Bad Bramstedt. In einer komplett gefüllten Sporthalle erklärten Felix Carl und Nils Böttger, warum sie Bürgermeister von Bad Bramstedt werden wollen

Es war das erste und in dieser Art wohl auch letzte Duell der Bürgermeisterkandidaten von Bad Bramstedt. Und die Schulsporthalle am Schäferberg war bis auf den letzten Platz gefüllt. Gut 450 Bürgerinnen und Bürger wollten sich offenbar aus erster Hand informieren, welchen der beiden parteilosen Kandidaten sie am 15. September zum Nachfolger von Verena Jeske wählen sollen: Felix Carl (44), der von der CDU unterstützt wird, oder Nils Böttger (48), der als unabhängiger Bewerber antritt.

Die Bürgerinnen und Bürger von Bad Bramstedt scheinen eine große Sehnsucht nach Harmonie zwischen Verwaltung und Politik zu hegen, nachdem das Verhältnis zwischen Verena Jeske und drei der vier Ratsfraktionen nach nur einer Amtszeit unversöhnlich zerrüttet erscheint. Fast jeder Wortbeitrag wurde mit starkem Applaus begleitet, so als ob sie sich endlich wieder eine neue Zukunftsperspektive für die Kurstadt wünschten.

Felix Carls Anhänger schienen dabei manches Mal etwas lauter zu sein, während Nils Böttger oft konkreter in seinen Aussagen und Vorschlägen argumentierte. Insofern kann der Ausgang des Duells als ein Unentschieden gewertet zu werden.

Riesen-Andrang bei Rede-Duell: Carl vs. Böttger in Bad Bramstedt

Die Tribüne in der Schulsporthalle am Schäferberg war bis auf den letzten Platz besetzt.
Die Tribüne in der Schulsporthalle am Schäferberg war bis auf den letzten Platz besetzt. © FMG | Burkhard Fuchs

Die rund 12.000 Wahlberechtigten haben in zwei Wochen die Wahl zwischen einem zugereisten und einem einheimischen Kandidaten. Carl ist vor vier Jahren aus Husum mit Frau und zwei Kindern nach Bad Bramstedt gezogen, wo er jetzt die Geschäfte der Lebenshilfe leitet. Während Böttger sein ganzes Leben in Bad Bramstedt verbrachte und seit 30 Jahren in der Stadtverwaltung arbeitet.

Und er hat Humor. Gleich zu Begin seiner Vorstellung erzählte Böttger, dass wohl schon fast jeder autofahrende Bürger mal Post von ihm erhalten haben dürfte. Denn er sei als Leiter des Ordnungsamtes für die Ordnungswidrigketen zuständig, wenn einer falsch parke, zu viel Lärm mache oder seinen Müll illegal entsorge. So viel ehrliche Offenheit überraschte sogar den Moderator Carsten Kock. Damit riskiere er doch seine Chancen, gewählt zu werden, warnte ihn der Radioreporter, seit vielen Jahren Bürgermeisterduelle begleitet.

Felix Carl: „Neues Wir-Gefühl entfachen!“

Carl setzt auf den Blick von außen, den er für diese wichtige „Führungsaufgabe“ mitbringe. „Bad Bramstedt ist eine tolle Stadt, in der meine Frau und ich alt werden wollen“, sagte er. Er habe viele Gespräche mit den Bürgern geführt und wolle ein neues „Wir-Gefühl“ in der Stadt entfachen, kündigte Carl an. Böttger hält das für nicht nötig, ist er doch seit Jahrzehnten eng mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem DRK vernetzt.

Aber beiden ist ein Neuanfang im Verhältnis zur Politik wichtig. „Ich bin einer, der Brücken baut und Menschen verbinden kann“, versicherte Carl. Er könne sich „eine vernünftige Zusammenarbeit mit der Politik vorstellen“, sagte er. „Die Gespräche dazu sind schon geführt.“ Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Politik könnten besser laufen. „Da ist noch Luft nach oben.“ Er pflege einen kooperativen Führungsstil.

Nils Böttger: „Mitarbeitern den Rücken stärken!“

Für Böttger ist es eher das Vertrauen innerhalb der Verwaltung, um das wieder geworben werden sollte. „Ein Bürgermeister muss seinen Mitarbeitenden den Rücken stärken“, forderte er. „Ich weiß, wo hier der Schuh drückt.“ Ins Amt gewählt, würde er die Kollegen fragen, ob sie sich auf dem richtigen Posten wähnten, und sie versuchen, neu zu motivieren. Das Verhältnis zur Politik ist für Böttcher klar geregelt. „Der Bürgermeister leitet die Verwaltung. Die Politik entscheidet.“

An Visionen mangelt es den Kandidaten auch nicht. Beide wollen mehr Gewerbe ansiedeln, um die Steuereinnahmen für die Stadt zu erhöhen. Carl möchte auch den Tourismus beleben und könnte sich sogar vorstellen, dass die Stadt leerstehende Geschäfte und eines der leerstehenden Hotels in der Innenstadt (Zuschauerin: „Ein Schandfleck!“) selbst kaufe, um diese neu zu vermarkten.

Neue Visionen, unerledigte Projekte und kein Geld

Für Böttger gehe es zunächst darum, bereits fertig geplante Projekte, die in der Schublade lägen, endlich zu realisieren. „Wir müssen diese brachliegenden Projekte erst Ende führen, bevor wir etwas Neues anfangen.“ Denn die finanzielle Situation der Stadt sei „dramatisch“. Eine Einschätzung, die Carl für übertrieben erachte.

Böttger möchte die Innenstadt beleben und für junge Menschen attraktiver machen, indem er dort neue Spiel- und Sportflächen schafft. „Das könnte ein Beachvolleyballfeld, ein BMX-Parcours, eine Sandkiste oder ein Bolzplatz sein.“ Er finde es „fürchterlich“, wenn sich die Anwohner der Fuhlendorfschule über die dort spielenden Kinder und Jugendlichen aufregten. „Wir müssen für die jungen Leute Räume schaffen, wo sie niemanden stören.“

Bad Bramstedt: Kurhaustheater soll erhalten bleiben

Carl blieb da weniger konkret. Der älteren Bevölkerung und Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, versprach er, den Bleek für ihre Rollatoren und Rollstühle barriereärmer zu machen. Dort müsse auch der Verkehr weiter begrenzt werden, damit es sicherer für die Fußgänger und Passanten wäre. Böttger würde dagegen den Verkehr, der dort mit Tempo 20 km/h fahren muss, nicht weiter einschränken.

Beide Kandidaten freuten sich zudem, dass der künftige Eigentümer der Klinik das Kurhaustheater erhalten möchte. „Denn kulturell ist Bad Bramstedt sehr gut aufgestellt“, befand Carl. Und Böttger bekannte, sogar mal ein paar Jahre als Bühnenarbeiter dort tätig gewesen zu sein. „Ich bin ein Zirkuspferd. Unser schönes Theater mit den 433 Plätzen sucht seinesgleichen in Schleswig-Holstein.“

BU: Sie wollen Bürgermeister von Bad Bramstedt werden: Nils Böttger (links) und Felix Carl, hier vor etwa 450 Zuschauern bei der ersten öffentlichen Vorstellungsrunde in der Sporthalle am Schäferberg. Foto: Fuchs