Hamburg. Restaurant Hamburg: Im Reitstall Klövensteen in Schenefeld lässt sich vorzüglich speisen
Nachdem ich letzte Woche ja schon von einem sehr erfreulichen kulinarischen Ausflug in die fernen Walddörfer berichten konnte, packte uns der Mut, und wir dehnten unseren Radius dramatisch in nordwestliche Richtung aus. Der Grund: Uns hatte die Kunde ereilt, dass das Restaurant Reitstall Klövensteen nach respektablen 49 (!) Jahren unter den Altbetreibern in neue Hände gelangt sei und dass sich die Einkehr dort sehr lohne. Diese Kunde hat nicht getrogen.
Restaurant Hamburg: Das Reitstall Klövensteen serviert köstlich zubereitete Klassiker
Das junge Gastronomenpaar Daniel und Charlotte Ambratis, das sich einst auf dem Süllberg chez Maître Hauser kennen und lieben lernte, ist hier mit viel Schwung und Elan in die erste Selbstständigkeit gestartet. Das Ergebnis: Auf der Karte finden sich nach wie vor viele deutsche Küchenklassiker, diese aber kundig wie köstlich bereitet, ergänzt um beschwingt-mediterrane Kreationen. Der Erwartungshaltung der Traditionsklientel „mittlere Preise – große Portionen“ wird ebenfalls nach wie vor entsprochen, was zu einem insgesamt sehr erfreulichen Preis-Genuss-Verhältnis führt. Tipp am Rande: Daniel Ambratis war im früheren Leben Pâtissier, was im Reitstall zu Desserts von überragender Güte führt.
Gaumenfällige Küche mit gelungenem Risotto von der Erbse und Rotkopfgarnelen
Also lassen Sie lieber die Vorspeisen links liegen und stürzen sich nach dem Hauptgang auf die göttliche aufgeschlagene Mascarpone-Creme mit frischen Erdbeeren und Limetteneis (10, 50 Euro). Ich bin ja nicht so der Dessertfreak, aber das lohnt sich wirklich – und drei Gänge bekommen Sie hier mit normalem Appetit nicht weggeputzt. Die moderneren Ambitionen der Küche zeigen sich gaumenfällig beim ausnehmend gelungenen Risotto von der Erbse: Perfekt gegart, die feinen frischen jungen Erbsen bringen Frische und Finesse, ein anständiger Schwung gebratener Rotkopfgarnelen und ein hocharomatischer Krustentierschaum runden das Ganze ab und sorgen kanzlergerecht für ordentlichen Wumms (28,50 Euro).
Auch die Pfifferlingskarte mit prächtigem Steak oder Schnitzel kann sich sehen lassen
Derzeit lohnt es sich auch, den Blick über die Pfifferlingskarte schweifen zu lassen: So kostet eine echt großherzig dimensionierte Portion davon mit schaumiger, frisch aufgeschlagener Hollandaise, neuen Kartoffeln, Wildkräutersalat und einem würzigen Rumpsteak vom Wolowina-Rind 29,90 Euro – da kann wirklich kein Mensch meckern, und wenn man noch 1,10 Euro mehr in die Hand nimmt gibt’s zu der ganzen Pracht statt des Steaks das fluffige Wiener Schnitzel vom Kalb.
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Restaurant Reitstall Klövensteen: Große Portionen und gut zusammengestellte Weinkarte
Die Weinkarte ist das Reich von Hausherrin und Sommelière Charlotte. Sie ist sehr gut und liebevoll zusammengestellt und für den Raum Hamburg völlig unüblich kalkuliert: Oder wann haben Sie das letzte Mal im Restaurant eine Flasche Crémant in Weiß oder Rosé für 29,50 Euro erspäht? Eben. Flaschenweine sehr guter deutscher Weingüter gibt es ab 24,50 Euro aufwärts, wie den Riesling des hoch talentierten jungen Herrn Knewitz oder den Chardonnay „Granit“ von Schloss Ortenberg. Wer 29,50 Euro in die Hand nimmt, hat schon die Wahl zwischen einigen der besten VDP-Güter wie Wirsching (Franken), Battenfeld-Spanier (Rheinhessen) oder Spreitzer (Rheingau) – oder einem 2012er Château Haut-Myles Medoc Cru Bourgeois. Daran könnten sich etliche andere gute Restaurants ein Beispiel nehmen – werden sie aber erfahrungsgemäß nicht tun.
Uetersener Weg 100, 22869 Schenefeld, Tel. 408 306 992, Di 17–23 Uhr, Mi–So 12–23 Uhr, info@restaurant-reitstall-kloevensteen.de