Norderstedt. Bieterverfahren nach Insolvenz: Zahlreiche Interessenten für Immobilie in Norderstedt. Welche Rolle dabei die Stadt selbst spielt.

  • Zweite Runde: Gebote von mehr als 3 Millionen Euro für altes Seniorenheim?
  • Haus Rosengarten ging 2023 insolvent, steht seitdem leer
  • Interessenten haben Stadt Norderstedt kontaktiert

Von außen ist das Gebäude fast unverändert: Seitdem im Oktober 2023 das Haus Rosengarten, ein traditionsreiches Altenpflegeheim in Norderstedt (früher: Haus Kallen), mehr oder weniger abrupt schließen musste, leben und arbeiten hier keine Menschen mehr. Das Unkraut wächst vor dem Haupteingang an der Ecke Alte Dorfstraße/Ochsenzoller Straße. Wie man hört, soll die Einrichtung weitestgehend unangetastet sein, sogar alte Dienstpläne noch an den Wänden hängen. Die Insolvenz der Betreibergesellschaft hatte zur Folge, dass Dutzende Bewohnerinnen und Bewohner neue Wohnungen benötigten. Doch die Zukunft der Immobilie ist und bleibt Gegenstand von Spekulationen.

Schon sehr bald könnte es allerdings Klarheit geben. Denn hinter den Kulissen gibt es einen Bieter-Wettstreit darum, wer das Objekt kaufen darf. Seit Februar wird das Haus von dem Dresdner Unternehmen Impro.de vermarktet, einem Spezialisten für Insolvenzen. Ausführlich wird das einstige, 1959 gebaute und dann mehrfach erweiterte und sanierte Seniorenheim auf gängigen Portalen inseriert. Doch es gelten besondere Vorgaben.

Haus Rosengarten in Norderstedt: Millionengebote für Ex-Seniorenheim

Denn: Da es sich um Insolvenzmasse handelt, muss zwingend an das höchste Gebot verkauft werden. Als Startpreis wurden 2,5 Millionen Euro genannt, was immer noch deutlich unter einem zwei Jahre alten Verkehrswertgutachten liegt, das den Wert auf 3,7 Millionen Euro taxierte.

Nach Abendblatt-Informationen lief in der vergangenen Woche eine erste Bieterrunde aus, es soll rund ein halbes Dutzend Interessenten geben, die sich beteiligt haben. Nicht ausgeschlossen ist, dass der Preis über 3 Millionen Euro steigt. Warum das Gebäude so attraktiv ist, liegt auf der Hand.

Aus der Senioreneinrichtung könnte ein Wohnheim für Flüchtlinge oder Azubis werden

Denn die Stadt Norderstedt hat mehrfach, und das auch öffentlich in Person von Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder oder gegenüber politischen Gremien, ihrerseits eine Idee geäußert, wonach hier ein Wohnheim geschaffen werden könnte.

Nicht explizit nur für Flüchtlinge, auch wenn das zweifelsohne mit angedacht wäre, sondern zum Beispiel auch für Azubis, oder vielleicht auch wieder für ältere Mitmenschen. In diesem Zusammenhang hat die Verwaltung bestätigt, dass man die Immobilie besichtigt habe. Ein Kauf stand aber nie zur Debatte, denn eine derartige Summe könnte nicht ohne Zustimmung der Politik ausgegeben werden. Aber als Mieterin würde die Stadt möglicherweise bereitstehen.

Mehrere Interessenten haben bereits Kontakt zur Stadt aufgenommen

Auf Abendblatt-Nachfrage stellt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Verwaltung, zunächst ausdrücklich klar: „Die Stadt bietet nicht mit.“ Aber er bestätigt ebenso: „Es hat Gespräche mit Interessenten gegeben, die auf die Stadt zugekommen sind und Möglichkeiten für eine spätere Nutzung aufgezeigt haben.“ Norderstedt hat diese Gespräche allerdings nicht aktiv gesucht.

Insolventes Altenheim in Norderstedt: Das Haus Rosengarten steht zum Verkauf. Zahlreiche Interessenten nehmen an Bieterverfahren teil, der Preis könnte bis auf 3 Millionen Euro steigen.
Die Stadt hat mehrfach Interesse bekundet, das Objekt als Wohnheim nutzen zu wollen. Ein Kauf steht für Norderstedt aber nicht zur Debatte, eher eine Miete. © Christopher Mey | Christopher Mey

Das theoretische Szenario: Ein Immobilienunternehmen würde das Haus Rosengarten erwerben, dann einen Vertrag mit Norderstedt abschließen. Die nötigen Genehmigungen, etwa für eine Nutzungsänderung, wären kaum ein Problem. Das Rathaus könnte sich auch darum kümmern, eine Hausverwaltung zu finden oder auch soziale Dienstleister, wenn hier Geflüchtete leben sollten.

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Aber soweit ist das Verfahren noch lange nicht. Bis Ende nächster Woche findet nun eine zweite und aller Voraussicht nach dann auch finale Runde statt, bei der Gebote abgegeben werden können. Die Konkurrenten wissen in der Regel nicht, wie hoch die jeweils anderen Offerten sind.

Sie alle mussten vorher Bonitätsnachweise vorlegen, etwa durch Bankunterlagen. Die Entscheidung über den Zuschlag wird dann wahrscheinlich sehr zeitnah der Insolvenzverwalter treffen, und das ist die renommierte internationale Wirtschaftskanzlei White & Case, deren Hamburger Büro sich am Valentinskamp in der Innenstadt befindet.