Halstenbek. Martin Moschek aus Halstenbek hat schon 51 Staaten per Fahrrad erkundet. Jetzt ist der 44-Jährige aus Kenia und Tansania zurückgekehrt.

Er hat eine Frau – und zwei Kinder. Aber jedes zweite Jahr zieht der Halstenbeker Martin Moschek allein los. Nur sein Fahrrad nimmt er mit – und erkundet im Sattel die Welt. Jetzt feierte er Jubiläum. Mit Tansania radelte er durch sein 50. Land. Mit Kenia nahm er Land Nummer 51 gleich mit.

„Eigentlich hatte ich mir Gabun in Westafrika als Ziel ausgesucht“, berichtet der 44-Jährige. Doch fünf Tage vor dem Abflug ereignete sich in dem Staat ein Militärputsch. „Ich habe mich noch bei der deutschen Botschaft erkundigt, die haben mir von einem Besuch des Landes abgeraten.“

An diesem kleinen Laden kurz hinter der Grenze nach Tansania hat Martin Moschek erst mal Pause gemacht.
An diesem kleinen Laden kurz hinter der Grenze nach Tansania hat Martin Moschek erst mal Pause gemacht. © Martin Moschek | Martin moschek


Kurz entschlossen disponierte Moschek um – auch weil er seiner Familie ein Veto-Recht für seine Tour-Pläne zugesichert hatte. „Ich bin dann auf Ostafrika gekommen, weil ich vor neun Jahren schon einmal in Uganda und Ruanda war und es es dort sehr reizvoll fand.“ So buchte er für sich und sein Fahrrad einen Flug nach Nairobi und brach am Tag seines 44. Geburtstages auf. „Ich durfte sogar Business Class buchen, weil ich Geburtstag hatte.“

Der Luxus hatte jedoch, in Kenias Hauptstadt Nairobi angekommen, schnell ein Ende. Nach einer Nacht im Hotel brach der Halstenbeker frühmorgens zu seiner Tour auf. Den dichten Verkehr der Hauptstadt ließ er Richtung Süden hinter sich, kämpfte sich auf Nebenstraßen und Pisten zu den sogenannten Athi plains durch, einer trockenen Buschlandschaft mit vielen Akazien. Dort wurde aus den komfortablen Straßen eine sandige und steinige Piste – und das bei Temperaturen jenseits der 35 Grad Celsius. Acht Liter trank Moschek pro Tag, kaufte in den Dörfern auf dem Weg Wasser und Softdrinks.

Gleich zu Beginn der Tour ging die Fahrradkette kaputt

Noch ein Selfie während der Fahrt: Martin Moschek unterwegs.
Noch ein Selfie während der Fahrt: Martin Moschek unterwegs. © Martin Moschek | Martin moschek


„Drei Stunden, nachdem ich in Nairobi aufgebrochen bin, hat es einen Terroranschlag auf einen Hotelkomplex gegeben, der unweit meines Hotels liegt“, sagt Moschek. 21 Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Er habe dies zum Glück erst am Abend des Tages erfahren. „Da habe ich einen ganz schön großen Schreck bekommen. Da ändere ich schon mein Ziel, und dann geht das so weiter.“ Die deutsche Botschaft habe ihn jedoch bereits vorab über die Terrorgefahr in dem Land unterrichtet – und ihn gebeten, sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes einzutragen.

Einen Bruch der Fahrradkette und eine Begegnung mit einer Zebraherde musste der Halstenbeker noch überstehen, ehe er nach zweieinhalb Tagen die Grenze zu Tansania passierte. „Hier zog sich die Straße kilometerlang durch eine grüne Landschaft, während am Horizont langsam der Kilimandscharo auftauchte.“ Der Pedalritter übernachtete später im Zelt mit Blick auf diesen gigantischen Berg. Zuvor besuchte er den Ngorongoro Krater und begegnete Giraffen und Kamelen in freier Wildbahn. „Das war sehr beeindruckend“. Lästig waren dagegen die zwei Platten, die sich Moschek allein auf den ersten 15 Kilometern in Tansania einhandelte. Im Internet stieß er auf das Arusha Bicycle Centre, wo mit schweizerischer und deutscher Unterstützung Fahrräder aufbereitet werden und er die Probleme beheben konnte.

Auf dem Weg in die tansanische Ortschaft Moshi kam Moschek an dieser Metzgerei vorbei.
Auf dem Weg in die tansanische Ortschaft Moshi kam Moschek an dieser Metzgerei vorbei. © Martin Moschek | Martin moschek


In der Folge navigierte sich Moschek per Satellitennavigationssystem GPS durch einen Busch, er kam nach Lushoto auf 1300 Meter Höhe in den Usambara-Bergen und machte in Pangani Station, einem Fischerdorf nahe dem Indischen Ozean. Die Durchquerung des Saadani Nationalparks scheiterte am Veto der Wildhüter. Also blieb nur ein Umweg drumherum, ehe der Halstenbeker über Bagamoyo schließlich mit Daressalam das Ziel seiner Reise erreichte.

20 Tage war Moschek unterwegs, übernachtete zumeist im Zelt. 20 Tage voller neuer, spannender Eindrücke, in denen er per Rad 1400 Kilometer zurücklegte. Insgesamt sind nun etwa 62.000 Kilometer, die er durch die 51 Länder geradelt ist. Begonnen hatte alles 1991. Moschek stammt aus Leipzig und war in der DDR bis 1987 sechs Jahre im Rad-Leistungssport aktiv. Nach dem Fall der Mauer begann er, per Rad die Welt zu erkunden.

Die ersten Ziele waren Deutschlands Nachbarstaaten

Zunächst fing alles klein mit Deutschlands Nachbarstaaten an, später ging es per Flieger in entlegenere Regionen. 1994 hieß das Ziel Schottland, 1995 ging es ans Nordkap. 1996 kamen Israel, die Türkei, Syrien und Jordanien hinzu. 1998 ging es für Moschek über Tschechien, die Slowakei, die Ukraine, Russland, Kasachstan, China und Nepal nach Indien. 2000 folgte eine Tour durch Westafrika, 2003 ging es für den Weltenbummler in die baltischen Länder. Norwegen, Marokko, Vietnam, Ruanda, Uganda, Island und Georgien waren auch mal an der Reihe, zuletzt stattete er 2017 Patagonien einen Rad-Besuch ab.

Fahrrad kaputt: Auch das passiert einem Weltreisenden immer wieder. Hier muss Moschek Reifen flicken.
Fahrrad kaputt: Auch das passiert einem Weltreisenden immer wieder. Hier muss Moschek Reifen flicken. © Martin Moschek | Martin moschek


Wieder zu Hause im Reihenhaus in Halstenbek angekommen, macht der Kommunikationsberater kleine Radtouren mit seinen acht und elf Jahren alten Söhnen – etwa nach Glückstadt. Er radelt nahezu täglich zur Arbeit und nimmt auch manchmal sein Zelt mit. „Dann fahre ich nach der Arbeit in die Natur, suche mir einen Campingplatz zum Übernachten und bin morgens pünktlich wieder im Büro.“ Und natürlich macht er sich auch Gedanken, wohin es bei seiner nächsten großen Tour 2021 gehen soll: „Rumänien auf den Spuren von Dracula, das könnte ich mir gut vorstellen.“