Norderstedt. Goethestraße und Am Sood in Garstedt werden ausgebaut. Das hat die Politik beschlossen. Bürger melden sich in Sitzung zu Wort.

  • Beschlossen: Die Goethestraße und Am Sood in Garstedt werden ausgebaut.
  • Die Anlieger müssen einen Großteil der Kosten von 1,744 Millionen Euro übernehmen.
  • Im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr haben sich viele Anwohner geäußert.

Jetzt ist es offiziell: Die Goethestraße sowie Am Sood in Garstedt werden erstmalig ausgebaut, einen Großteil der Kosten von 1,744 Millionen Euro müssen die Anlieger beziehungsweise die Grundstückseigentümer mit jeweils fünfstelligen Straßenausbaubeiträgen übernehmen. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr in Norderstedt fasste den Beschluss fast einstimmig (nur die AfD stimmte dagegen). Während das Thema für die Politik nun abgehakt ist, wurde während der Sitzung deutlich: Das Vorhaben bewegt die Menschen in der Nachbarschaft.

Denn mehrere Bürgerinnen und Bürger meldeten sich ausführlich zu Wort. Ein Anwohner der Goethestraße kritisierte die aus seiner Sicht unzureichende Kommunikation. So habe man erst aus der Zeitung erfahren, wie der aktuelle Planungsstand sei – und dass die Investition teurer werde. „Das ist nicht in Ordnung. Wir brauchen eine bessere Kommunikation seitens der Verwaltung und des Planers.“ Er bat um einen „Ansprechpartner für einen reibungslosen Ablauf auf Vertrauensbasis“. Baudezernent Christoph Magazowski machte den Anwesenden daraufhin das Angebot, Anfragen direkt an ihn per Mail zu schicken, „ich verteile das dann“.

Norderstedt: Anwohner in Garstedt müssen für Straßenausbau zahlen

Ebenso plädierte der Bürger dafür, die günstigere Variante zu wählen, „da wir belastet werden“. Das geschah letztlich auch, die Verwaltung hatte das auch so empfohlen. Klar ist: Die Zahl der Parkplätze außerhalb der Grundstücke wird geringer sein, von elf auf vier etwa in der Goethestraße. Gänzlich neu ist das nicht, es gab im September 2023 eine Informationsveranstaltung in der Grundschule Gottfried-Keller-Straße.

Ein Hauptproblem neben dem maroden Straßenzustand, das durch den Ausbau behoben werden soll, ist die weitestgehend nicht vorhandene Entwässerung. Bei starkem Regenfall kann das erhebliche Folgen haben, wie eine Frau berichtete, die Am Sood wohnt. „Das Regenwasser aus der Goethestraße läuft direkt an uns vorbei. Bei Starkregen kommen wir nur mit Gummistiefeln aus dem Haus.“

Stadt lehnt eine Einbahnstraße ab

Auch die Frage, ob hier nicht eine Einbahnstraße eingerichtet werden könne, kam auf. Christine Haß vom Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr erklärte, dass dies nicht vorgesehen sei, „da dies häufig zu Umwegfahrten und auch zur Erhöhung der Geschwindigkeit führen würde“.

Kompliziert wird es auch bei der Energieversorgung. Denn das Quartier ist nicht für den Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadtwerke vorgesehen. Ein Bürger schlägt vor, das zu überdenken, es gebe „10+ Leute, die Interesse haben“, sagte er. „Wäre es nicht ökonomisch sinnvoll, hier Fernwärme hinzulegen, wenn man die Straßen schon aufbuddelt?“

Im Vergleich: Die Straße Scharpenmoor (links) wurde bereits ausgebaut, Am Sood (rechts) soll später ähnlich gestaltet sein.
Im Vergleich: Die Straße Scharpenmoor (links) wurde bereits ausgebaut, Am Sood (rechts) soll später ähnlich gestaltet sein. © Christopher Mey | Christopher Mey

Fernwärme: Bisher kein Anschluss an Stadtwerke-Netz vorgesehen

Der Baudezernent entgegnete, dass man sich noch einmal zusammensetzen könne, verwies aber auch auf die hohen Kosten und darauf, dass es schnell gehen müsse. „Wenn sie eine Heizung mit einer Lebensdauer von fünf Jahren haben, rechnet sich das nicht.“ Generell ist das in Norderstedt vielfach so: Ältere, von Einzelhäusern geprägten Wohngebiete haben hier Nachteile gegenüber neueren Gebieten mit Mehrfamilienhäusern.

Christine Haß fasste noch einmal zusammen, warum die beiden Straßen ausgebaut werden müssen. Zunächst die Goethestraße: „Wir haben eine schmale, maximal 4,50 Meter breite, asphaltierte Fahrbahn, mit starken Rissen durchzogen, es ist kein Gehweg vorhanden, kein Regenkanal, der Randbereich ist nicht befestigt.“ Am Sood sei „ähnlich“, mit „sehr vielen Schäden in der Fahrbahn“. Teilweise gibt es hier zwar im südlichen Bereich von Auenweg bis Ohechaussee eine Entwässerung, die sei aber „nicht ausreichend dimensioniert“.

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Eine Variante nach dem Prinzip des „Shared Space“ wurde ausgewählt, genauso war vor einigen Jahren bereits der Scharpenmoor ausgebaut worden, also eine direkte Nebenstraße. Die Kostensteigerung hängt laut Verwaltung mit dem geplanten Regenkanal zusammen, das werde aber nicht umgelegt, sodass unter dem Strich 1,3 bis 1,4 Millionen Euro bleiben, die von den Anliegern übernommen werden – anteilig und abhängig von der jeweiligen Grundstücksgröße.

Norderstedt: Straßenausbaubeiträge sind gesetzlich vorgeschrieben

Dass Norderstedt längst keine Straßenausbaubeiträge bei Sanierungen mehr erhebt, ist hier irrelevant, denn beim erstmaligen Ausbau schreibt das Baugesetzbuch, also Bundesrecht, zwingend diese Praxis vor. Sprich: Auch eine Klage würde keinen Erfolg bringen. Insgesamt gibt es Dutzende Straßen, die auf diese Weise in den nächsten fünf bis zehn Jahren modernisiert werden, und aller Voraussicht nach immer mit diesem Zahlungsprinzip.

Der grobe Zeitplan sieht vor, dass der Ausbau von Am Sood und Goethestraße in diesem und im nächsten Jahr stattfinden wird. Die detaillierte Abrechnung würde erst im Anschluss erfolgen, die Bürgerinnen und Bürger werden vielleicht 2026 wissen, was sie zahlen müssen. In der Regel ist es nicht nötig, den gesamten Betrag sofort zu überweisen, vielmehr dürfte die Verwaltung je nach Situation auch längerfristig gestreckte Ratenzahlungen akzeptieren.