Norderstedt. Gefährliche Schnappschildkröte wiegt 7 Kilo und wurde ausgesetzt. Tier kann Enten fressen und locker Besenstiele durchbeißen.

Sie hat sogar einen Namen: Sascha. Das sieben Jahre alte Schnappschildkröten-Männchen wurde jetzt von Norderstedtern im See des Stadtparks Norderstedt gefunden, wie Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrums Sparrieshoop bestätigt. „Ich wurde angerufen, um sie abzuholen. Als ich sie sah, war ich froh, dass die Finder nicht gebissen worden waren.“

Gemeldet hatten die Leute eine Wasserschildkröte. Doch es handelte sich um eine extrem bissige Schnappschildkröte. Erdmann holte das 6,8 Kilogramm schwere Tier mit dem Kescher aus dem Wasser. Der Experte ist seit mehr als 30 Jahren in der Wildtierhilfe aktiv und muss immer wieder exotische Tiere bergen. Schnappschildkröten sind selten und gehören nicht in die heimische Wildbahn.

Schnapp-Alarm im Stadtparksee in Norderstedt

Sascha, die Schnappschildkröte kann ohne Weiteres einen Besenstiel oder eine Kinderhand durchbeißen.
Sascha, die Schnappschildkröte kann ohne Weiteres einen Besenstiel oder eine Kinderhand durchbeißen. © Wildtier- und Artenschutzzentrum | Wildtier und Artenschutzzentrum

„Seit 1999 besteht ein Haltungsverbot in Deutschland für diese Tiere. Weil sie so gefährlich sind. Deswegen ist es nur zoologischen Einrichtungen gestattet, diese Tiere zu halten“, sagt Erdmann. „Die Tiere können ohne Weiteres einen Besenstiel oder eine Kinderhand durchbeißen. Und die fressen ganze Enten.“

Beheimatet seien die auch Alligatorschildkröten genannten Tiere in Nordamerika. Deshalb sind sie auch kühle Temperaturen, wie unseren Breitengraden vorherrschen, gewohnt. „Wahrscheinlich wurde das Tier ausgesetzt“, sagt der Leiter der Wildtierstation.

Stadtpark-Chef empört über die Aussetzung

Am 18. Mai geht die Badesaison im Strandbad am Norderstedter Stadtparksee los. Stadtpark-Chef Kai Jörg Evers, Strandbad-Leiterin Martina Bertram, Stadtpark-Geschäftsführerin Eva Reiners und Gastronomiebetreiber Martin Hüpenbecker (v.l.) freuen sich auf den Start.
Am 18. Mai geht die Badesaison im Strandbad am Norderstedter Stadtparksee los. Stadtpark-Chef Kai Jörg Evers, Strandbad-Leiterin Martina Bertram, Stadtpark-Geschäftsführerin Eva Reiners und Gastronomiebetreiber Martin Hüpenbecker (v.l.) freuen sich auf den Start. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Stadtpark-Geschäftsführer Kai-Jörg Evers wurde am Freitag von der Nachricht des ungebetenen Gastes aus dem Stadtparksee überrascht. „Davon war uns nichts bekannt“, sagt er verblüfft. „Tatsächlich hatte unsere Mitarbeiterin im Strandbad aber mal gemeldet, eine Schildkröte im See gesichtet zu haben. Doch die war danach verschwunden.“

Evers findet es alles andere als lustig, dass Unbekannte offenbar gefährliche Tiere im Stadtparksee aussetzen. Besonders, wenn es sich um derart bissige Exemplare handelt. „Das ist völlig unverantwortlich. Für uns ist das allerdings schwer zu kontrollieren und zu verhindern.“

Am Sonnabend startet im Stadtparksee offiziell die Badesaison. Man mag sich gar nicht vorstellen, was bei Zwischenfällen mit der Kröte und Badegästen alles hätte passieren können. Auch die Wasserski-Sportler werden eher beruhigt sein, dass der bissige Sascha nicht mehr im See umherschwimmt.

Auch in Ahrensburg wurde eine Kröte entdeckt

Erstaunlicherweise ist Sascha aus Norderstedt nicht die einzige Schnappschildkröte, die jetzt in Sparrieshoop aufwendig gesichert und umsorgt werden muss. Erst vorige Woche hatte das Team der Wildtierretter eine Schnappschildkröte aus Ahrensburg abgeholt.

Im See im Kreis Stormarn war die Schildkröte bereits voriges Jahr gemeldet worden. Doch im grauen Herbst und nassen Winter verlor sich die Spur. Als es hieß, „Schnappi ist wieder da“, machten sich die Wildtierretter aus dem Kreis Pinneberg auf den Weg. Aus Ahrensburg brachten sie sogar ein fast doppelt so schweres Exemplar mit nach Hause.

Schnappschildkröte Sascha soll in einen Zoo

In der Wildtierstation in Sparrieshoop müssen die beiden großen Schildkröten aufgrund ihrer Aggressivität sogar voneinander getrennt gehalten werden. In dem Gewässer sind doppelte Sicherungen notwendig, denn die Tiere können über Zäune klettern, und, wie gesagt, kräftig zubeißen.

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Vorerst werden die beiden „Schnappis“ mit Fischen gefüttert, die ursprünglich für die jungen Otter gebracht wurden. Christian Erdmann und seine Mitstreiter hoffen jetzt, dass schnell ein Zoo zugreift, um die Tiere aufzunehmen. Per Mail sind die möglichen Partnergehege bereits informiert.

Ordnungsamt Norderstedt bezahlt Aufenthalt

Für Erdmann ist es nicht die erste Begegnung mit den gefährlichen Tieren, die sich im See auch gern mal eine Ente schmecken lassen. 2010 und 2011 hat Erdmann schon Schnappschildkröten aus dem Kellersee in Ostholstein geborgen. Diese Tiere leben nun in niedersächsischen Zoos.

Diese Chance, die beeindruckenden Wildtiere aufzunehmen, haben nun weitere Tierpark-Gesellschaften. Auch die Ordnungsämter aus Norderstedt und Ahrensburg wären über eine rasche Vermittlung froh. Denn sie müssen den jetzigen Aufenthalt finanzieren. Und spätestens im Winter, wenn Schildkröten und Co. in frostfreie Räume wechseln müssen, wird es eng.

Schnappschildkröten werden über hundert Jahre alt

Was man noch über Schnappschildkröten wissen muss, verrät Wikipedia: Sie erreicht mit einer maximalen Länge von 45 cm ein Gewicht von 16 Kilogramm. Die Schnappschildkröte lebt in langsam fließenden Gewässern, schlammigen Seen, Teichen und Tümpeln mit morastigem Grund. Die genutzten Gewässer weisen alle einen dichten Pflanzenbewuchs auf. Schnappschildkröten liegen meist versteckt im Schlamm oder zwischen Pflanzen. Sie unternehmen gelegentlich Wanderungen von einigen Kilometern über Land, oft auf der Suche nach neuen Gewässern.

In ihrem nördlichen Verbreitungsgebiet überwintert die Schnappschildkröte eingegraben im Gewässerboden. Schnappschildkröten wachsen sehr langsam und haben in Gefangenschaft ein maximales Alter von 39 Jahren erreicht. Über ihr Höchstalter in freier Natur ist wenig bekannt; Langzeitdaten aus dem Algonquinpark in Ontario, Kanada, deuten aber darauf hin, dass die Tiere über hundert Jahre alt werden können.