Hamburg. Springen, Dressur, Voltigieren oder Ferien auf dem Ponyhof: Im Frühjahr ist der Drang aufs Pferd riesig. Das Angebot im Überblick.
Das Pferd in der Kühle des Morgens aus dem Stall holen, über saftige Wiesen galoppieren – für viele Norddeutsche gibt es ab dem Frühling keinen schöneren Platz als auf dem Rücken ihrer Pferde, egal ob bei Ausritten oder im Dressurviereck. Klingt wie aus einer fernen Welt? Mitnichten. Hamburg ist die „Pferdehauptstadt Deutschlands“, wie Reitsportmäzen Albert Darboven jüngst im Abendblatt sagte. Und das nicht nur für Turnierreiter. Sondern auch für die, die es einmal werden wollen: Kinder und Jugendliche.
Für sie ist das Angebot in Hamburg und Umgebung groß – auch wenn dieses bei vielen Höfen mit einer Warteliste verbunden ist. Wer unbedingt sofort loslegen möchte, hat beim Voltigieren meist mehr Glück. Das Turnen auf dem Pferd ist zudem eine gute Einstiegsmöglichkeit. Möglich ist es in vielen Teams bereits ab vier Jahren, für die ersten Ponyreitstunden oder Eltern-Kind-Reiten können die Anfänger sogar noch jünger sein.
Reiterhöfe in und um Hamburg – Mitgliederzahlen gesunken
Um 2,62 Prozent ist die Zahl der Mitglieder im Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg pandemiebedingt von 2020 auf 2021 gesunken – was nach wenig klingt, hat den Reitsport im Norden allerdings hart getroffen. „In Prozent klingt das nicht nach vielen Mitgliedern, aber in Zahlen sind das in unserem Fall knapp 140 Einzelmitglieder, die aus ihrem Verein ausgetreten sind“, sagt Kai-Nicolaus Haase, Vorsitzender des geschäftsführenden Vorstandes. „Wenn man bedenkt, dass ein Reitverein in Deutschland rund 100 Mitglieder hat, entsprechen 2,62 Prozent umgerechnet dem Wegfall eines ganzen Vereins.“ Trotzdem blicke man als Verband optimistisch in die Zukunft. „Als Landesverband setzen wir all unsere Energie nun dafür ein, das sportliche Vor-Pandemie-Niveau erneut zu erreichen, den Pferdesport weiterzuentwickeln und der Pandemie zum Opfer gefallene Maßnahmen zu kompensieren.“
Reitlehrerin Michaela Nack vom Reitstall Gut Silk in Reinbek bittet Eltern, genau hinzusehen, bevor sie ihre Kinder zum Reitunterricht anmelden. „Sind die Schulpferde viel auf der Weide, haben sie genügend hochwertiges Futter und Wasser und vor allem: soziale Kontakte?“ Es sei immer hilfreich, ein paar Stunden auf dem Hof zu verbringen und sich selbst ein Bild zu machen, sagt Nack. Verbringen die Schulpferde die Zeit abseits des Unterrichts vor allem im Stall, sei das kein gutes Zeichen. „Pferde sind kein Sportgerät, sie sind hochsensible Lebewesen, die ein Recht auf artgerechte Haltung haben.“
Was Reitanfänger wirklich brauchen
Braucht es tatsächlich eine teure Erstausstattung, wenn das eigene Kind unbedingt anfangen möchte zu reiten? Nein, lautet die Antwort von Silvia Karbautzki. Die Hamburgerin ist seit 2015 als selbstständige Pferdetrainerin in Norddeutschland unterwegs. „Viele Höfe haben die Grundausstattung im Grunde da, vor allem Helme, die man sich für die ersten Reitversuche ausleihen kann“, sagt die 48-Jährige. Ähnlich verhalte es sich mit Gerte und Putzzeug – besonders Striegel und Kämme möchten Kinder allerdings gerne selbst zum Unterricht mitbringen. Aus hygienischen Gründen sei dies allerdings oft gar nicht erwünscht. „Da sollte man auf jeden Fall vorher fragen“, sagt Karbautzki, die ihr Wissen rund ums Thema Pferd auch auf ihrem Blog ichmagpferde.de für alle frei zugänglich teilt.
