Hamburg. Gewitter wirbeln Flugplan durcheinander. Warum vier Flieger nachts in Hamburg starten und landen durften, zwei aber nach Hannover mussten.
Dem Volksmund nach reden alle übers Wetter – am Flughafen Hamburg hat man die Auswirkungen davon am Mittwoch massiv zu spüren bekommen. Laut dem Airport gab es unzählige Verspätungen, 23 Flüge wurden gestrichen. Zwölf Maschinen nutzten die sogenannte Verspätungsregel und seien nach 23 Uhr gestartet oder gelandet.
Für sechs Maschinen wurde sogar die relativ strikte Nachtflugbeschränkung aufgeweicht. Ihnen sei eine Ausnahmegenehmigung für einen Start und fünf Landungen nach 0 Uhr erteilt worden, teilte die Fluglärmschutzbeauftragte Gudrun Pieroh-Joußen auf Anfrage unserer Redaktion mit. Zwei dieser besonders späten Jets landeten letztlich aber in Hannover.
Flughafen Hamburg: Viele Flugausfälle und vier Flieger nach Mitternacht
Regulärer Flugbetrieb findet in Fuhlsbüttel von 6 bis 23 Uhr statt. Die Stunde bis Mitternacht darf genutzt werden, wenn aus sogenannten unvermeidbaren Gründen der Flugplan nicht eingehalten werden konnte. Nach 0 Uhr sind Starts und Landungen nur noch mit Genehmigung der Fluglärmschutzbeauftragten möglich.
Der Tag sei außergewöhnlich gewesen, so etwas habe sie in elf Jahren „noch nicht erlebt“, sagte Pieroh-Joußen: „Wir hatten die Situation, dass wir viele Gewitterzellen hatten. Nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit und europaweit. Viele Flughäfen waren für die Abfertigung gesperrt. Allein in Hamburg hatten wir sechs temporäre Sperrungen.“
Flughafen Hamburg: Abfertigung pausierte für mehr als 2,5 Stunden
„Bei Gewitter muss aus Sicherheitsgründen der Abfertigungsbetrieb auf dem Vorfeld komplett eingestellt werden“, sagte Flughafen-Sprecherin Janet Niemeyer. Es können also weder Koffer verladen noch Flugzeuge betankt oder Passagiere transportiert werden. Dies sei am Mittwoch mehrfach der Fall gewesen.
Zusammengerechnet habe die Abfertigung mehr als 2,5 Stunden stillgestanden, so Niemeyer:. „Das hat zwangsläufig Auswirkungen auf den Flugverkehr, unter anderem mit Verspätungen, die sich dann über den gesamten Flugtag aufbauen – wie ein Domino-Effekt.“
Nachtflüge – warum die Fluglärmschutzbeauftragte Ausnahmen gewährte
Viele Gebiete hätten immer wieder nicht durchflogen werden können, sodass die Flugsicherungen andere Routen haben finden müssen. Das sei ein komplexes Unterfangen, sagte die Lärmschutzbeauftragte Pieroh-Joußen: „Deswegen habe ich Ausnahmegenehmigungen erteilt, unter anderem auch für den Start nach Gatwick um 0.27 Uhr.“ Easyjet hob dahin ab.
Nach 0 Uhr durften je eine Eurowings-Maschine aus Barcelona und Alicante landen sowie ein Marabu-Jet aus Korfu. Für zwei weitere Flugzeuge und deren Passagiere endete die Reise allerdings in Hannover statt in Hamburg. Sie wurden zum Flughafen Langenhagen umgeleitet, für den keine Nachtflugbeschränkung gilt.
Zwei Eurowings-Jets mussten in Hannover statt in Hamburg landen
Betroffen war jeweils ein Eurowings-Jet aus Mallorca und aus Lissabon, die erst nach 1 Uhr in Niedersachsen landeten. Zwar hatten auch diese Maschinen Ausnahmegenehmigungen. Aber Pieroh-Joußen hatte vorgegeben, dass die Sonderregelung am Flughafen Hamburg bis maximal 0.45 Uhr gelten solle.
Für die Passagiere des Lissabon-Fluges habe man einen Bodentransport zum Flughafen Hamburg organisieren können, sagte Eurowings-Sprecher Florian Gränzdörffer: „Leider war dies aufgrund der Kurzfristigkeit und begrenzter Ressourcen vor Ort für die Gäste aus Palma de Mallorca nicht sofort möglich.“
Flughafen Hamburg: Vor allem Eurowings strich massiv Flüge
Man bedauere die Unannehmlichkeiten für die Passagiere und werde allen berechtigten Forderungen nachkommen. „Die betroffenen Passagiere können die ihnen durch die Ausweichlandung entstandenen Kosten bei uns einreichen“, sagte Gränzdörffer. Am Mittwoch musste allein Eurowings wetterbedingt 18 Flüge von und nach Fuhlsbüttel streichen.
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Am Donnerstag laufe der Flugbetrieb bisher normal, sagte der Eurowings-Sprecher am Nachmittag. Lediglich in Catania sei der Flughafen wegen des Feuer spuckenden Ätnas dicht und der Hamburger Flug dorthin gestrichen worden. Airport-Sprecherin Niemeyer hatte am Vormittag offen gelassen, ob es im Tagesverlauf zu Wetterauswirkungen auf den Luftverkehr kommen werde.
Klar sei, dass jegliche Störungen an irgendeiner Stelle des eng verbundenen Luftverkehrssystems – wie die Aktion der Letzten Generation an mehreren deutschen Flughäfen – Auswirkungen auf nachfolgende Flüge an anderen Orten und Flughäfen haben. Bis Donnerstagnachmittag bewegten sich die Verspätungen und Flugausfälle am Flughafen Hamburg weitgehend im üblichen Rahmen.
Flughafen Hamburg: Hohe Zahl an Flügen nach 23 Uhr im Juli
Insgesamt gibt es aber eine erhebliche Zunahme des Flugverkehrs nach 23 Uhr am Flughafen Hamburg. „Wir hatten im Juli 199 Verspätungen, das sind so viele wie nie zuvor“, sagte Pieroh-Joußen. Auch im August seien es bis zur Monatsmitte bereits 70 gewesen. Das sind schlechte Nachrichten für die Anwohner in den Einflugschneisen. Die Fluglärmschutzbeauftragte: „Das belastet und beschäftigt die Leute sehr, und das ist auch gesundheitlich bedenklich.“