Wedel. Ex-Ratsherr Olaf Wuttke kritisiert die Verwaltung. Es gebe massive Abweichungen von den Vorschriften. Jetzt fordert er Antworten.
Geht es bei einem Bauvorhaben in Wedel mit rechten Dingen zu? Olaf Wuttke bezweifelt das. Er war jahrzehntelang als Politiker aktiv – nicht nur in Wedel, sondern auch in Hamburg. Und weil der ehemalige Ratsherr in seiner Heimatstadt Wedel nach wie vor mit wachen Augen durch die Stadt geht, ist ihm jetzt eine mutmaßlich „planwidrige Baugenehmigung“ aufgefallen.
Der bald 74 Jahre alte Wuttke, der sich 2023 vor der Kommunalwahl politisch zurückgezogen hatte, stellt dazu Fragen im Planungsausschuss an diesem Dienstag, 1. Oktober, im Wedeler Rathaus. Denn: Im Norden der Stadt werde derzeit „ein Bestandsgebäude mit einem sehr steilen und somit hohen Spitzdach samt großer Gaube versehen.“
Verstoß gegen geltendes Baurecht in Wedel? Ex-Ratsherr kritisiert Stadtverwaltung
Der B-Plan 42a bestimme jedoch, dass hier eingeschossige Wohngebäude und Flachdächer mit einer Neigung von maximal fünf Prozent vorgeschrieben seien. „Zwar sind, wohl 1990 und 2001, drei Abweichungen von dieser Festlegung genehmigt worden“, meint Wuttke, der sich als Lokalpolitiker einst auch mit einer Vielzahl von Bauprojekten und dem Baurecht in Wedel beschäftigt hatte.
Aber diese befänden sich alle in Randlage an Wiedetwiete und Fliederweg. Dort gebe es aus Wuttkes Sicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite, teilweise außerhalb des Plangebiets, ebenfalls solche Satteldächer.
Mit dem jetzigen Bauvorhaben würde sich laut Wuttke die Firsthöhe verdoppeln und auch die vorgeschriebene Geschossflächenzahl von 0,3 sei damit überschritten. Diese Zahl reguliert die Bebauungsdichte eines Areals. Sämtliche der elf Häuser am Standort hielten die ursprünglichen Planvorgaben aus seiner Sicht bisher ein.
Wuttke nennt es ein „einheitliches, geschlossenes Ensemble einer für die 1960er/1970er Jahre zeittypische Bungalowsiedlung“. Auch alle mehrgeschossigen Häuser im südlichen Plangebiet wiesen die vorgeschriebenen Flachdächer auf.
„Bauliches Milieu“ werde durch das Haus mit Satteldach zerstört
„Dieses erhaltenswerte bauliche Milieu wird durch den Umbau des mittendrin gelegenen Hauses nun zerstört“, so Wuttke in seinem Schreiben zur Einwohnerfragestunde. Laut Stellungnahme einer Kieler Fachanwaltskanzlei für Bau- und Verwaltungsrecht stelle eine solche Genehmigung eine derart massive Abweichung vom Bebauungsplan dar, dass diese nicht genehmigungsfähig gewesen sei. Es hätte stattdessen der B-Plan geändert werden müssen.
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Nach Wuttkes Informationsstand sei über das Genehmigungsverfahren des laufenden Umbaus sogar die Wedeler Kommunalpolitiker nicht informiert worden, „geschweige denn daran beteiligt worden“, heißt es in seiner Anfrage.
Von Julia Fisauli-Aalto, Bürgermeisterkandidatin und seit Ostern bis zur anstehenden Wahl im November Chefin der Verwaltung, möchte Wutte wissen, wie „diese Planrechtsverstöße durch die Bauprüfabteilung“ aus ihrer Sicht begründet werden. Und: Weshalb der zuständige politische Ausschuss nicht über die Vorgänge informiert worden sei. Zudem will der Ex-Ratsherr erfahren, welche Bedeutung die Verwaltung dem Erhalt „geschlossener baulicher Milieus“ beimisst – auf praktischer, nicht theoretischer Ebene.