Bad Bramstedt. Der 44-jährige Geschäftsführer der Lebenshilfe konnte die Wahl deutlich für sich entscheiden. Was er nun in Bad Bramstedt plant.
Bad Bramstedt bekommt einen neuen Bürgermeister. Am Sonntag hat Felix Carl die Bürgermeisterwahl gewonnen. Der 44 Jahre alte Geschäftsführer der Lebenshilfe, der von der CDU unterstützt wird, erhielt 59 Prozent der Stimmen. Gegenkandidat Nils Böttger (48), der parteilos ist und bis Anfang 2024 der CDU angehörte, musste sich mit 41 Prozent der Stimmen zufriedengeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 42,8 Prozent. 5100 der 11.920 Wahlberechtigten haben abgestimmt.
Felix Carl wird sein neues Amt als Chef im Rathaus am 1. Februar nächsten Jahres antreten. Bis dahin wird Noch-Bürgermeisterin Verena Jeske (45) die Verwaltung in Bad Bramstedt weiterleiten. Die 45 Jahre alte gebürtige und parteilose Stralsunderin war nach jahrelangen Querelen mit der örtlichen Politik nicht wieder zur Wahl angetreten. Vor sechs Jahren hatte die von der SPD unterstützte Jeske überraschend mit fast 1000 Stimmen Vorsprung Hans-Jürgen Kütbach (FDP) in die vorzeitige Pensionierung geschickt, der 18 Jahre lang Bürgermeister von Bad Bramstedt war.
Bad Bramstedt: Felix Carl ist neuer Bürgermeister
Der frisch gewählte neue Bürgermeister ließ sich von seinen Anhängern im Schlosssaal feiern, wo Sonntagabend eine Wahlparty mit etwa 120 gespannten Gästen und Live-Musik ausgerichtet wurde. Der gebürtige Husumer lebt mit seiner Frau und den drei Kindern erst seit vier Jahren in Bad Bramstedt. Er freute sich sehr über den erfolgreichen Ausgang der Bürgermeisterwahl.
Den Wahlsonntag habe er „ganz entspannt“ mit der Familie im Garten verbracht, mit „positiver Aufregung und Vorfreude“, sagte Carl im Schlosssaal, noch bevor das erste Ergebnis aus den zwölf Wahlbezirken ausgezählt war. Diese Vorfreude täuschte ihn nicht. „Ich bin stolz und voller Freude, dass die Bürgerinnen und Bürger mir das Vertrauen geschenkt haben“, sagte er unmittelbar nach Auszählung aller Stimmen gegen 19.30 Uhr.
Bürgermeister will neues Wir-Gefühl in Bad Bramstedt schaffen
Er möchte ein neues „Wir-Gefühl und Miteinander“ in Bad Bramstedt entfachen, sagte der künftige Bürgermeister Carl. „Ich danke meinem Mitbewerber Nils Böttger für den fairen Wahlkampf. Das ist nicht selbstverständlich.“
Der unterlegene Böttger, der fast schon sein ganzes Leben in Bad Bramstedt wohnt und seit 32 Jahren in der Stadtverwaltung arbeitet, wo er zurzeit im Ordnungsamt beschäftigt ist, sagte, er sei nicht allzu sehr enttäuscht. „Ich fühlte mich der Stadt verpflichtet, anzutreten. Aber die Wähler haben das letzte Wort. Es hat mich gefreut, Wahlkampf zu machen.“ Er werde nun im Ordnungsamt bleiben, „wenn Bürgermeister Carl mich da behalten will“.
Felix Carl will Innenstadt wieder beleben
Bei der öffentlichen Vorstellung der beiden einzigen Bürgermeisterkandidaten Ende August vor gut 450 Zuhörern in der Schulsporthalle am Schäferberg hatte Carl seiner neuen Wahlheimatstadt eine kleine Liebeserklärung gegeben: „Bad Bramstedt ist eine tolle Stadt, wo meine Frau und ich unsere Kinder gerne großziehen und alt werden möchten.“ Theoretisch könnte Carl nun ähnlich lange im Amt bleiben wie sein Vorvorgänger.
Ein wichtiges Anliegen werde sein, die Innenstadt von Bad Bramstedt wieder zu beleben, kündigte Carl an. Er schlug dafür sogar vor, die Stadt möge leerstehende Geschäfte und auch Hotels aufkaufen, um sie selbst zu vermarkten. Er glaube nicht, dass es der Stadt finanziell so schlecht ginge, wie oft behauptet werde.
Dafür wird er die Unterstützung der Politik brauchen, die er suchen will und die seiner Amtsvorgängerin oft verwehrt wurde. „Ich möchte hier ein neues Wir-Gefühl auf die Beine stellen“, betonte Carl. „Ich bin einer, der Brücken bauen und die Menschen verbinden kann.“ Auch den Tourismus möchte er als neuer Rathauschef ankurbeln, neuen Wohnraum und Arbeitsplätze schaffen.
Bad Bramstedt: Was der neue Bürgermeister plant
Für die älteren und gehbehinderten Bürgerinnen und Bürger möchte Carl den Bleeck mitten in der Stadt barrierearmer machen, damit er für Senioren mit Rollatoren oder Menschen im Rollstuhl besser zu überqueren ist. Auch die Einführung eines Stadtbus-Systems gehört zu seinen Umsetzungswünschen, um die Besucher des Kurhaustheaters abends nach der Vorstellung sicher nach Hause zu bringen. Videoüberwachung in der Stadt lehne er ab. Stattdessen wolle er auf präventive Straßensozialarbeit zusammen mit dem Kriminalpräventiven Rat und dem Ordnungsamt setzen.
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Die noch amtierende Bürgermeisterin Jeske hatte noch im Frühjahr dem Abendblatt gesagt, dass sie bei der Wahl wieder antreten wolle, weil sie hier mit ihren Vorstellungen „noch nicht fertig“ sei. Doch als die Politik ihr die Wohnbebauung des Auenlandes verwehrte, wo ein Berliner Investor bis zu 350 neue Wohneinheiten zu errichten plante, gegen das auch ein Bürgerbegehren lief, habe sie sich umentschieden, sagte sie jüngst dem Abendblatt. „Da fehlt mir der Sinn meiner Arbeit.“
Um neues Gewerbe anzusiedeln, bedürfe es auch des nötigen Wohnraums, sagte Jeske. Wenn das politisch nicht gewollt sei, müsse sie gehen. „Es widerstrebt mir, etwas zu verantworten, hinter dem ich nicht stehen kann.“