Halstenbek. Martin Moschek hat auf zwei Rädern exotische Orte besucht, ohne Norddeutschland zu verlassen. Wie das geht und was er erlebt hat.
Martin Moschek aus Halstenbek hat schon mehr als 50 Länder dieser Welt per Fahrrad bereist, dabei zigtausende Kilometer zurückgelegt. Aber die Tour, die er jetzt gemacht hat, war auch für ihn etwas Besonderes: Der 49-Jährige hat 14 Länder nacheinander bereist – und dabei sein Heimatbundesland Schleswig-Holstein nie verlassen.
Wie das geht? Ganz einfach: Moschek hat alle Orte im nördlichsten Bundesland besucht, die Ländernamen oder Namen berühmter Orte tragen. 14 Destinationen kamen nach einer Recherche zusammen, die Tour mit Start und Ziel in Halstenbek wies exakt eine Länge von 550 Kilometern auf.
Lustige Ortsnamen in Schleswig-Holstein: Das war die Inspiration für die Tour
„Die Idee kam mir, als ich einen Bericht über lustige Ortsnamen in Schleswig-Holstein gesehen habe“, berichtet der 49-Jährige. Er setzte sich zur Recherche an den Computer und filterte eben die 14 Namen heraus, die er dann mit einer Route miteinander verband.
Die Reiseziele des Halstenbekers tragen ebenso exotische wie klangvolle Namen – Grönland, Kamerun, Tirol, England, Schweden, Norwegen, Belgrad, Russland, Kalifornien, Brasilien, Bali und Berlin. Den Anfang machte ein Name im Kreis Pinneberg, den viele dort nicht vermuten werden: Sibirien, ein Ortsteil von Elmshorn.
Ergänzt wurde das Namens-Potpourri durch Weitewelt, weil Moschek den Namen zunächst wörtlich nahm und der Abstecher gut in die Route passte. Aus eben diesem Grund blieb der Ort Klein Amerika übrigens außen vor.
Route führt nur selten über Hauptstraßen, eher durch Wald und Flur
„Ich habe die Route so geplant, dass ich nur wenige Hauptstraße genutzt habe. Meistens bin ich über Wald- oder Wanderwege gefahren“, erläutert der Halstenbeker. Der radelte am Freitag los und war am Sonntag zurück. Übernachtet wurde im Zelt – auf einem Bauernhof-Campingplatz auf Nordstrand sowie einem Familiencamping am Plöner See.
„Man kommt schon ins Schmunzeln, wenn man die Ortsnamen liest und dann vor Ort mit der Realität konfrontiert wird“, sagt Moschek. Ein Beispiel: Weitewelt. Was nach der großen Freiheit klingt, befindet sich tatsächlich in der Gemeinde Seedorf im Kreis Segeberg.
Weitewelt macht seinem Ortsnamen keine Ehre
Zu ihr gehört der Ortsteil Weitewelt. Dort gibt es gerade einmal eine Handvoll Einwohner. Etwas größer ist ein weiterer Ortsteil von Seedorf, den Moschek auf seiner Tour ebenfalls besuchte – nämlich Berlin, die letzte Station seiner Tour. „Ich habe gelernt, dass dieses Berlin 22 Jahre älter als unsere Hauptstadt ist“, so der 49-Jährige.
Auch einen Potsdamer Platz gibt es in Berlin im Kreis Segeberg. Wie die Bilder des Halstenbekers zeigen, haben die dortigen Bauten keinerlei Ähnlichkeit mit denen in der Millionenmetropole.
Gleiches gilt für den ebenfalls vorhandenen Kurfürstendamm, der nicht ganz so opulent ausfällt wie der Prachtboulevard in der Hauptstadt. Wie ein Findling verrät, liegt das große Berlin übrigens 357 Kilometer von seinem kleinen Bruder entfernt.
Norwegen und Schweden liegen nur einen Kilometer auseinander
Norwegen und Schweden liegen übrigens nur einen Kilometer auseinander – zumindest die beiden gleichnamigen Orte in Schleswig-Holstein, die beide zur Gemeinde Mohrkirch im Kreis Schleswig-Flensburg gehören. Dort gibt es nur wenige Häuser, dafür viel Natur – ähnlich wie bei den realen Vorbildern.
