Norderstedt. Wärmepumpen sind der zweite große Baustein der lokalen Wärmewende. Kommunaler Wärmeplan verrät, wer künftig auf Fernwärme setzen kann.

Weniger Energie fürs Heizen verbrauchen, mehr Erneuerbare nutzen und den Ausstoß von klimaschädlichen Schadstoffen wie CO₂ deutlich senken – wie Norderstedt diese Ziele erreichen will, verdeutlicht der kommunale Wärmeplan, den die Politiker im Umweltausschuss am Mittwoch mit hoher Wahrscheinlichkeit beschließen werden (18.30 Uhr, Rathaus). Damit steht fest, wo Haushalte vorrangig ans Fernwärmenetz angeschlossen werden – eine Nachricht, auf die viele Hausbesitzer warten.

Zweiter großer Baustein der lokalen Wärmewende sind Wärmepumpen. Auch für diese Energielieferanten listet der Wärmeplan geeignete, weniger geeignete und ungeeignete Flächen auf. Ein Blick in die Analyse zeigt, wo in der Stadt in Zukunft wie geheizt wird.

Norderstedt: Wo künftig mit Fernwärme geheizt werden kann

Um die Emissionen der Treibhausgase bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 und bis 2045 auf Null zu senken, hat der Gesetzgeber die Städte und Gemeinden verpflichtet, kommunale Wärmepläne aufzustellen. Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern haben dafür bis Ende Juni 2026 Zeit, kleinere Kommunen zwei Jahre länger.

Die Stadtwerke haben die Maßnahmen für die lokale Wärmewende in enger Kooperation mit der Hamburg Institut Consulting GmbH (Hamburg Institut) und Planenergi aus Dänemark erarbeitet, das Stadtgebiet in kleine Einheiten gegliedert und geprüft, welche Quartiere sich für Wärmepumpen, Erdwärme und den Anschluss an das bestehende Fernwärmenetz oder den Aufbau eines neuen Netzes eignen.

Wärmepumpen sind ein wichtiger Baustein der lokalen Wärmewende

Wärmepumpe
Wärmepumpen können eingebaut werden, wenn es der Schallschutz und der Abstand zum Nachbarn erlauben. © dpa-tmn | Daniel Reinhardt

Das vor allem sind die Mittel der Wahl, mit denen Norderstedt alle Gebäude im Stadtgebiet bis 2040 klimaneutral mit Wärme versorgen will. Andere Energieträger wie Biomasse oder grüner Wasserstoff spielen im Wärmeplan, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle.

Damit kommen die Stadtwerke auch einem Wunsch vieler Bürger nach. Fernwärme ist die Wunschtechnologie vieler Norderstedter und Norderstedterinnen. Das haben interaktive Umfragen ergeben. Daher haben die Stadtwerke und die externen Partner geprüft, wo weitere Häuser und Wohnungen mit der klimaschonenden Energiequelle versorgt werden können. Entscheidende Faktoren sind eine dichte Besiedlung, damit mit geringem Aufwand möglichst viele Mieter und Eigentümer angeschlossen werden können, und kurze Wege zum bestehenden Fernwärmenetz.

Erdgas ist mit einem Anteil von 67 Prozent der Hauptenergielieferant

Die Analysten haben ermittelt, wo der Wärmebedarf am größten ist, um möglichst in diesen Bereichen umweltschonende Energie einzusetzen. Das Ergebnis erstaunt nicht: „Vor allem die Bereiche entlang der großen Siedlungsachsen stechen in der Analyse mit einer hohen Wärmedichte (hohem Wärmebedarf) heraus“, heißt es im Wärmeplan, also im Wesentlichen die Bebauung an der Ulzburger Straße und Ohechaussee/Segeberger Chaussee.

Insgesamt werden in Norderstedt jährlich 1000 Gigawattstunden verheizt, das entspricht gut 1000 Millionen oder einer Milliarde Kilowattstunden. 682 Gigawattstunden entfallen auf Wohngebäude, 161 auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, 121 auf die Industrie und 55 auf kommunale Gebäude. Der Gesamtverbrauch in Norderstedt hat laut Wärmeplan 155.000 Tonnen CO₂ verursacht. Energielieferant Nummer 1 war Erdgas mit einem Anteil von 67 Prozent.

