Norderstedt. Riesenpech für André Wallenborn: Abwehrmann spricht über verhängnisvolle Szene aus dem Derby gegen Todesfelde und die Diagnose.

In der 65. Minute der Fußball-Regionalligapartie von Eintracht Norderstedt gegen den SV Todesfelde (1:0) stockte den 925 Fans im Edmund-Plambeck-Stadion am Sonntagnachmittag der Atem. André Wallenborn, 29 Jahre alter linker Innenverteidiger der Eintracht, klärte einen Ball in der Gefahrenzone am eigenen Fünfmeterraum in größter Not – und ging sofort mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Schnell war klar: Der Defensivspezialist musste ausgewechselt werden. Mit einem Verband, mindestens doppelt so dick wie sein linkes Knie, humpelte Wallenborn vom Feld.

Die Diagnose erfuhr er am Montag nach der MRT-Untersuchung: Anbruch des Schienbeinkopfes, Zerrung des vorderen Kreuzbandes, schwere Zerrung des Außenbandes und Belastung weiterer Bänder. Prognostizierte Ausfallzeit: wenn alles glatt läuft, acht bis zehn Wochen.

Verletzungsschock in Norderstedt: Wichtiger Spieler fehlt Eintracht lange

Normalerweise müsste diese Story jetzt das Narrativ des Pechvogels aufgreifen. Zwei Muskelfaserrisse und einen Muskelbündelriss musste Wallenborn, seit Sommer 2022 in Diensten der Eintracht, nämlich bei den Garstedtern schon überstehen. In seiner ersten Regionalligaspielzeit an der Ochsenzoller Straße brachte es der frühere Spieler von Oberligameister Altona 93 auf 25 Einsätze, in seiner zweiten auf 13. Läuft es diese Saison schlecht – heilt die Verletzung, die konservativ behandelt wird, also nicht wie gewünscht oder er zieht sich noch weitere Verletzungen zu – könnten diesmal sogar weniger werden.

Doch Wallenborn sieht sich nicht als Pechvogel. „Ich habe mein Bein beim Aufprall leider überstreckt“, beschreibt er die Rettungstat gegen Todesfelde. „Aber aus meiner Sicht hatte ich Glück im Unglück. Die Bänder haben gut gehalten und keine schweren Abrisse davongetragen. Auch der Schienbeinkopf ist nicht gebrochen. Das ist sehr gut.“

„Es hätte viel schlimmer kommen können“

Die Erklärung für sein ungewöhnliches Statement liefert er gleich mit. „Ich bin ein Typ, der grundsätzlich versucht, in allem das Positive zu sehen. Es hätte viel schlimmer kommen können, zum Beispiel mit einer Operation. Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, in der Hinrunde noch eingreifen zu können.“

Darüber freuen würden sich in Norderstedt alle. Wallenborns Wert für das Team steht außer Frage. Eintrachts Linksverteidiger Dane Kummerfeld sprach noch vor der Partie gegen Todesfelde von dem „superschönen Gefühl“, auf seiner linken Seite durch Wallenborn defensiv abgesichert zu werden. Sportchef Denny Schiemann bezeichnet Wallenborn als „enorm wichtigen Spieler für uns“ und lobt: „Er ist mental stark, sodass er noch besser zurückkommen wird, da bin ich mir sicher.“

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Trainer Jean-Pierre Richter, der nun mangels Innenverteidigern vielleicht auf Viererkette umstellen muss, adelt Wallenborn, den das Team vor der Saison zum Vize-Kapitän wählte, als „Führungsspieler und sehr wichtigen Faktor, warum wir in der vergangenen Saison die Klasse gehalten haben. André übernimmt viel Verantwortung fürs Team auf und neben dem Platz“. Der geehrte Linksfuß, der seine Physiotherapie im Lans Medicum absolvieren wird, „freut sich sehr über diese Meinungen zu mir. Ich spüre schon seit einiger Zeit die hohe Wertschätzung und das mir entgegengebrachte Vertrauen“, so Wallenborn.

Beruflich muss Wallenborn, der in einer IT-Unternehmensberatung Arbeitskollege vom ebenfalls verletzten Eintracht-Außenbahnspieler Nils Brüning (Bänderriss) ist, nun nur eine Woche aussetzen. Nach der Erholungsphase will er daran arbeiten, so schnell wie möglich auf dem Platz zu stehen. „Vielleicht kann ich nebenbei“, so Wallenborn, „in der Reha auch meine Muskulatur stärken. Ich will die Zeit nutzen, um meinen Körper wieder in Schuss zu kriegen.“ Mit der Formel, die Wallenborn auszeichnet: harte Arbeit und Optimismus.