Wedel. Bekanntes Audible-Trio erklärt verständlich Klima, Energiewende, Wärmepumpe und Co. Aus physikalischer Sicht – und ohne Moralpredigt.

In der aufgeheizten Debatte um den Klimawandel spielt Politik meist eine erhebliche Rolle - doch nicht hier. Denn bei dem neuen Podcast „Jetzt mal ganz in Ruhe“ der Firma Studio Feynstein aus Wedel bleiben die unterschiedlichen politischen Strömungen komplett außen vor. Hier zählt nur die Wissenschaft, und zwar einfach und verständlich.

Zwar gebe es bereits jede Menge Gesprächsrunden und Zuhörer beim Thema Klima, doch das Credo des Teams ist: „Klima und Physik – und sonst nix!“. Es geht um komplexe Zusammenhänge, auch innerhalb der Energiewende, die verständlich erklärt werden sollen. Dass eher dröge anmutende wissenschaftliche Themen interessant aufbereitet auch bei einem breiten Publikum Anklang finden, zeigt der Youtube-Kanal „Kurzgesagt – in a nutshell“. Im englischen Original kommt er auf gut 23 Millionen Abonnenten. Der deutschsprachige Ableger weist immerhin 2,3 Millionen Wissenschaft-Fans auf.

Klima-Podcast aus Wedel: Wie „Kurzgesagt“ – Trio will den Hörern Wissenschaft näher bringen

Das sind Zahlen, von denen der Wedeler Johannes Kückens und seine Podcast-Mitstreiter am Mikrofon, Jens Schröder und Michael Büker, mit ihrer neuen populär-wissenschaftlichen Produktion bisher nur träumen können. Drei Folgen sind bisher erschienen – es ging um Vor- und Nachteile des Treibhauseffekts und das Thema Verbrennung.

Schröder ist Ex-GEO-Chefredakteur und hat gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten und Diplom-Physiker Kückens das Studio Feynstein vor einigen Jahren gegründet. Die Firma ist spezialisiert auf die Erfindung und Produktion von Wissenschaftsformaten – speziell Podcasts.

Audible: Beliebter Podcast des Trios – „Sag mal, Du als Physiker“

Mit Büker, ebenfalls Wissenschaftler und Physiker, bilden die beiden seit 2018 ein eingespieltes Trio. Denn: Schon das Format „Sag mal, Du als Physiker“ zählt beim Anbieter Audible zu den beliebtesten Podcasts im Bereich Special Interest mit einer treuen Hörerschaft im fünfstelligen Bereich. Mit dem Ende der elften Staffel sind dann 240 Folgen erschienen.

Schröder sagt über das neue Format, das auf allen gängigen Plattformen wie zum Beispiel Apple Podcasts, Audible oder Spotify gelistet ist: „In Diskussionen um Klima und Energie hören die Leute einander kaum noch zu. Wir würden das Gespräch gern wieder beleben, mit einer kleinen Infusion Physik-Verständnis.“ Das sei schließlich interessant für Leute auf allen Seiten der Debatte. Und weiter: „Über ein paar schöne Aha-Effekte wird hoffentlich auch das Gespräch wieder konstruktiver.“

„Alle haben das Recht, zu verstehen, was gerade mit unserem Klima passiert“

Kückens, der mit der Wedeler Kinderbuchautorin Verena Linde verheiratet ist, ist der Meinung, „dass alle das Recht haben, zu verstehen, was gerade mit unserem Klima passiert – und wie die Energiewende funktioniert“. Deshalb würden sie sich die Zeit für die Erklärungen nehmen, nur „entlang der Naturgesetze. Ohne erhobenen Zeigefinger und ohne politische Streiterei“. Der Eigenanspruch sei, dass jeder Hörer die Zusammenhänge verstehen soll, auch wenn keine Physikkenntnisse vorlägen.