Energetische Sanierung senkt Wärmebedarf deutlich

Sanierung
Durch energetische Sanierung lassen sich die Kosten fürs Heizen zum Teil deutlich reduzieren. © DPA Images | Daniel Bockwoldt

Doch nicht klimaschonende Energien sollen Verbrauch und Schadstoffausstoß in Norderstedt senken. Die Sanierung von Wohngebäuden spielt ebenfalls eine große Rolle im Wärmeplan. Werden Fassaden gedämmt oder Fenster erneuert, steigt die Energieeffizienz. So gehen die Stadtwerke davon aus, dass sich der Wärmebedarf bis 2030 um acht Prozent, bis 2040 um 16 Prozent verringern lässt, wenn der Energieverlust in Wohngebäuden eingedämmt wird.

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In diesen Stadtbereichen kann die Energieeffizienz durch eine Sanierung besonders stark gesteigert werden: Am Gehölz (7 Hektar), Langenharmer Ring (8 ha), zwischen Falkenhorst und Langenharmer Weg (6 ha), nördlich der Friedrich-Ebert-Straße (7 ha), Up den Barg (1 ha), nördlich des Schulzentrums Süd (8 ha), Heußweg (8 ha).

17 Stadtgebiete sind besonders geeignet für Fernwärme

„Insbesondere die Nutzung von Luftwärmepumpen und in Teilgebieten Geothermiewärmepumpen mit Erdsonden werden einen großen Teil des Wärmebedarfs decken können, auch wenn sich nicht alle Gebäude und Quartiere als dafür geeignet herausstellen“, heißt es im Wärmeplan weiter. Dort, wo zu wenig Platz oder zu wenig Abstand zu Nachbargebäuden besteht, könnten größere Wärmepumpen ein komplettes Quartier versorgen.

17 Gebiete haben die Stadtwerke als besonders geeignet für den Aufbau von Wärmenetzen identifiziert: Fritz-Schumacher-Straße/Langenharmer Ring mit 943 Wohngebäuden; Bahnhofstraße mit 697 Gebäuden; Harksheider Markt (442 Wohngebäude); Ulzburger Straße nördlich Waldstraße (433); Heidbergstraße östlich Moorbekpark (132); Garstedt westlich Ochsenzoll (390); Wilhelm-Busch-Platz (309); Schulzentrum Süd (108); Tangstedter Landstraße (245); Alte Dorfstraße/Hökertwiete (107); Friedrich-Ebert-Straße (268); Schumannstraße (Herold-Center); Kösliner Weg (Neubau); Richtweg (Neubau); Ulzburger Straße/Rüsternweg (Neubau); Glojenbarg (4); Garstedter Tor (Stettiner Straße/Kohfurth, 6).

Fernwärme Norderstedt: Welche Bereiche angeschlossen werden

Zusätzlich zu Sanierung, der Installation von Wärmepumpen und dem Ausbau des Fernwärmenetzes empfiehlt der Wärmeplan ein Bündel an übergeordneten Maßnahmen. Einige Vorschläge: Rundgänge und Vernetzung der Haueigentümer in einem Viertel, um sich über erneuerbare Energien wie Photovoltaik-Anlagen oder Wärmepumpen auszutauschen und sich praktische Beispiele anzusehen. Das mache Sinn, da die Gebäude ähnlich alt sind und einen ähnlichen Sanierungsbedarf haben.

Die Stadt soll kurzfristig eine zentrale Anlaufstelle „Norderstedter Wärmewendehafen“ einrichten, die Bürger und Bürgerinnen zu allen Fragen rund um neue Energien, Sanierung und Fördermittel berät, denn: „Insbesondere Privatpersonen werden von dem bürokratischen Aufwand abgeschreckt“, heißt es im Wärmeplan. Das Norderstedter Förderprogramm „Wärmeschutz im Gebäudebestand“ sollte weitergeführt werden. In der Bauleitplanung sollten Flächen für die Wärmeerzeugung gesichert werden.