals nahm Erdmann sie mit nach Sparrieshoop und gab ihr ein vorübergehendes, neues Zuhause. Was aber ist aus „Sascha“, wie die Schildkröte getauft wurde, geworden?

„Wir haben immer noch keinen Platz für sie gefunden“, sagt Erdmann. Obwohl die Mitarbeiter der Auffangstation sich sehr aktiv bemühen, wollte bisher kein Zoo, Wildpark oder privater Halter „Schnappi“ bei sich aufnehmen. Normalerweise leben die Tiere, die zur Familie der Alligatorschildkröten gehören, in Nordamerika. Jemand muss sie im Norderstedter Stadtparksee ausgesetzt haben.

In Ahrensburg wurde noch größere Schildkröte gefunden

Kurz bevor „Sascha“ in Norderstedt gefunden wurde, musste das Team der Wildtierretter auch nach Ahrensburg ausrücken. In einem See im Kreis Stormarn war die Schildkröte bereits vor mehr als einem Jahr gemeldet worden. Doch die Spur verlor sich. Erst Monate später konnte eine 11 Kilogramm schwere und etwa 50 Zentimeter lange Schnappschildkröte gesichert werden.

Mehr aus der Region

Bisher lebten die beiden Schnappschildkröten in der Wildtierstation getrennt voneinander, aus Angst, die angriffslustigen Tiere könnten aufeinander losgehen. Das hat sich an diesem Donnerstag geändert. Mit dicken Lederhandschuhen hat Erdmann die beiden Panzertiere zueinander gesetzt. „Die große Schildkröte aus Ahrensburg ist harmlos“, sagt er. „Sie wohnt mit 40 Schmuckschildkröten in einem Gehege und alle leben noch.“

Schnappschildkröten: Aufnahmestopp in Auffangstation

Die Auffangstation im Kreis Pinneberg hat inzwischen einen Aufnahmestopp verhängt, weil sie keinen Platz mehr für die ganzen ausgesetzten Schildkröten hat. „Wir wissen nicht mehr, wohin mit ihnen“, sagt Leiter Erdmann. „Viele Menschen kaufen in Zoohandlungen hübsche Jungtiere, die fünf bis sieben Zentimeter groß sind. Doch die Schmuckschildkröten wachsen. Mit bis zu 35 Zentimetern passen sie nicht mehr in ein kleines Aquarium.“ Die Konsequenz sei, dass viele Halter ihre Tiere einfach in der Natur sich selbst überlassen. Finder kontaktieren dann die Wildtierretter in Sparrieshoop.