Studio Feynstein
Podcast aus Wedel: Am Mikro sitzen Jens Schröder (v.l.), Johannes Kückens und Michael Büker. © Jetzt mal ganz in Ruhe | Jetzt mal ganz in Ruhe

Büker ergänzt: „Die Welt verändert sich, ob wir wollen oder nicht. Viele ignorieren das, werden wütend oder jammern 
herum, dabei versteht kaum jemand, was überhaupt vor sich geht.“ Die Drei würden das ganz in Ruhe erklären, „denn die physikalischen Tatsachen sprechen für sich – wenn man sie denn zu Wort kommen lässt“.

Forschungszentrum Desy in Schenefeld: Atom-Physik – Podcaster arbeitete mit Elementarteilchen

Der 50 Jahre alte Kückens hat einst am Forschungszentrum Desy in Schenefeld gearbeitet und war dort mit der Arbeit mit Elementarteilchen (Protonen, Neutronen, Quarks) vertraut. Als Journalist war er später auch bei GEO oder Der Spiegel aktiv. Seine Spezialgebiete: Energiewende, Wärmepumpe, Windrad und Verbrennung.

Stromtankstelle
Klima-Podcast „Jetz mal ganz in Ruhe“: Batteriebetriebene E-Autos haben immer eine bessere Ökobilanz als mit Verbrennung betriebene Autos. Zudem schreiten Energiewende und die Entwicklung in der Batterie-Forschung immer weiter voran. © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Ist denn aber beispielsweise die Nutzung eines E-Autos durch die Energie-intensive Batterieherstellung in der Gesamtbetrachtung wirklich vielleicht doch klimaschädlicher als ein klassischer Antrieb mit einem Verbrennungsmotor? „In der Gesamtbilanz betrachtet ist ein Elektroauto heute immer klimafreundlicher als ein Verbrenner“, sagt Kückens.

E-Autos: Rohstoffe wie Nickel, Kobalt und Mangan sind noch für Batterie-Produktion nötig

Zwar würden für die Batterien aktuell noch häufig die Rohstoffe Nickel, Kobalt und Mangan genutzt werden, doch der Trend in der Entwicklung gehe unter anderem zu den sogenannten LFP-Akkus, die mit einem Gemisch aus Lithium und Eisenphosphat deutlich umweltschonender hergestellt werden könnten. Auch die Recycling-Möglichkeiten von Batterien schreiten laut Kückens weiter voran.

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In China werde ebenfalls immer mehr auf die Wind- und Solarenergie gesetzt. „Die Öko-Bilanzen für die Batterieherstellung werden immer besser“, meint Kückens, der ursrprünglich aus Varel in Friesland stammt, 1994 nach Hamburg umgezogen war und seit elf Jahren in Wedel wohnt. Das erheblich umweltschädliche Fördern und Raffinieren von Öl für Verbrennungsmotoren sorge hingegen stets für ein dickes Minus in der CO₂-Wertung.

Thema Klima und Physik: 20 werbefreie Folgen von „Jetzt mal ganz in Ruhe“ werden veröffentlicht

„20 werbefreie Folgen der Reihe sind fest eingeplant. Wir möchten uns einfach nicht dem Vorwurf des Green-Washings aussetzen. Eine Podcast-Folge dauert gut 30 Minuten“, erzählt der Wedeler. Das Projekt, zur Hälfte mit Fördergeldern der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziert, wird parallel von der Universität Hamburg wissenschaftlich begleitet. Schüler bewerten dabei die Inhalte von „Jetzt mal ganz in Ruhe“.

Für Kückens sei dieser Podcast ein echtes „Herzensprojekt“. Ihn fasziniert es stets aufs Neue, auch wegen seines Jobs als Journalist, komplexe Sachverhalte „aufzudröseln und zu erklären“. Das Trio möchte dabei versuchen, auch Leute zu erreichen, die beim Thema Klimawandel möglicherweise noch schwanken. Mit wissenschaftlichem Ansatz. Denn: „Wenn die Naturgesetze nicht funktionieren würden, würde zum Beispiel auch kein einziges Smartphone funktionsfähig sein. Wir wollen zeigen, dass die Wissenschaft für sich spricht“

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