Norderstedt. 200 Wohnungen geplant: Nachbarschaft aus der Aspelohe fordert anderes Verkehrskonzept. Was sie befürchten, und was Norderstedt vorhat.

  • Hamburger Investor will 200 Wohnungen an der Ohechaussee bauen
  • Pläne der Stadt: Verkehr soll teilweise durch Aspelohe und In de Tarpen abfließen
  • Anwohner kritisieren Konzept, befürchten hohe Belastung und fordern Änderungen

Eines der größten geplanten neuen Wohngebiete in Norderstedt hat bei der ersten öffentlichen Infoveranstaltung viel Kritik auf sich gezogen. Allerdings nicht, weil an der Ohechaussee auf einer brachliegenden Fläche zwischen den Einmündungen In de Tarpen und Aspelohe 200 Wohnungen entstehen sollen, zur Hälfte geförderte. Vielmehr befürchten die Bürgerinnen und Bürger, die in der Nachbarschaft leben, eine deutlich höhere Verkehrsbelastung. Diese Sorgen prägten den mit etwa 60 Gästen gut besuchten Abend im Coppernicus-Gymnasium, der zeigte: Die Menschen wollen, dass nachgebessert wird.

Es geht um den „Ohepark“, ein Projekt der Immobiliengesellschaft SH aus Hamburg, deren Geschäftsführer Karl Schulte Hubbert auch persönlich vor Ort war. „Gut aufgestellt“ sei man mit dem Investor, sagte Christine Rimka, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung und Verkehr. Nach mehrjährigen Planungen steht der Entwurf seit 2023 fest, bis 2026 soll das Bauleitverfahren abgeschlossen und der Flächennutzungsplan geändert sein. Dann könnten die Bauarbeiten starten.

Baugebiet an Ohechaussee in Norderstedt: Hunderte Autos durch Nebenstraßen?

Nur: Was nun vorgestellt wurde, missfällt jenen, die hier bereits leben, und das teilweise erst seit wenigen Jahren, als die moderne Siedlung rund um die Aspelohe entstand. Derzeit ist hier der Verkehr bereits bewusst reguliert: Poller verhindern eine Durchfahrt, es gibt Mischflächen im Sinne der Verkehrsberuhigung. Und dennoch monieren viele: Die Straße ist oftmals zugeparkt, sei es von Beschäftigten der Betriebe aus dem nahen Gewerbegebiet, durch Laster oder sogar von Urlaubern, die sich die Gebühren am Flughafen sparen wollen.

Ohepark: Investor will an der Ohechaussee in Norderstedt 200 Wohnungen bauen. Auch eine Kita, ein Backshop und Gewerbe sollen Teil des Quartiers werden. 50 Prozent der Wohnungen wären gefördert.
50 Prozent der Wohnungen wären gefördert. Investor ist eine Immobiliengesellschaft aus Hamburg. © Wohnquartier Ohepark GmbH | Wohnquartier Ohepark GmbH

Jetzt könnten noch weitaus mehr Autos hinzukommen. Der Stellplatzschlüssel für den Ohepark beträgt 0,85, also hätte fast jede Wohnung einen Tiefgaragenplatz. Das ist deutlich mehr als anderswo in Garstedt, wo in der Nähe des Herold-Centers schon mit deutlich weniger geplant wird, nämlich mit 0,3. Doch hier an der Ohechaussee ist die U-Bahn nicht fußläufig erreichbar, dem wird Rechnung getragen. Aus diesem Grund ist angedacht, die nächstgelegene Bushaltestelle entweder zu verlegen oder eine neue zu schaffen.

