Wedel. Neubau sei rechtswidrig. Ex-Ratsherr Wuttke attackiert Bürgermeisterin und die Rathaus-Mitarbeiter nun nochmals scharf.
Der Streit um einen Umbau mit zu steilem Dach in Wedel spitzt sich weiter zu. Denn: Üblicherweise dominieren dort Flachdachbauten das Wohngebiet. Doch aktuell entsteht im Zentrum der Bungalow-Siedlung ein spitz zulaufendes Satteldach. Das hinterfragt ein ausgewiesener Experte der Stadt nun.
Es sei eine „planwidrige Baugenehmigung“ erteilt worden, erklärte Olaf Wuttke, ehemaliger Ratsherr in Wedel. Theoretisch hätte der Bebauungsplan für die Straße wegen erheblicher Abweichungen der Vorschriften geändert werden müssen. Über viele Jahre hinweg hatte er sich mit Bauprojekten und Genehmigungsverfahren in Wedel auf politischer Ebene beschäftigt.
Wedel: Ist ein Dach zu steil geraten? Ex-Politiker greift Verwaltung an
Laut Bebauungsplan dürften laut Wuttke dort generell die Dächer eine maximale Neigung von fünf Prozent haben. Als Einwohner stellte er daher in der vergangenen Sitzung des Planungsausschusses der Verwaltung unbequeme Fragen. Von Julia Fisauli-Aalto, Bürgermeisterkandidatin und bis zur anstehenden Wahl im November Chefin der Verwaltung, wollte Wuttke etwa wissen, wie „diese Planrechtsverstöße durch die Bauprüfabteilung“ aus ihrer Sicht begründet werden.
Julia Fisauli-Aalto habe in der Sitzung eine interne Prüfung der Angelegenheit zugesagt. Aus ihrer Sicht hätte es jedoch keine Planrechtsverstöße gegeben. Eine Abendblatt-Anfrage dazu ließ Fisauli-Aalto, die im November bei der Bürgermeisterneuwahl in Wedel antritt, bisher unbeantwortet.
Wedeler Ex-Ratsherr spricht von „Halbwahrheiten“ und attackiert Julia Fisauli-Aalto
Der bald 74 Jahre alte Wuttke sprach nach der Sitzung von „unvollständigen Antworten“ und „Halbwahrheiten“, die er aus den Reihen des Fachbereichs Bauen und Umwelt während der Sitzung „in kurzen Antworten“ erhalten hatte. Sein Anliegen habe den Verantwortlichen im Rathaus schließlich bereits eine Woche zuvor vorgelegen.
Die Begründungen hätten laut Wuttke dem Leiter der Stadtplanungsabteilung, Karl-Heinz Grass, eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben müssen. Gegenüber dem Abendblatt wird Wuttke deutlich: „Falls die amtierende Bürgermeisterin ihre Zusage wahr macht, Argumente nachzuliefern, wäre es interessant, ob sie sich traut, anderes als ‚Wedels Bauprüfer haben immer recht‘ zu äußern.“
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Aus Sicht des Ex-Politikers sei der Vorgang „eine Genehmigungsschande für eine Bausünde“. Denn, selbst nur bei kleineren Abweichungen von den Vorschriften, müssten beispielsweise auch die Nachbarn ihre Zustimmung dafür geben. Dies sei jedoch ebenfalls nicht geschehen.
„Zehn erhaltenswerte Baumilieus“ in Wedel – es existiert aber nur eine Milieuschutzsatzung
In Wedel sei in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit von Politik und Verwaltung eine Liste von „zehn erhaltenswerten Baumilieus“ in Wedel entstanden, doch bisher gibt es laut Ex-Politiker Wuttke einzig für einen Teil des Baugebiets Voßhagen eine sogenannte Milieuschutzsatzung.
Wuttke war ebenfalls missfallen, dass der zuständige Planungsausschuss in die Vorgänge nicht involviert gewesen sei: „In den vergangenen sieben Jahren wurde immer im nicht-öffentlichen Teil über Abweichungen von Bebauungsplänen gesprochen. Der nötige Antrag dafür war von CDU und Grünen eingebracht worden und ist damals einstimmig verabschiedet worden.“ Die Verwaltung und die Eigentümer hätten mit dem Baubeginn des Dachs laut Wuttke allerdings bereits kaum reversible Fakten geschaffen.