Norderstedt. CDU und SPD wollen, dass sich Norderstedt auf andere Großprojekte konzentriert. Und stellen klare Forderungen an die Verwaltung.
Dieser Vorstoß in Norderstedt könnte sehr weitreichend sein: Im Hauptausschuss am Montag, 4. November (18.15 Uhr, Sitzungsraum 2), werden CDU und SPD einen gemeinsamen Antrag stellen, der die Arbeit der Stadtverwaltung deutlich verändern könnte. Denn die beiden Fraktionen, die zusammen eine Mehrheit haben, fordern, dass sämtliche Planungen für einen Umbau oder einen Umzug des Rathauses gestoppt werden. Die Rede ist von einer „sofortigen Einstellung“, und zwar „bis auf Weiteres“.
Die Fraktionschefs Gunnar Becker (CDU) und Nicolai Steinhau-Kühl (SPD) liefern eine umfangreiche Begründung, was sie mit diesem Beschluss bezwecken. „Die personellen Ressourcen in der Stadtverwaltung sind begrenzt“, schreiben sie. Und: „Aktuelle Projekte wie das Bildungshaus, der Campus Glashütte, die OGGS Harkshörn, das Feuerwehrtechnische Zentrum, die Erweiterung des Coppernicus-Gymnasiums, die Feuerwache Garstedt, die TriBühne und vieles mehr“ seien bereits heute nicht mehr abbildbar.
Radikaler Antrag in Norderstedt: Komplett-Stopp für alle Rathaus-Pläne?
Ebenso wird auf „akute Sanierungsfälle am Gymnasium Harksheide und der Willy-Brandt-Schule und die damit einhergehenden weiteren Umbaumaßnahmen“ verwiesen. Das ist nicht nur eine sehr lange Liste komplizierter Vorhaben, die zudem zusammengerechnet eine dreistellige Millionensumme kosten – all das erfordert viel Personal, und das ist etwa im Bauamt schon heute knapp, wie kürzlich Baudezernent Christoph Magazowski berichtete. Da ging es „nur“ um eine Toilettenanlage am ZOB in Glashütte, deren Bau allerdings mangels Kapazitäten auf 2026 verschoben werden muss.
Auf der anderen Seite existieren im rund 40 Jahre alten Rathaus-Gebäude Mängel, die nicht zu übersehen sind. Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder gewährte vor einigen Wochen einen Einblick in die Probleme, unter anderem gibt es einen Wasserschaden, der eine sofortige Sanierung erforderlich macht.
Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder: „Sanierungsstau“ im Rathaus
Schmieder sprach generell von einem „Sanierungsstau“, sagte aber auch, dass ein Anbau kein Thema sei derzeit. „Was brauchen wir im Rathaus? Und wie wollen wir in Zukunft arbeiten?“, diese Fragen nannte sie. Anfang 2025 sollten der Politik Konzepte vorgestellt werden.
- Willy-Brandt-Schule in Norderstedt: Welche Klassen umziehen, welche bleiben
- U1-Verlängerung in Norderstedt: So steht es um das Megaprojekt
- 20+ Prozent mehr: Norderstedt will die Hundesteuer erhöhen
Ob das noch gewünscht ist, steht nun zur Debatte. „Eine Wiederaufnahme kann beschlossen werden, sobald durch Vorlage der Oberbürgermeisterin die hierfür erforderlichen Ressourcen nachgewiesen und verfügbar sind“, heißt es im Antrag von SPD und CDU. „Mit der verwaltungsseitigen Vorlage für die Wiederaufnahme erwarten wir einen Zeit-, Ressourcen- und Kostenrahmen für die Konzepterstellung.“
Lufthansa-Komplex am Schützenwall: Was wird aus den Plänen der Stadt?
Über welchen Zeitrahmen hier gesprochen wird, ist unklar. Pikant ist der zu erwartende Beschluss auch aus einem anderen Grund. Wie das Abendblatt jüngst berichtete, hat Norderstedt vor, auf Sicht den gesamten, von Lufthansa gemieteten Gebäudekomplex am Schützenwall von einem französischen Immobilienfonds zu kaufen. Schon jetzt gehört der Stadt ein Teil hiervon, mutmaßlich für eine Millionensumme.
Kommentiert werden die Hintergründe dazu aktuell seitens der Verwaltung zwar nicht, allerdings ist es kein Geheimnis, dass genau hierhin Behörden ausgelagert werden könnten. Nicht ausgeschlossen ist, dass es aus der Politik andere Vorschläge geben könnte, für welchen Zweck der sogenannte „Campus Schützenwall“ genutzt werden könnte – oder den Erwerb der restlichen Immobilie ebenfalls zu stoppen.