Beim Helm sei es wichtig, vor jeder Reiteinheit zu kontrollieren, ob er wirklich fest sitze – auch daran erkenne man, wie verantwortungsvoll ein Reitlehrer ist. Und: Einen Helm würde sie niemals gebraucht kaufen. Man wisse schließlich nicht, ob der schon einmal auf den Boden gefallen oder bei einem Unfall getragen wurde. Und ja: Auch bei den Leihhelmen gibt es keine Sicherheitsgarantie, am Ende entscheidet das eigene Gefühl. Wer auf Nummer sicher gehen möchte: Sehr einfache Modelle mit den Mindestanforderungen gibt es ab 40 bis 50 Euro. Helme, die länger halten und komfortabler sind, kosten natürlich mehr.
Wer unbedingt eine Reithose möchte, soll sie sich zulegen, sagt Silvia Karbautzki, „allerdings tut’s für den Anfang auch eine einfache Leggins – wichtig ist nur, dass keine dicken Nähte auf der Haut scheuern, das kann zu schmerzhaften Wunden am Bein führen“. Auch Handschuhe sind sicher kein Muss, können aber zu einem guten Gefühl bei der Zügelführung beitragen und sind im Winter für viele Reitschüler unabkömmlich.
Beim Schuhwerk kommt es auf den Absatz an. Ohne den ist die Gefahr groß, mit dem Fuß durch die Steigbügel zu rutschen und sich im Notfall nicht mehr daraus befreien zu können. „Stiefeletten sind zum Einstieg toll, die bekommt man schon ab 40 bis 50 Euro im Fachhandel. Manche Kinder wollen auch gerne richtige Stiefel haben. Weil es cooler ist und es so aussieht, als wäre man schon richtig lange dabei“, sagt die 48-Jährige. „Eine Alternative sind günstige Gummireitstiefel. Letztendlich ist es Geschmackssache.“
Apropos Notfall. Wer auch für den Fall eines Abwurfs auf Nummer (möglichst) sicher gehen will, investiert in eine Reitschutzweste. Die soll vor allem Oberkörper und Wirbelsäule beim Aufschlag auf den Boden schützen – und kann gerade für Reitanfänger durchaus sinnvoll sein.
Soll die Weste zudem mit einem Airbag ausgestattet sein, der dann aktiviert wird, wenn sich beim Abwurf eine zuvor befestigte Halterung vom Sattel löst, ist allerdings ein größerer Betrag fällig – da geht es um Summen um die 400 Euro und aufwärts. „Auch die Kartuschen im Austausch sind nicht billig“, gibt Silvia Karbautzki zu bedenken. Sollte man das Geld aber trotzdem investieren wollen, sei der Gang ins Fachgeschäft unumgänglich: „So eine Weste muss genau passen, egal ob für Kinder oder Erwachsene.“
1. RuFV Kirchwärder: Reitunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene, für Kinder ab drei Jahren (acht Lehrponys) sowie Jugendliche und Erwachsene. Voltigieren für alle Alters- und Leistungsgruppen. www.pferdesport-kirchwerder.de
2. RuFV Neuenfelde: Verein ohne eigene Schulpferde, Unterricht nur auf eigenen Pferden möglich.
www.rufv-neuenfelde.de
3. Reitstall Neuenfelde: Ponyreiten für Kinder ab zwei Jahren, Jugendliche und Erwachsene. Inhaberin Katharina Jonas ist Pferdeosteopathin und -physiotherapeutin. Alle Gruppen mit Warteliste.
