Pinneberg. Spaziergänger retten den Tieren mit ihrem Fund offenbar das Leben. Experte ist verärgert über gleichgültiges Verhalten der Besitzer.
Spaziergänger haben in einem Wald bei Wrist (Kreis Steinburg) einen erschreckenden Fund gemacht: Zwischen heimischen Bäumen wurden zwei Indische Sternschildkröten entdeckt. Ohne die beiden Spaziergänger hätten die beiden seltenen Tiere wohl nicht überlebt. Davon ist Christian Erdmann, Stationsleiter im Wildtier- und Artenschutzzentrum im Kreis Pinneberg, überzeugt. Sein Team muss sich nun um die Exoten kümmern.
Sternschildkröten gehören zu den tropischen Schildkrötenarten und sind besonders wärmeliebend. Wegen ihrer Seltenheit haben sie den höchsten Schutzstatus. Ihre Überlebenschancen im Wald wären angesichts des nahenden Herbstes gering gewesen. Da sie für gewöhnlich in Pakistan, Indien und Sri Lanka heimisch ist, hätten die Tiere die baldigen Frosttemperaturen schlecht bis gar nicht verkraftet.
„Sicherer Tod“: Halter setzt seltene Schildkröten im Wald aus
Christian Erdmann ärgert solch ein verantwortungsloses Verhalten. „Völlig unverständlich, warum solche Tiere im Wald ihrem sicheren Tod ausgeliefert werden“, sagt der Tierexperte. Nicht nur die Strapazen im Wald haben die beiden Findlinge geschwächt. Auch eine mangelhafte Ernährung hat offenkundig ihre Spuren hinterlassen. „Der überlange Oberschnabel der Schildkröte verrät die schlechte Ernährung. Sicherlich gab es nur Salat und Gurke“, vermutet Erdmann.
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Mittlerweile haben die beiden Findlinge ein passendes Zuhause gefunden. In Empfang genommen wurden die zwei Schildkröten von der Stationsleitung des Wildtier- und Artenschutzzentrums in Sparrieshoop. Die kürzlich fertiggestellten Gewächshäuser, die durch die Bruno Helms Stiftung, die Bingo Lotterie und Spenden finanziert wurden, konnten so direkt eingeweiht werden.
Die neue Unterkunft bietet mit einer Temperatur von 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent perfekte Lebensbedingungen für die beiden Neuzugänge.
Wildtiere in Not: Jedes Jahr werden 2500 Exemplare aufgenommen
Jedes Jahr kommen etwa 2500 Tiere in das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop im Kreis Pinneberg, werden gesund gepflegt und – wenn möglich – in der Natur ausgewildert. Gegründet haben Christian und Katharina Erdmann die Station, um verletzte und verwaiste heimische Wildtiere, die durch Autounfälle, Stacheldraht oder Windkraftanlagen verletzt wurden, aufzupäppeln.
Seit einigen Jahren landen aber immer häufiger auch ausgesetzte exotische Tiere wie Papageien, Schlangen oder nun Schildkröten in der Wildtierstation. Und die können nicht einfach wieder ausgewildert werden. Auch die Vermittlung an Zoos wird immer schwieriger. Die Naturschützer bleiben deshalb oft auf den Exoten sitzen.