„0,85 Stellplätze pro Wohnung ist deutlich zu wenig“

Öffentliche Parkplätze an der Ohechaussee sind genauso vorgesehen wie 18 weitere für Besucher im Quartier und erwartungsgemäße Gewerbe oder auch Liefer- und Paketdienste. „Die Bewohner werden in der Tiefgarage parken“, so Isabel Stein, zuständige Planerin der Stadt. Das glauben nicht alle. „0,85 Stellplätze pro Wohnung ist deutlich zu wenig. Gehen sie davon aus, dass an der Ohechaussee alles zugeparkt wird“, meint eine Frau. „Heutzutage hat jeder Haushalt mindestens ein Auto.“

Rechtlich nicht möglich ist es, anders als in Hamburg, einen Mietvertrag an die verpflichtende Nutzung der Tiefgarage zu koppeln. Wer sich das Geld lieber sparen möchte, könnte also darauf setzen, in einer Nebenstraße eine Lücke zu finden.

Ohepark: Investor will an der Ohechaussee in Norderstedt 200 Wohnungen bauen. Auch eine Kita, ein Backshop und Gewerbe sollen Teil des Quartiers werden. 50 Prozent der Wohnungen wären gefördert.
Die Zu- und die Ausfahrt sollen jeweils in Richtung Ohechaussee möglich sein. © Christopher Mey | Christopher Mey

Nicht einverstanden sind die Anwesenden mit der Lösung, wie der Verkehr aus dem Wohngebiet abfließen soll. Denn: Einmal wäre es gestattet, nach rechts auf die Ohechaussee abzubiegen. Einzig von dort wäre auch die Zufahrt möglich, aber nur per Rechtsabbiegen. Die Tiefgaragenausfahrt würde indes ebenfalls zur Robert-Schumann-Straße führen, von dort dann südlich über Aspelohe bis In de Tarpen. Hierfür sollen die bestehenden Poller etwas weiter nach Norden versetzt werden.

„Das wären plus-minus 170 Autos, die da durchgehen“, so ein Anwohner. „Die Robert-Schumann-Straße ist sehr schmal. Es ist ein sehr junges Neubaugebiet, fast alle haben Kinder, die sich hier auf den Weg zur Schule oder Kita machen. Ich sehe die Sicherheit der Kinder gefährdet.“ Viele äußern sich ähnlich, mehrfach wird die Forderung laut, alles über die Ohechaussee abzuwickeln.

Anwohner wollen Kreisverkehr Aspelohe/In de Tarpen

Weitere Vorschläge wären: Die Kreuzung Aspelohe/In de Tarpen könnte ein Kreisverkehr werden, die Einmündung Aspelohe/Ohechaussee sollte eine vollwertige Ampelschaltung bekommen, und das Parken in den Nebenstraßen müsste zeitlich beschränkt werden.

Investor Schulte Hubbert meldet sich kurz zu Wort, versucht, das Verkehrskonzept zu verteidigen. Dieses sei „fundiert“, und „da werden auch keine 100 Autos durchfahren, das läuft sich ein bisschen auseinander. Es ist nicht so dramatisch, wie sie das dargestellt haben“. Letztlich gibt es aber noch gar kein abschließendes Gutachten hierüber, das sei noch in Arbeit, so die Verwaltung, werde dann veröffentlicht.

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Ohepark: Ohne Robert-Schumann-Straße „eine ganz andere Situation“

Klar sei, so Christoph Magazowski: Ohne eine Nutzung der Robert-Schumann-Straße, die offenbar viele Bürger auch ablehnen, hätte man „verkehrlich eine ganz andere Situation“. Bisher hat die Politik allerdings genau diese Variante ausdrücklich befürwortet. Bis zum 5. Dezember liegen sämtliche Pläne nun im Rathaus aus (Amt für Stadtentwicklung und Verkehr, 2. Stock), ebenso sind diese online verfügbar. Genauso, wie alle Stellungnahmen auf der Infoveranstaltung protokolliert wurden, können diese weiterhin schriftlich abgegeben werden.

„Nehmen wir mit“, versicherte Magazowski bezüglich der Einwände. „Es muss sorgfältig abgewogen werden“, so Magazowski, ob diese berücksichtigt werden oder nicht. Das müsse auch begründet sein. Die Planungen könnten dann durchaus auch überarbeitet werden, dann wäre wieder die Politik gefragt, zudem wird es eine zweite Beteiligung der Öffentlichkeit geben.