4. Ponyhof Stölken: Reitunterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, auf Ponys und Großpferden. Reitbeteiligungen möglich. www.ponyhof-stoelken.de
5. RuFV Sülldorf: Reitunterricht für Kinder ab fünf Jahren, Jugendliche und Erwachsene aller Leistungsklassen, teilweise mit Warteliste. www.jp-glissmann.de
6. RuFV Vierlanden: Sechs Voltigierteams verschiedener Leistungsklassen, für Kinder ab vier Jahren – mit Wartelisten.
7. RuFV Wilhelmsburg-Kirchdorf: Reitunterricht für Kinder ab zehn Jahren und Erwachsene, für Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene. Einstieg auch für ältere Interessierte jederzeit möglich. www.reitverein-wilhelmsburg.de
8. Reit- und Turnierstall Howe: Verein ohne eigene Schulpferde, Unterricht nur auf eigenen Pferden möglich.
www.reit-und-turnierstall-howe.de
9. Reit- und Voltigierverein am Bullnwisch: Kleiner Verein mit zwei Voltigierpferden in Halstenbek (Brander Hof) für Kinder ab fünf Jahren (Warteliste).
10. Reit- und Voltigierverein Hamburg-Ost: Am Centrum für Therapeutisches Reiten von Heidi Wallert beginnt der Reitunterricht spielerisch ab drei Jahren (Zwergenreitstunde), Voltigieren ab sechs Jahren. www.rc-heidiwallert.de
11. Reiterverein Sachsenwald: Dressur- und Ausbildungsstall der Familie Biß. Unterricht für Erwachsene und Kinder ab fünf Jahren. Telefon 04104 - 30 88
12. Reiterverein Walddörfer: Reitangebot für alle Alters- und Leistungsklassen, Einstiegsalter acht bis neun Jahre.
www.reiterverein-walddörfer.de
13. Reitfreunde an der Bille: Reitunterricht für Kinder ab sechs Jahren in Gruppen, Pony-Mutter-Kind-Reiten bereits ab drei Jahren. www.reitfreunde-stubbe.de
14. Elbdörfer und Schenefelder Reiterverein: Reiten für Kinder ab zehn Jahren (Einstieg über Longenstunden) und Erwachsene; Voltigieren ab sechs Jahren.
15. Reitverein am Klövensteen: Unterricht ohne Schulpferde auf der Anlage in Sülldorf, Reitbeteiligungen möglich. www.reitverein-am-kloevensteen.de
16. Reitverein Rehagen-Hamburg: Mit über 500 Mitgliedern Hamburgs mitgliederstärkster Pferdesportverein. Voltigiergruppen und Therapeutisches Reiten möglich. www.pferdezentrum-rehagen.de
17. Reitgemeinschaft am Hainesch im SV Bergstedt: Reitunterricht für Kinder ab acht Jahren, Anfänger und Fortgeschrittene. www.reitstall-bohnhoff.de
18. Reitgemeinschaft am Raakmoor: Reitunterricht für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene, auch Anfänger.
www.reitgemeinschaftamraakmoor.de
19. Voltigierteam JumpingStars Hamburg: Für Kinder ab circa fünf Jahren, insgesamt gibt es fünf Gruppen. Der Verein ist auf Gut Sachsenwaldau bei Reinbek zu Hause.
20. Allgemeiner Pferdesportverein Hamburg: Reitunterricht und Voltigieren für Kinder ab drei Jahren in insgesamt fünf Gruppen.
21. Boberger Reitverein: Reitunterricht für Kinder ab sechs Jahren, Mini-Ponyclub ab drei Jahren. Erwachsene, Anfänger, Fortgeschrittene, Wiedereinsteiger. Voltigieren ab vier Jahren, Mädchen und Jungs willkommen. www.boberger-reitverein.de
22. Hamburg-Wentorfer Reitverein: Voltigierabteilung mit rund 90 Kindern und Jugendlichen, zwölf Trainern, vier vereinseigenen Pferden. Neun Teams, je nach Alter und Leistungsgrad. Einstieg ab fünf Jahren. www.hwr-wentorf.de
23. Hamburger Reiterverein: 21 Schulpferde, Reiten und Voltigieren für alle Altersgruppen, Einsteiger, Fortgeschrittene, Wiedereinsteiger; Probemonat möglich.
