Norderstedt. Wichtiger Führungsposten in Norderstedt ist nun besetzt. Die 53-Jährige bringt viel Erfahrung mit und eine besondere Lebensgeschichte.
An ihr Gesicht werden sich die Menschen in Norderstedt noch gewöhnen müssen: Als Sozialdezernentin und zugleich 2. Stadträtin hat Kathrin Rösel in dieser Woche einen der Top-Posten im Rathaus angetreten. Es ist ein Job mit großer Öffentlichkeit, mit unzähligen Berührungspunkten in viele Bereiche des öffentlichen Lebens in der Stadt. Nachdem sie im März von der Stadtvertretung gewählt worden war, ist die 53-Jährige nun Nachfolgerin von Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder, die bekanntlich zuvor Dezernentin war. Und beim ersten Gespräch hat Rösel bereits einige spannende Details ihrer eigenen Lebensgeschichte verraten.
Denn sie ist in der DDR aufgewachsen, geboren in Stendal (Sachsen-Anhalt), also keine Norddeutsche, hatte zuvor auch keinen Bezug zu Norderstedt. „Bei der Wende war ich 18 Jahre alt“, so Rösel, die das jüngste von vier Kindern ist. Die politischen Verhältnisse hinter dem Eisernen Vorhang sorgten bei ihr für einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Berufsweg. Denn sie ist gelernte Maschinenbauerin, ohne ideologisches Bekenntnis zum Sozialismus war es sehr schwierig, zu studieren, erinnert sie sich, daher machte sie zunächst eine Lehre.
Neue Sozialdezernentin in Norderstedt: Kathrin Rösel stellt sich vor
Der Mauerfall, bei dem sie live dabei war („Das sind Bilder, die man nie vergisst“), sei daher „gerade noch rechtzeitig“ gekommen, „sodass ich studieren durfte“. Das tat sie in Westberlin, an der FU, dann später in Braunschweig. „Anfang der 90er in Berlin, das war eine aufregende Zeit.“ Rösel ist Diplom-Pädagogin, hat zudem einen Masterabschluss in Sozialmanagement. Sie war in verschiedenen Funktionen im Landkreis Gifhorn tätig, saß als Nachrückerin für die CDU ein Jahr im Deutschen Bundestag – und leitete bis zuletzt das Sozialdezernat im Altmarkkreis Salzwedel.
„Ich freue mich total, dass es endlich losgeht“, so Kathrin Rösel, die ihr Büro im 3. Stock bereits bezogen hat. „Ich habe so langsam das Gefühl des Ankommens.“ Viele Bereiche seien ihr nicht neu, „ich habe daran anknüpfen können, wenn auch mit regionalen Besonderheiten und Herausforderungen“. Was noch fehlt, ist eine eigene Referentin, diese Stelle wird nun ausgeschrieben.
Norderstedt und der Altmarkkreis Salzwedel: Große Unterschiede
Der Altmarkkreis ist zwar ungefähr gleich groß wie Norderstedt, unterscheidet sich ansonsten aber deutlich. „Eine Gemeinsamkeit ist die Einwohnerzahl, aber es ist ein Flächenlandkreis von der Größe des Saarlandes. Ein großer Unterschied, und auch ein Grund, warum ich hier tätig sein wollte: Wir sind Träger aller Schulformen bis auf die Berufsschule, hier ist Bildung aus einer Hand umsetzbar. Norderstedt ist eine junge Stadt von den Einwohnern her. Salzwedel ist ein alternder Landkreis mit sinkender Bevölkerungszahl. Aber wenn ich von Bevölkerungswachstum rede, muss die Infrastruktur mitwachsen, die Schulen, die Bildungs- und Betreuungsangebote.“
Sie wisse, welche großen Aufgaben auf sie in Norderstedt zukommen werden. „Nicht nur das Bildungshaus und die TriBühne, sondern im Schulbereich mit den Neubauten und den Sanierungen, und auch mit der Integration und der Unterbringung von Geflüchteten. Da gilt es, gute und tragfähige Lösungen zu finden.“ Aber: „Es wäre an Tag vier vermessen zu sagen, dass ich zu 100 Prozent den Überblick hätte.“
Eine „Feuertaufe“ bestand sie bereits mit der ersten Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport am Mittwoch. Die Politik beauftragte die Verwaltung hierbei unter anderem, einen Standort für eine Ausweichschule zu suchen, um einen angemessenen Unterricht für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten. Denn die viele Sanierungen und Neubauvorhaben im nächsten Jahrzehnt sind nicht nur finanziell, sondern auch pädagogisch eine Herausforderung.
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Norderstedt: Rösel verantwortet rund 500 Mitarbeitende und viele Millionenprojekte
Generell ist die Bandbreite an Verantwortungsbereichen im Sozialdezernat ist sehr groß. Dieses verwaltet im Rathaus das höchste Budget, umfasst 500 Mitarbeitende, dazu gehören Jugendamt, Amt für Schule und Sport, Amt für Kindertagesbetreuung, Amt für Bildung und Kultur, das Sozialamt und die Stabstellen für Integration und Asyl sowie für Chancengleichheit und Vielfalt. Millionenprojekte wie das Bildungshaus und der Campus Glashütte liegen auf ihrem Schreibtisch.
Privat ist Rösel, die einen erwachsenen Sohn hat, schon vor einigen Wochen umgezogen. „Über Adlershorst habe ich eine Wohnung gefunden. Und ich habe eine tolle Joggingstrecke gefunden.“ Die Sozialdezernentin ist leidenschaftliche Läuferin, hält sich aber auch beim Indoor-Cycling fit. Ihre Tätigkeit schränkt sie hierbei aber zeitlich ein, abends im Fitness-Studio wird man sie eher nicht antreffen. In der Regel mache sie jeden Tag vor der Arbeit eine Stunde Sport, sagt sie.