Norderstedt. Bauprojekt auf dem ehemaligen Grundstück des Gartenfachmarktes in Norderstedt hat letzten Schliff bekommen. Jetzt haben Bürger das Wort.

Es ist ein Bauprojekt auf traditionsreichem Grund in Norderstedt: Der Neubau auf dem ehemaligen Gelände von „Meyer‘s Mühle“, dem weit über die Grenzen Norderstedts bekannten Gartenfachmarkt. Nun hat das Projekt eine weitere Hürde genommen: Investor und Stadt haben den Plänen den letzten Schliff verpasst, das endgültige Konzept für den Wohn- und Geschäftskomplex an der Ecke Ohechaussee/Ochsenzoller Straße, einem der markantesten Punkte in Norderstedt, wird den Politikern im Ausschuss für Stadtentwicklung präsentiert (17.10., 18.15, Rathaus).

Der Entwurf soll Grundlage für die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sein, die dazu ihre Meinung sagen können. Ein Termin für die öffentliche Präsentation steht noch nicht fest.

„Meyer‘s Mühle“: Abriss und Neubau von 119 Wohnungen

Ursprünglich wollte der Investor an dem verkehrsreichen Knotenpunkt 134 Wohnungen bauen. Nun soll der Gebäuderiegel an der Ochsenzoller Straße zum Nachbarn „Aldi“ hin eingekürzt werden, sodass Platz für 119 Wohnungen bleibt. Blickfang bleibt der sogenannte Kopfbau an der Ecke Ochsenzoller Straße/Ohechaussee. Er wird fünf Etagen plus Staffelgeschoss bekommen.

Von dort aus ziehen sich die Neubauten an der Ohechaussee entlang, viergeschossig plus Staffelgeschoss, und an der Ochsenzoller Straße, dreigeschossig plus Staffelgeschoss. Zudem ist im Innenhof hinter den Gebäuderiegeln ein weiteres viergeschossiges Wohngebäude mit Staffelgeschoss geplant. Der Standort wurde leicht verschoben, um die große Eiche im Hof zu schützen.

Acht Büros und Läden sollen zu ebener Erde an der Ochsenzoller Straße und im ersten Obergeschoss des Kopfbaus entstehen. Die Hälfte der Wohnungen werden als geförderte Wohneinheiten gebaut. Die Fassaden zu den Straßenseiten werden laut dem Entwurf der Hamburger Architektengemeinschaft Hohaus, Hinz & Seifert in Klinkermauerwerk errichtet.

Wärmepumpen sollen 65 Prozent der Energie liefern

Die im Ursprungsplan enthaltenen verglasten Loggien entfallen, da nahezu alle Wohnungen förderfähig geplant werden, sie dafür aber eine bestimmte Größe nicht überschreiten dürfen. „Der Schallschutz ist über geeignete Fenster herzustellen“, heißt es in der Baubeschreibung.

Im Konzept für den Neubau spielt der Klimaschutz eine wesentliche Rolle. „Der regenerative Anteil für die Wärmebereitstellung beträgt mindestens 65 Prozent“, schreiben die Architekten im Entwurf für die Ausschusssitzung. Wärmepumpen sollen Energie liefern, die Dächer sollen begrünt, mit Photovoltaikmodulen bestückt und Strom für die Wärmepumpen liefern.

Technische Anlagen werden auf dem Dach installiert

Ein bekannter Anblick in Norderstedt: Nun soll
Ein bekannter Anblick in Norderstedt: Nun soll "Meyer's Mühle" einem Neubau mit Wohnungen und Gewerbeflächen weichen. © Michael Schick | Michael Schick

Hinzu kommen eventuell Paneele, die die Sonnenkraft nutzen, um Warmwasser zu erzeugen. „Die technischen Anlagen werden aus Schallschutzgründen auf der Dachfläche platziert“, heißt es weiter im Konzept. Angedacht ist auch ein Modell, bei dem die Mieter mit Solarstrom versorgt werden. Alle Wohnungen sollen mit einer Abluftanlage ausgestattet werden, die kontinuierlich frische Luft in die Räume bringt.

Weiter sieht der Plan vor, das Baugrundstück zu entsiegeln – bisher sei dieses nahezu komplett versiegelt. Diese Versiegelung soll zu einem Großteil aufgebrochen und durch Gründächer mit Retentionsfunktion ersetzt werden, sodass der Niederschlag kontrolliert abfließen kann.

Tiefgarage bietet 84 Plätze für die Bewohner

Geplant ist zudem ein begrünter Innenhof, der ebenfalls als Regensammler dient. 40 Prozent des Regenwassers sollen auf dem Grundstück versickern, das gesamte Niederschlagswasser soll gesammelt und eingeleitet werden. Durch dieses Maßnahmenbündel werde der Aufheizung der Umgebung deutlich entgegengewirkt.

Zum neuen Gebäude wird eine Tiefgarage gehören. 84 Stellplätze sind für die Bewohner vorgesehen, 49 für die Gewerbetreibenden. Hinzu kommt ein Sozialparkplatz. Der Bauherr, die Castel 1 Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH, will auch Plätze für Carsharing bereitstellen, sofern sich ein Anbieter für das „Autoteilen“ findet. Ladeplätze für E-Autos sollen ebenfalls eingerichtet werden, die Zahl richtet sich nach dem Bedarf bei Fertigstellung des Neubaus.

„Meyer‘s Mühle“: Abriss und Neubau von 119 Wohnungen

Entgegen der ursprünglichen Planung soll es nur eine zweispurige Zu- und Abfahrt in die Tiefgarage von der Ochsenzoller Straße aus geben. Zum Konzept gehören auch Parkplätze für Fahrräder, sowohl im Außenbereich als auch in der Tiefgarage. Sämtliche Straßenbäume auf öffentlichem Grund sollen erhalten werden. Entlang der Ohechaussee werden vier zusätzliche Bäume gepflanzt.

Und ein wichtiges Detail ist geblieben: Der goldene Schriftzug „Meyer’s Mühle“ wird auf der Fassade des Eckgebäudes prangen und im an Historie eher armen Norderstedt an die Geschichte des Standortes erinnern. 137 Jahre ist es her, dass Müllermeister Max Meyer das Familienunternehmen gründete. Seit 1924 war es am Standort. Heute sitzt die Firma mit einem Abhollager am Rugenbarg 92.