24. Hamburger SV: In der Reitabteilung des HSV lernen Kinder ab sechs Jahren in der Ponyschule der Familie Pieper in Tangstedt.
www.hsv-reitsport.jimdofree.com
25. Harburger Reitverein: Voltigierabteilung mit über 100 Mitgliedern, eine der größten der Region, kein Mindestalter. Reitunterricht für Kinder ab zehn Jahren, Montag bis Sonnabend.
26. Norddeutscher Polo Club: Thomas Winter ist mit einem Handicap von +3 Deutschlands bester Polospieler und leitet den ältesten Poloclub Europas. Training für Kinder und Erwachsene, auch Kompaktwochenenden möglich.
27. Norddeutscher und Flottbeker Reiterverein: Reitunterricht für Kinder ab vier Jahren, die links und rechts unterscheiden können, und Erwachsene aller Leistungsklassen. Der NFR veranstaltet jährlich das traditionsreiche Spring- und Dressurderby.
28. Reitschule Gründel: Unterricht für Kinder ab acht Jahren und Erwachsene im Pferdesportzentrum Friedrichshulde in Schenefeld.
29. Rahlstedter RuFV: Voltigieren für Kinder ab sechs Jahren, Reitunterricht nur auf eigenen Pferden oder Ponys.
www.reitverein-rahlstedt.weebly.com
30. RuFV Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook: Eine der größten Reitschulen Hamburgs mit 35 Schulpferden, 17 Ausbildern und rund 350 Schülern pro Woche. Neben Pferden leben auch Esel und Alpakas auf dem Gut. Voltigiergruppen und Fahrausbildung möglich. Einstieg für Kinder ab drei Jahren, auch für Reiter mit körperlichen Einschränkungen.
www.reitundfahrverein-amr.de
31. Graumannhof: Angebote für Freizeit- und Dressurreiter mit eigenem Pferd. Auf dem Hof von Peter Graumann sind überwiegend Privateinsteller zu Hause.
32. RuFV In der Ohe Nord: Dressurunterricht für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene. Einzel- oder Gruppenunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene.
www.reitstall-reimers-hamburg.de
33. „Op de Wisch“: Reittherapeutisches und heilpädagogisches Angebot für Kinder und Erwachsene mit psychischen Problemen. Durch den Umgang mit Pferden wird die soziale Integration gefördert.
34. Reiterhof Hansen: Unterricht für Kinder ab fünf Jahren und Jugendliche, derzeit mit Wartelisten.
35. Reitgarten TV: Ute Schmidt hat sich auf einem Resthof in Curslack einen Lebenstraum erfüllt – auf sechs schwarzen Friesenpferden können hier Kinder ab sechs Jahren Reitunterricht nehmen. Die Schüler sind einmal wöchentlich für drei Stunden auf dem Hof.
36. Reitstall Gut Silk: Kinderreitschule mit eigenen Lehrponys, die ganzjährig in artgerechter Haltung im Herdenverband auf der Weide leben. Reitunterricht für Erwachsene auf dem eigenen Pferd von freiberuflichen Reitlehrerinnen auf dem Gut. www.gut-silk.de
37. Reitstall Herbert Kruse: Reitunterricht für Kinder ab acht Jahren in Bramfeld, ab sechs Jahren kann der Umgang mit Pferden spielerisch erlernt werden.
38. Scheckpony Team Nord: Das Leben ist kein Ponyhof? Von wegen. Beim Scheckpony Team Nord leben 32 Schulponys – das echte Leben. Kinder ab vier Jahren dürfen hier in den Sattel.
39. Reitstall Diana: Reitunterricht in Norderstedt für Kinder und Erwachsene auf insgesamt 16 Schulpferden, auch am Wochenende. Mittwochs Ruhetag.
40. Islandpferdegestüt Vierthohen: Bei den „Isi-Kids“ starten Kinder ab vier Jahren mit geführten Reitstunden. Gruppenunterricht mit maximal fünf Schülern. Auch für Fortgeschrittene und turnierambitionierte Reiter. www.vierthohen.de
41. RuFV Nordheide: Dressurunterricht für Kinder ab vier Jahren, auch erwachsene Einsteiger sind herzlich willkommen.