Norderstedt. Bloß nicht zu abgehoben: „Wohlfühl-Ort“ soll sympathischen Namen bekommen. Was Verwaltung vorschlägt, klingt aber eher technokratisch.

Einmalig soll es sein, ein Leuchtturm, der weit über Norderstedt hinaus strahlt, Wissens- und Kulturvermittler, Treffpunkt für die Menschen: wohlklingende Attribute für das Bildungshaus. Der Multifunktionskomplex am Herold-Center, der 47,5 Millionen Euro kostet und seine Türen für die Bürger und Bürgerinnen erstmals im Frühjahr 2026 öffnen wird, braucht einen neuen Namen.

Offizielle Titel wie „Bildungshaus Norderstedt“ oder „Wissenszentrum Nord“ haben immer drei Nachteile, befand die Verwaltung, als sie im Kulturausschuss den Politikern ihre Namens-Ideen präsentierte: „Sie bauen eine Hemmschwelle auf, die Menschen denken, nur eine dem Namen entsprechende Beschäftigung berechtigt zum Aufenthalt im Haus“, heißt es in der Präsentation.

Bildungshaus Norderstedt: Bloß nicht zu akademisch

Kaffee trinken, klönen und lernen, und das mit Spaß: All das soll das neue Bildungshaus bieten.
Kaffee trinken, klönen und lernen, und das mit Spaß: All das soll das neue Bildungshaus bieten. © Stadt Norderstedt:Montage Heike Kiesel | Stadt Norderstedt

Zudem könnten potenzielle Besucher befürchten, womöglich einer intellektuellen Erwartung gerecht werden zu müssen. „Bildungshaus Norderstedt“ oder „Wissenszentrum Nord“ seien keine emotionalen Namen. „Sie vermitteln keine Wärme, keinen Spaß, keine Nähe und keine Sympathie, klingen nicht einladend, sondern statisch und geschlossen, im schlimmsten Fall sogar abgehoben“, so die Verwaltung weiter.

Genau solche Assoziationen soll das Bildungshaus vermeiden. Gebraucht werde vielmehr ein Name, der nicht offiziell klingt, sondern positiv, freundlich, einer, der einlädt in einen „Wohlfühl-Ort“, an dem man nette Menschen treffen, was erleben, Spaß haben, sich aber auch in lockerer und inspirierender Atmosphäre bilden und informieren kann. Der Name müsse nicht speziell darauf hinweisen, dass im Bildungshaus Volkshochschule, Stadtarchiv und Stadtbücherei zu finden sind, das sei den Menschen schnell klar.

„Es ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und ganz entspannt verweilen kann“

Doch die Verwaltung belässt es nicht bei den vielfältigen Gedankenspielen und Beschreibungen, mit denen sie das Norderstedter Renommierprojekt verknüpft, sie macht auch konkrete Vorschläge: „nook“ lautet der Erste. „Es ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und ganz entspannt verweilen kann. Ein zweites Zuhause für alle, in dem man es sich gemütlich machen und dabei lernen, erleben und genießen kann“, heißt es zur Begründung. Ein Haus, das „ok“ ist und mitten in Norderstedt (abgekürzt „no“) liegt.

Für den zweiten Titel klopfen sich die Namensgeber selbst auf die Schulter: „Das Konzept des Bildungshauses hat eine glatte Eins verdient“, das Haus sei die Nummer 1 für eine gute Zeit. Zusammengefasst wird das Lob im Namen „UNO“, den es allerdings auch für ein beliebtes und weit verbreitetes Kartenspiel gibt, das nicht nur Kinder spielen.

Gesucht: ein Name für das neue Norderstedter Bildungshaus

Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder legt mit Kulturamtsleiter Dieter Powitz (l.) und Architekt Jan Musikowski den Grundstein für das Bildungshaus.
Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder legt mit Kulturamtsleiter Dieter Powitz (l.) und Architekt Jan Musikowski den Grundstein für das Bildungshaus. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Die dritte Variante bezieht sich auf die Bedeutung des Bildungshauses als „dritter Ort“, ein Ort außerhalb von Familie und Arbeitsplatz, an dem man Freunde treffen, „die Seele streicheln“ lassen kann, „entdecken, schnacken, durchatmen, lernen“. Der Hinweis auf die Stadt, in der es diesen „Traumort“ gibt, darf natürlich nicht fehlen, und so ist beim Denkprozess „NORT3“ herausgekommen. Das „O“ ist in der Mitte wellenförmig geteilt und entspricht dem Symbol aus dem Logo der Stadt Norderstedt.

Noch haben die Verantwortlichen ein Dreivierteljahr Zeit, um Norderstedts Leuchtturmobjekt einen treffenden und eingängigen Namen zu verpassen. Als im Mai der Grundstein gelegt wurde, sagte Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder, das Haus solle zwar am 25. April nächsten Jahres mit einem Fest eingeweiht werden, aber: Wirklich fertig und für die Bürgerinnen und Bürger nutzbar sein werde das Bildungshaus erst ein Jahr später. Im Frühjahr 2026 sei alles vollkommen eingerichtet, alle Mitarbeitenden würden an Bord sein und die Möbel und Medien ihren Platz haben.

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Dann werden von der offiziellen Geburtsstunde bis zur Eröffnung für die Norderstedter und Norderstedterinnen zehn Jahre vergangen sein – 2016 ging der damalige Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote mit der Idee eines Bildungshauses für Norderstedt an die Öffentlichkeit. Und wie viele Bauprojekte vor ihm, musste auch der neue Treffpunkt finanziell Federn lassen: Grote bezifferte die Kosten noch auf 9,8 Millionen Euro. Bis zum Start werden sie sich fast verfünffachen.