Grönland, nach Sibirien die zweite Station der Tour, ist übrigens ein Ortsteil der Gemeinde Sommerland, die nicht weit von Elmshorn entfernt im Kreis Steinburg liegt. Dort war auf jeden Fall das Wetter besser als im realen Vorbild.
Das galt nicht unbedingt für die zwei Sonnenziele auf der Tour, die ebenfalls praktischerweise nah beieinander liegen: Brasilien und Kalifornien, beides Ortsteile von Schönberg an der Ostsee. – mit tollen Stränden inklusive „Auf dieser Tour kann man Schleswig-Holstein sehr gut kennen lernen“, sagt der Halstenbeker, der etwa 200 Kilometer pro Tag absolvierte.
So ging es zunächst über Sibirien und Grönland grob in Richtung Nordsee, ehe einmal quer durch das Land über Husum, Schleswig und Kappeln an der Schlei in Richtung der Ostseeküste geradelt wurde. „Man sieht viel“, sagt Moschek, der die Tour auch für „Nachradler“ ins Internet gestellt hat.
Was er nicht viel gesehen hat, waren Menschen. „Die Orte waren teilweise so klein, da war niemand unterwegs“, so Moschek weiter. Beispiel: Tirol. „Da war es schon hügelig, bestand aber eigentlich nur aus einer Radarstellung.“
Radtour durch Schleswig: Was der Halstenbeker an Bali auszusetzen hat
Kamerun verfügte „nicht über ein Ortsschild, war eigentlich nur ein Hof.“ Gleiches gilt für Belgrad. Den dortigen Hof mit seinem blauen Tor fand der Halstenbeker sehr schön. Bali dagegen bestand laut seinen Beobachtungen lediglich aus einer Weihnachtsbaumzucht.
England wiederum liegt auf der Halbinsel Nordstrand. „Der Name kommt wohl von enges Land“, sagt Moschek und kann das bestätigen. „Eng war es da wirklich.“ Sein Fazit der Tour: „Es wird sichtbar, wie vielfältig Schleswig-Holstein ist. Einfach ein fantastisches, wunderschönes Bundesland.“
Moschek selbst kommt ursprünglich aus Leipzig, zog dann nach Hamburg. Inzwischen lebt er seit mehr als einem Jahrzehnt in Halstenbek, zusammen mit Frau Jessica und den beiden Söhnen, Rasmus (15) und Erik (12).
Schon in seiner Jugend betreibt er professionellen Radsport, in der damaligen DDR noch sechs Jahre lang im Leistungskader. Seit der Wendezeit reist er kreuz und quer durch die Welt, befährt mit seinem Fahrrad bisher 53 Länder – rollt unter anderem durch Patagonien, die Sahara und den Himalaya.
Weitere Ziele waren unter anderem Syrien und Jordanien sowie das Nordkap. Einmal im Jahr geht es auf Tour – mit dem Segen seiner Familie natürlich. Und zum Trainieren ist der 49-Jährige regelmäßig in Schleswig-Holstein und Hamburg unterwegs. „Es ist langweilig, wenn man immer die gleichen Strecken fährt.“
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Auch an mehreren der härtesten Fahrradrennen der Welt hat er inzwischen teilgenommen. Premiere war in der Toskana, im Anschluss machte er weitere ähnliche Touren. Auch am Atlas Mountain Race in Marokko hat er teilgenommen, ebenso am Silk Road Mountain Race in Kirgisistan.
In diesem Jahr nahm Moschek am Trans Balkan Race teil. Es ging auf einer Länge von 1380 Kilometern quer durch Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Dagegen war die Weltreise-Tour durch Schleswig-Holstein eher gemächlich. Doch eines ist sicher: Weitere Touren werden für den Halstenbeker in den nächsten Jahren folgen.
„Weltreise-Tour“ durch Schleswig-Holstein ist im Internet nachlesbar
Wer die „Weltreise-Tour“ durch Schleswig-Holstein selbst erleben möchte, kann Moscheks Strecke nachfahren. Eine Zusammenfassung seiner Eindrücke ist unter https://www.instagram.com/biketourglobal/ auf Instagram zu finden.
Und die genaue Streckenführung gibt es auf Komoot. Komoot ist ein Routenplaner, eine Navigations-App, ein Tourenverzeichnis und ein soziales Netzwerk für Outdoor-Aktivitäten. Die genaue Tour ist unter diesem Link zu finden.