Norderstedt. Stadt hat bereits einen Teil erworben. Verhandlungen mit französischem Investmentfonds. Immobilie bietet viele Möglichkeiten.
Eine der markantesten Immobilien in Norderstedt könnte perspektivisch komplett Eigentum der Stadt werden. Viele kennen das Gebäude mit der breiten Glasfront am Schützenwall durch seinen prominenten Mieter: die Lufthansa. Einst einer der größten hiesigen Arbeitgeber mit Hunderten Beschäftigten, ehe 2019 zwei Tochterfirmen (Revenue Services und Cargo) ins Ausland verlegt wurden. Was blieb, waren zwei Sparten: Lufthansa Systems und Lufthansa Industry Solutions. Deren Flaggen wehen hier auch noch heute. Doch selbst das scheint absehbar ein Ende zu nehmen, zumindest an diesem Standort.
Denn: Schon vor einigen Monaten hat Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder der Politik bestätigt, dass Norderstedt einen Gebäudeteil gekauft hat, und zwar den älteren Trakt. Dieser Deal war absolut im Sinne der Fraktionen. Und auch die Planung, den gesamten Komplex zu erwerben. Denn genau hierüber wird offenbar verhandelt, wobei das Rathaus hierzu aktuell keine Stellung nehmen möchte.
Lufthansa-Gebäude am Schützenwall: Norderstedt will gesamten Komplex kaufen
Wie aus politischen Kreisen zu hören ist, soll es sogar bereits einen Vorvertrag geben mit dem Besitzer. Und dieser sitzt in Frankreich, es ist der Immobilienfonds SCPI Eurovalys. Der wiederum hatte den sogenannten „Campus Schützenwall“ 2021 für 28 Millionen Euro übernommen. Der Kauf umfasste 16.300 Quadratmeter Bürofläche, ausgenommen des Altbaus. Die Lufthansa hatte das Objekt schon 2017 abgestoßen, damals noch an den Leipziger Finanzinvestor Publity.
Was Norderstedt nun gezahlt hat, und was die Stadt bereit wäre, für das verbleibende Gebäude zu zahlen, ist unbekannt. In der Regel bleiben derartige Investitionen eher vertraulich.
Wofür das Objekt genutzt werden könnte, ist unklar
Offen ist auch, welchen Zweck die riesige Immobilie eines Tages erfüllen könnte. Vorerst geht es darum, dass kein anderer Interessent dazwischenkommt, was allem Anschein nach auch verhindert wurde. Eine Möglichkeit wäre, dass die Verwaltung hier zusätzliche Kapazitäten für ihre tägliche Arbeit schafft.
Aber: Spruchreif ist das noch lange nicht. Denn die Politik erwartet zunächst ein detailliertes Konzept, wie das Rathaus künftig aufgestellt sein soll. Da geht es um die Frage, wie viele Büroräume überhaupt nötig sind in Zeiten von Homeoffice und Desksharing, oder, welche Prozesse durch intelligente Digitalisierung oder den Einsatz von Künstlicher Intelligenz verschlankt werden könnten. Auch, um Geld zu sparen. Genauso könnte jedoch die Forderung aufkommen, hier Wohnraum zu schaffen.
Mehr aus der Region
- Norderstedt: Flüchtlinge im Gewerbegebiet Nettelkrögen? Unmut über Pläne
- Große Debatte in Norderstedt: Flüchtlinge im Gewerbegebiet – Ja oder nein?
- „Meyer‘s Mühle“ in Norderstedt weicht einem Neubau mit 119 Wohnungen
Norderstedt: Stadt plant Anmietung einer weiteren großen Gewerbeimmobilie
Die Pläne erinnern an einen anderen, allerdings umstrittenen Vorgang. Denn bekanntlich hat die Stadt ebenso großes Interesse an einer weiteren Büroimmobilie, und zwar jene am Bornbarch 9 im Gewerbegebiet Nettelkrögen, in diesem Fall für eine langfristige Miete. Die konkrete Idee: Es könnte eine Unterkunft für Hunderte Flüchtlinge geschaffen werden.
Nur: Die Norderstedter Werkstätten, die zur Norddeutschen Diakonie gehören, würden das Gebäude gerne ihrerseits erwerben, um hier einen zentralen Standort zu schaffen. Die bisherige Fläche an der Stormarnstraße, übrigens nur wenige Meter vom Schützenwall entfernt, könnte dann an den Getränkehersteller Magnus gehen, der expandieren will. Momentan suchen alle Seiten hinter den Kulissen nach einer für alle zufriedenstellenden Lösung.