Bad Bramstedt. Hesta Haus in Bad Bramstedt ist pleite. Nun weiß die Stadt nicht, ob ihr die Kita gehört, für die sie 5,5 Millionen Euro bezahlt hat.

Der Projektentwickler Hesta Haus in Bad Bramstedt, der mehrere Bauvorhaben in Schleswig-Holstein betreut, ist insolvent. In Bad Bramstedt hat das Unternehmen unter anderem die Kindertagesstätte Wirbelwind gebaut, die im Oktober mit 90 Kindern eröffnet wurde.

Allerdings ist der Kita-Bau in der Dönnewegstraße noch nicht ganz fertig geworden. Die Stadt hat aber bereits 5,5 Millionen Euro dafür bezahlt. Nun stellt sich die Frage, ob das Geld verloren ist. Denn die Stadt ist noch nicht Eigentümerin des Gebäudes. Der Kita-Bau droht in die Insolvenzmasse einzugehen, um Schuldner zu bedienen.

Insolvenz von Hesta Haus: „Wir lassen das gerade juristisch prüfen“

Bad Bramstedts Bürgermeisterin Verena Jeske sagt dazu auf Abendblatt-Nachfrage: „Wir lassen das gerade juristisch prüfen. Wir haben ja noch nicht den vollen Kaufpreis bezahlt.“ Weil bestimmte Arbeiten am Laubengang und dem Außenbereich noch fertiggestellt werden sollten, habe die Stadt rund 85.000 Euro einbehalten, erklärt die Verwaltungschefin. Und diese Arbeiten hätten eigentlich bis Ende Juni erledigt sein sollen. Somit sei die Stadt noch nicht als Eigentümerin ins Grundbuch eingetragen.

Bad Bramstedts Bürgermeisterin Verena Jeske ist menschlich enttäuscht, dass sie über Dritte von der Insolvenz des  Bauträgers aus Bad Bramstedt erfahren hat. Ihr Kommentar: „Wir lassen das zurzeit juristisch prüfen.“
Bad Bramstedts Bürgermeisterin Verena Jeske ist menschlich enttäuscht, dass sie über Dritte von der Insolvenz des  Bauträgers aus Bad Bramstedt erfahren hat. Ihr Kommentar: „Wir lassen das zurzeit juristisch prüfen.“ © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die Stadt habe sich aber eine Auflassungsvormerkung ins Grundbuch eintragen lassen, sagt die Verena Jeske. Ob das reicht, um sich die Immobilie zu sichern, werde nun von einem Spezialisten geprüft, sagt sie. „Das Insolvenzrecht ist ja ein Spezialrecht. Dafür gibt es Anwälte.“ Sie glaubt aber nicht, dass der Betrieb des Kindergartens in Gefahr ist. „Das ist ja ein Spezialbau, für den eine andere Nutzung kaum möglich sein dürfte.“

Informationen nur über Dritte – Bürgermeisterin ist menschlich enttäuscht

Bürgermeisterin Jeske ist auch menschlich enttäuscht von der Geschäftsführung des Unternehmens mit Sitz in Bad Bramstedt. Sie selbst habe erst vor wenigen Tagen über Dritte von der Insolvenz des Bauträgers erfahren. „Wir waren die ganze Zeit im Kontakt, umso überraschter bin ich, dass Hesta Haus nun in die Zahlungsunfähigkeit geraten ist.“

Tatsächlich werden auf der Homepage des Unternehmens noch zahlreiche Bauprojekte aufgeführt, die das 2016 gegründete Unternehmen gebaut und entwickelt hat. Dazu gehören außer der Kita noch einige Reihenhäuser in der Straße Unter der Lieth und 20 Wohneinheiten im Dibberns‘ Hoff Quartier in Bad Bramstedt sowie weitere Projekte in Scharbeutz und in Loose bei Eckernförde.

Bürgermeisterkandidat ist Geschäftsführer des Kita-Betreibers

Über die Kita Wirbelwind, die auf einem 1900 Quadratmeter großen Grundstück errichtet wurde, heißt es darin: „Hurra, lass‘ uns spielen! Hier im familienfreundlichen Dibbern‘s Hoff Quartier entsteht eine neue Kindertagesstätte. In einer behutsamen Umgebung können bereits die Kleinsten spielen, tanzen, lachen, kuscheln und sich einfach wohlfühlen.“ Die Kita wird von der Lebenshilfe betrieben, deren Geschäftsführer zurzeit der Bürgermeisterkandidat Felix Carl ist.

Der bisherige Geschäftsführer des Unternehmens, Christoph Henningsmeier, war für das Abendblatt nicht zu sprechen. Unter seiner bisherigen Arbeitsadresse in Bad Bramstedt sei er nicht mehr zu erreichen, hieß es aus dem Büro. Auch der vom Amtsgericht Neumünster eingesetzte Insolvenzverwalter, ein Rechtsanwalt aus Hamburg, meldete sich trotz mehrerer Anfragen nicht zurück. In einer ersten Stellungnahme wollte und konnte er noch keine Einzelheiten zu dem Fall nennen, auch nicht, wie es nun mit der Kita Wirbelwind weitergeht.

Insolvenz von Hesta Haus: Klima in der Baubranche ist momentan sehr düster

Im zuletzt veröffentlichten Geschäftsbericht im Bundesanzeiger von Hesta Haus für das Geschäftsjahr 2020 wird das Anlagevermögen mit 1,4 Millionen Euro sowie Forderungen von 3,1 Millionen Euro bei einem Kassenbestand von 0 Euro angegeben. Der Jahresüberschuss betrug demnach Ende 2020 rund eine Million Euro bei Verbindlichkeiten von etwa 9,3 Millionen Euro einschließlich der Bankkredite in Höhe von 8,2 Millionen Euro, die „durch Grundpfandrechte und Bürgschaften besichert“ seien. Neben der Geschäftsführung sei nicht ein Mitarbeiter in diesem Geschäftsjahr bei Hesta Haus beschäftigt gewesen.

So sehr sie die plötzliche Insolvenz von Hesta Haus überraschte – grundsätzlich sei das Geschäftsklima in der Baubranche hierzulande momentan sehr düster, sagt Bürgermeisterin Jeske. „Das ist ja kein Einzelfall. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist gerade nicht rosig.“ Die hohen Zinsen und enorm gestiegenen Baustoffpreise machten den Investoren schwer zu schaffen, weiß sie aus ihren  Gesprächen mit Bauunternehmern. Etliche Firmen meldeten Kurzarbeit an. „Da werden wohl noch einige über die Wupper gehen“, mutmaßt Jeske.  

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Die Baubranche befindet sich in der Tat im freien Fall. Laut dem Statistischen Bundesamt sind im ersten Halbjahr nur 106.700 Baugenehmigungen erteilt worden. Das waren 21 Prozent oder 28.500 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Im ganzen Jahr 2023 waren es 260.000 Baugenehmigungen. Gut 400.000 sollten es nach den Plänen der Bundesregierung jährlich sein.

Sie fühle mit den Betroffenen, sagt Verena Jeske. Außer der Stadt mit der Kita seien ja auch die Bewohner der Mehrfamilienhäuser im Dibbern‘s Hoff Quartier betroffen. „Denn da fehlt ja noch eine Straße.“