Norderstedt. In mehreren Straßen wird Norderstedt Anlieger fünfstellig zur Kasse bitten. Was genau geplant ist und warum das keine Einzelfälle sind.

Noch in diesem Jahr will die Stadt Norderstedt zwei Anliegerstraßen in Garstedt erstmalig ausbauen. Und sofern der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr in seiner Sitzung am Donnerstag, 18. Juli (18.15 Uhr, Sitzungsraum 2), der Maßnahme endgültig zustimmt, wird das für die Anwohner beziehungsweise die Grundstückseigentümer finanzielle Konsequenzen haben. Denn für die Goethestraße sowie Am Sood gilt jeweils: 90 Prozent der Kosten von 1,744 Millionen Euro werden von den betroffenen Bürgern übernommen. Es gibt keine Alternative, hat die Verwaltung wiederholt betont, auch in öffentlichen Infoveranstaltungen.

Das Problem ist nämlich: Die 670 Meter Straßenzug zwischen Ohechaussee und Schillerstraße gelten als „noch nicht endgültig hergestellt“, in der Tat ist die Fahrbahn hier auch in einem teilweise desolaten Zustand, bröckelt, ist an den Rändern unbefestigt und stellt mit ihren Schlaglöchern durchaus eine Gefahr dar. Die Stadt beschreibt es so: Weder der Ausbaustandard noch die technischen Mindestanforderungen an eine Wohnstraße“ seien gegeben. Die Goethestraße hat nicht einmal einen Regenwasserkanal, Am Sood nur teilweise. Früher lief Stadtplanung eben oftmals etwas hemdsärmeliger ab als im 21. Jahrhundert.

Straßenausbau in Garstedt: Hier müssen die Eigentümer zahlen

Straßenausbaubeiträge werden in Norderstedt zwar seit 2018 nicht mehr erhoben, sie sind längst abgeschafft, doch das greift in diesen Fällen nicht. Das Baugesetz, also Bundesrecht, schreibt die aus Sicht mancher Menschen vermutlich ungerechte Kostenaufteilung vor. Die einzige andere Option wäre, gar nichts zu machen, aber auch das wäre wohl kaum im Sinne der Nachbarschaft. „Durch die erstmalige und endgültige Herstellung des Straßenzuges können die Gewährleistung der Verkehrssicherheit und die technischen Mindestanforderungen für Wohnstraßen erfüllt werden“, so die Verwaltung.

Im vergangenen Herbst wurden den Anwohnerinnen und Anwohnern zwei Varianten vorgestellt, die Mehrheit sprach sich für einen „Shared Space“ aus, vergleichbar etwa mit jenem in der Straße Scharpenmoor. Die Tempo-30-Zone würde „einheitlich gepflastert“, die Bereiche für Fußgänger, Radverkehr und motorisierte Fahrzeuge wären aber nicht voneinander getrennt.

„Shared Space“ statt kaputter Wohnstraße

„Die Parkplätze werden fahrbahnbegleitend durch einen anderen Oberflächenbelag – in diesem Fall versickerungsfähiges Pflaster – hergestellt. Auch in den Einmündungsbereichen und im Kurvenbereich wird das Pflaster anders verlegt“, heißt es. Der Verkehrsraum soll mindestens 3,80 Meter breit sein, um Begegnungsverkehr zu ermöglichen, Grünflächen und Bäume würden integriert.

Sofern die Politik den Vorschlag absegnet, soll der Straßenausbau möglichst schnell ausgeschrieben werden, sodass die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen und dann 2025 abgeschlossen sein können. Wie viel die Eigentümer letztlich tatsächlich zahlen müssen, lässt sich noch nicht zahlen, die endgültige Kostenermittlung findet erst nach Beendigung der Maßnahme statt.

500 Quadratmeter Grundstück gleich 14.500 Euro?

In der Vergangenheit hatte die Stadt eine Musterrechnung aufgestellt, wonach 500 Quadratmeter Grundstück einem Ausbaubeitrag von durchschnittlich 14.500 Euro entsprechen würden. In der Regel müssen derartige Rechnungen auch nicht sofort vollends beglichen werden, es lassen sich auch „Verrentungs“-Modelle vereinbaren, also eine Streckung.

Mehr zum Thema

Goethestraße und Am Sood sind keine Einzelfälle, insgesamt gibt es in Norderstedt Dutzende vergleichbarer Straßen, die zum Teil auch bereits im laufenden Doppelhaushalt 2024/2025 berücksichtigt worden sind. Dazu gehört der Achternkamp zwischen Friedrichsgaber Weg und Buckhörner Moor, wo es auf 140 Metern nur vier Eigentümer gibt, die sich die Kosten (141.000 Euro) aufteilen müssen.

Norderstedt: Zahlreiche weitere Ausbauvorhaben in den nächsten Jahren

Ein weiteres Beispiel ist die Tannenallee in Harksheide, die Arbeiten für 615 Meter Straße würden 1,271 Millionen Euro, allerdings ist dieses Verfahren noch nicht so weit fortgeschritten. Ebenso 2024 und 2025 ausgebaut werden sollen die Hökertwiete (630.000 Euro), der Lupinenweg zwischen Langer Kamp und Lütjenmoor (320.000 Euro), aber auch hier fehlen noch politische Beschlüsse.

Für 2026 plant Norderstedt die Erschließungen im Auenweg, einer Abzweigung von Am Sood (230.000 Euro), ebenso in Garstedt in der Ahornallee (660.000 Euro) und im Tulpenweg zwischen Langer Kamp und Wiesenstraße (570.000 Euro).