Norderstedt. Baudezernent redet sich vor Politik Frust von der Seele: Dabei wollte nur jemand wissen, wann man am ZOB Glashütte wieder aufs WC kann.
Für einen Moment waren alle Anwesenden sprachlos: Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr in Norderstedt war fast beendet, als Franz Heuer, Mitglied des Seniorenbeirats, die Gelegenheit ergriff, um eine Frage zu stellen. Es ging um den ZOB Glashütte. Der wichtige Bus-Knotenpunkt zwischen Segeberger Chaussee und Tangstedter Landstraße war in den letzten Jahren aufwendig modernisiert worden. Doch von der zugesagten Automatik-Toilette ist weiterhin nichts zu sehen, aktuell gibt es dort kein WC für Fahrgäste oder Busfahrer.
„Wann wird die WC-Anlage errichtet?“, wollte Heuer daher wissen. „Gerade bei längeren Busfahrten mit Umstiegen ist es für ältere Menschen wichtig, funktionierende WC-Anlagen am ZOB zu finden.“ Baudezernent Christoph Magazowski ergriff schon das Wort, als das Beiratsmitglied noch nicht einmal fertig war. Dann holte der Behördenchef und Erste Stadtrat noch einmal aus. Und antwortete auf eine Art und Weise, die im Sitzungssaal für Erstaunen sorgte.
Brandrede in Norderstedt: Harmlose Toiletten-Frage und erstaunliche Reaktion des Baudezernenten
„Es liegt daran, dass wir keine Leute haben. Das Amt für Gebäudewirtschaft, weiß nicht mehr, wo vorne und hinten ist!“, bekamen Franz Heuer und zugleich auch die Fraktionen zu hören. „Es ist ein Projekt, das nicht mehr vorangetrieben wurde.“
In der Tat: Derzeit gibt es zwar ein kleines Häuschen mit Toiletten-Schildern, die Türen sind allerdings verschlossen, das Gebäude ist mit Graffiti übersät, wird augenscheinlich seit längerer Zeit nicht mehr gepflegt. Optisch passt dieser Zustand nicht zum neu gestalteten ZOB. Für diesen hatte Norderstedt vor zwei Jahren einen Förderbescheid des Landes erhalten, und zwar über mehr als 1 Million Euro, umgerechnet rund 75 Prozent der Gesamtkosten. Explizit umfasste dieser Zuschuss auch die Toilette.
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WC-Anlage am ZOB Glashütte: „Das wird in Richtung 2030 gehen“
Aber wann wird diese kommen? Magazowski wurde deutlich und beschrieb die Überlastung in den Abteilungen des Rathauses, offenbar verursacht durch Probleme in vielen städtischen Projekten: „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir haben an allen Ecken und Kanten Schadstellen, die massiv sind, die ein Einschreiten erfordern. Jeder dieser Brände führt zur Verschiebung von Projekten.“
Die Botschaft: Neue WC-Anlagen für den ZOB in Glashütte haben momentan keine Priorität. Und wer angesichts dieser Aussagen dachte, es ginge um eine Verzögerung von vielleicht einem Jahr, lag komplett falsch. „Ich bin ganz deutlich, das wird in Richtung 2030 gehen“, so der Baudezernent. „2030?“, fragte Heuer, der wohl dachte, sich verhört zu haben. „Ja!“, bestätigte Magazowski.