Tornesch. Christopher Radon und Vorgängerin Sabine Kählert lösten Ehrenschulden ein. Sie nahmen mit Erkenntnisgewinn Wertstoffe bei der GAB an.

Prominente Mitarbeiter auf dem Recyclinghof der GAB in Tornesch-Ahrenlohe. Einen Vormittag lang nahmen Torneschs Bürgermeister Christopher Radon und seine Amtsvorgängerin Sabine Kählert die angelieferten Wertstoffe auf dem Hof der Gesellschaft für Abfallbehandlung an und sortierten sie in die verschiedenen Container für Holz, Bauschutt, Glas, Papier, Elektro oder Holz. „Das ist eine sehr spannende Aufgabe“, sagte Radon, seit gut zwei Monaten Verwaltungschef in Tornesch, während er fachmännisch einen alten Toaster entsorgte. „Ich bin erstaunt, wie akribisch die GAB-Mitarbeiter diese Arbeit erledigen.“

Auch Torneschs Bürgermeisterin a.D. Sabine Kählert war eifrig bei der Sache. Sie unterstützte den GAB-Mitarbeiter Leon Biehl an der Fahrzeugwaage, wo täglich zwischen 100 und 500 Privat- und Geschäftsleute ihren Haus-, Sperr- oder Gewerbemüll loswerden wollen. „Ich bin begeistert, mit welcher Ruhe und Geduld der Kollege die Leute empfängt“, sagte Sabine Kählert. „Da kommt es auf Freundlichkeit an“, hat sie festgestellt. „Und heute waren alle freundlich.“ Das lag aber vielleicht auch am guten Wetter.

Stadtwette verloren: Viel Geduld und Freundlichkeit sind gefragt

Das bestätigte sofort der Rentner Jürgen Posadowsky aus Rellingen, der vergessen hatte, seine Mülltonne rechtzeitig an die Straße zu stellen und deshalb seinen Hausmüll selbst vorbeibrachte und für 4,50 Euro direkt vor Ort in Tornesch entsorgen konnte. „In meinem Alter kann das schon mal passieren“, sagte der Mann aus Rellingen und schien bester Laune zu sein – freundlichst empfangen von Sabine Kählert. „Zu Hause bin ich zuständig fürs Kochen und Waschen“, verriet sie. „Mein Mann Jochen muss den Müll entsorgen.“

Sabine Kählert empfing an der Fahrzeugwaage des Tornescher Recyclinghofes die Leute, die hier ihren Haus- und Sperrmüll entsorgen wollten, wie Jürgen Posadowsky aus Rellingen, der, wie er sagte, vergessen hatte, seine Mülltonne rechtzeitig rauszustellen.
Sabine Kählert empfing an der Fahrzeugwaage des Tornescher Recyclinghofes die Leute, die hier ihren Haus- und Sperrmüll entsorgen wollten, wie Jürgen Posadowsky aus Rellingen, der, wie er sagte, vergessen hatte, seine Mülltonne rechtzeitig rauszustellen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Für die beiden ehemaligen beziehungsweise amtierenden Bürgermeister ging es an diesem Tag darum, eine verlorene Stadtwette einzulösen. „Wettschulden sind Ehrenschulden“, sagt Bürgermeister Radon. „Darum habe ich natürlich gerne mitgemacht.“ Beim Tag der Nachhaltigkeit im Juni an der Klaus-Groth-Schule hätten 1000 ausgemusterte Handys abgebeben werden müssen. Doch „nur“ 500 alte Mobiltelefone kamen zusammen, sodass Radon für einen Vormittag seinen Schreibtisch im Tornescher Rathaus mit dem Wertstoffhof der GAB tauschen musste und dabei von der Pensionärin Kählert eifrig unterstützt wurde, die im Juni noch im Amt war.

Kreislaufwirtschaft, um das Klima zu schützen

Auch Martin Meers von der Awo Bildung und Arbeit half fleißig mit, die Wertstoffe in die richtigen Container zu werfen. „Für uns als Betreiber von vier Sozialkaufhäusern gehört das Recyceln zu einer nachhaltigen Entwicklung dazu. „Wir geben Möbeln, Tischen, Stühlen, Schränken und Sesseln ein zweites und drittes Leben, die zu schade sind, um im Müll zu landen.“ Die Gesellschaft müsse zum Schutz des Klimas dringend umdenken – weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die die Wertstoffe von Produkten in neuer Aufmachung erhalte.

Hatten sehr viel Spaß bei der für sie ungewöhnlichen Arbeit: Sabine Kählert und ihr Amtsnachfolger Christopher Radon als Bürgermeister von Tornesch, flankiert von GAB-Chef Daniel Benedict (links) und Martin Meers (rechts) von der Awo  Bildung und Arbeit.
Hatten sehr viel Spaß bei der für sie ungewöhnlichen Arbeit: Sabine Kählert und ihr Amtsnachfolger Christopher Radon als Bürgermeister von Tornesch, flankiert von GAB-Chef Daniel Benedict (links) und Martin Meers (rechts) von der Awo  Bildung und Arbeit. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

GAB-Geschäftsführer Daniel Benedict führte mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die beiden prominenten Praktikanten in ihre neue Arbeit ein. „Sie haben zwar eine Wette verloren, aber einen Tag bei der GAB gewonnen“, sagte er.

Der GAB ist das Recyceln von Wertstoffen wichtig

Für ein Unternehmen, das mehrheitlich dem Kreis Pinneberg gehört, sei eine gute Nachbar- und Partnerschaft mit den umliegenden Kommunen sehr wichtig – erst recht mit der Standortgemeinde Tornesch, die ja auch Gewerbesteuern von der GAB einnimmt. „Mit solchen Aktionen wie dem Markt der Nachhaltigkeit oder dem Flohmarkt von Recyclingdingen können wir das Umweltverhalten der Bürgerinnen und Bürger beeinflussen.“

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„Ich habe heute unheimlich viel gelernt“, sagte Bürgermeister Radon. „Ich bin hier auf dem Recyclinghof ja auch oft Kunde, hätte aber nie gedacht, dass er von so vielen Menschen frequentiert wird.“

Bürgermeister Radon: Ich habe heute sehr viel gelernt

Seinen neuen Job im Tornescher Rathaus werde er aber nicht gleich wieder eintauschen. „Die Arbeit in der Verwaltung macht mir sehr viel Spaß“, sagt der Mann, der vorher lange in einem großen Hamburger Verlagshaus gearbeitet hat. Die Themen, die ihm seine 180 Beschäftigten präsentierten, seien so vielseitig und reichten von der Schulsozialarbeit bis zur Ansiedlung von Unternehmen. „Das sind kunterbunte Themen den ganzen Tag.“